Saubere Baustelle mit Fernsicht

WITTLICH. Eine kleine Besonderheit ist die Wildbrücke, die für rund zwei Millionen Euro beim Autobahnkreuz Wittlich gebaut wird, schon: Nicht nur, weil es das erste Bauwerk dieser Art in der Region Trier ist, sondern es ist bundesweit auch die erste Wildbrücke, die über eine bestehende Autobahn gebaut wird. Dafür musste der Verkehr gestern umgeleitet werden – jetzt geht's unter dem Brückenfragment durch.

Spurwechsel bei der Wildbrücken-Baustelle am Autobahnkreuz Wittlich: Kurz nach 6 Uhr haben die Arbeiter gestern begonnen, den Verkehr umzuleiten. Bisher rollte der Verkehr auf der A 1-Fahrbahn Richtung Trier, während auf den beiden Spuren in Richtung Koblenz der erste Teil der Wildbrücke aus dem Boden gestampft wurde.300 Tonnen Stahl, 7200 Tonnen Beton

Mitte Juni 2006 haben die Bauarbeiten begonnen, Ende 2007 soll die Brücke auch begrünt sein, so dass sie von den Wildtieren angenommen wird. Zwei Millionen Euro gibt der Bund für den Naturschutz für Wildkatze, Dachs & Co. aus, die eine Ausgleichsmaßnahme für die B 50 neu ist, die ab dem Autobahnkreuz im ersten Teilstück bis nach Platten führen wird (der TV berichtete mehrfach). Eine zweite Wildbrücke entsteht derzeit über die noch nicht gebaute B 50 neu. Das ist auch eigentlich der normale Weg: Erst die Brückenbauwerke, dann die Straße.

"Dieses Stück der A 1 wurde aber schon Anfang der 70er Jahre gebaut. Das hier ist bundesweit die erste Wildbrücke, die über eine schon bestehende Autobahn hochgezogen wird", sagt Martin Annen von der Bauaufsicht des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Trier. "Den Verkehr merken wir aber gar nicht so", sagt Polier Manfred Hoss. Dass die Brücke über die fertige Straße gebaut wird, hat für die Arbeiter auch Vorteile. Hoss: "Das ist eine schöne, saubere Baustelle. Da stecken wir nicht wie sonst schon mal knöchelhoch im Dreck." Etwa bei der Liesertalbrücke für die B 50, wo der Polier zuvor im Einsatz war. Andererseits müssen die Arbeiter wegen des rollenden Verkehrs auch anders vorgehen.

"Normalerweise hätten wir die Brückenaufhänger gleichzeitig gebaut und dann die Decke in einem Rutsch durchgezogen", erklärt Hoss. Dann wäre es auch möglich gewesen, die Schalung für die großen Betonteile, die auf beiden Brückenseiten gleich sind, einfach auf die andere Straßenseite zu ziehen und dort dann weiter zu verwenden. "So müssen wir erst auf dieser Seite alles fertig machen und fangen dann wieder eine komplett neue Baustelle an", erklärt Hoss.

Gestern morgen starteten die Arbeiter zunächst damit, die Fahrspur Richtung Koblenz unter dem Brückenfragment durchzuleiten. Mit rot-weißen Kegeln markierten sie den Weg, jede Menge Blinklichter wiesen den Autofahrern zudem die neue Richtung, so dass es keinerlei Probleme gab. Bevor die zweite Fahrspur ebenfalls unter dem Brückenfragment durchgeführt werden kann, muss sie aus Sicherheitsgründen mit stählernen Leitplanken von der anderen abgegrenzt werden. Dafür war ein Kran im Einsatz, der die Leitplanken-Stücke von einer Seite auf die andere hievte.

Zeitgleich mit der Einrichtung der neuen Verkehrsführung zieht auch der komplette Bautross um - Traggerüste, Schalungen, Stahlträger, Stromaggregate, der Baustellen-Container und vieles mehr müssen von einer Seite der A 1 auf die andere. Ab kommender Woche beginnen dann die Ausschachtungs-Arbeiten für das Fundament der zweiten Brückenhälfte. "Damit die an das Waldgelände anschließt, müssen wir rund 10 000 Kubikmeter Erde aufschütten, die wir von der B 50 neu-Anschluss-Stelle nehmen", erklärt Annen. Schon in zwei, drei Monaten soll der fehlende Brückenteil stehen. Annen: "Das geht schneller als beim ersten Teil, da ja schon die Brückenpfeiler in der Mitte stehen und das Gelände uns mehr entgegenkommt, so dass wir nicht so viel ausschachten müssen wie bei der ersten Brückenhälfte." Wenn das mehr als 30 Meter breite und 33 Meter lange Bauwerk steht, sind mehr als 300 Tonnen Stahl und 7200 Tonnen Beton verbaut. Dann fehlt nur noch die Begrünung des Überwegs und Wildkatze und Co. können kommen.

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