Schüler-Sicherheit bewegt

Für die einen ist der Zentrale Omnibus-Bahnhof (ZOB) ein "Brennpunkt", für die anderen ein Ort ohne besonderes Gefahrenpotenzial. Nach einer Schlägerei kurz vor den Ferien haben Schüler Unterschriften gesammelt und dem Bürgermeister übergeben. Ein SPD-Ratsmitglied hat einen "Runden Tisch" angeregt. Der CDU Stadtverband fordert eine Videoüberwachung.

 Nach Schulschluss ist es am Zentralen Omnisbus-Bahnhof nicht mehr so ruhig. Eine Schlägerei kurz vor den Sommerferien hat den Platz jetzt in den Blickpunkt der Politik gerückt. TV-Foto: Klaus Kimmling

Nach Schulschluss ist es am Zentralen Omnisbus-Bahnhof nicht mehr so ruhig. Eine Schlägerei kurz vor den Sommerferien hat den Platz jetzt in den Blickpunkt der Politik gerückt. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Zwei Schüler sind kurz vor den Ferien am ZOB zusammengeschlagen worden. In der letzten Stadtratssitzung vor den Ferien forderte Anette Jondral (SPD), der Stadtrat möge sich mit der Situation befassen (der TV berichtete). Dazu ist ein Antrag des CDU-Stadtverbandes eingegangen, in dem unter anderem eine Video-Überwachung des Geländes gefordert wird.

Dem Stadtchef ist auch eine Unterschriftenliste von über 1000 Schülern übergeben worden (siehe Extra). Laut Polizeistatistik sind im vergangenen Jahr nur vier oder fünf Anzeigen von Straftaten gemeldet worden. Der Platz gilt offiziell nicht als besonderes gefährliches Pflaster. Kriminalitätsschwerpunkt hin oder her: Dennoch sind zu den Stoßzeiten, wenn über 1000 Jugendliche nach Schulschluss auf den Bus warten oder am ZOB "herumlungern" Beamte in Zivil vor Ort.

Aus Sicht mancher reicht das nicht. So wünschen die Unterzeichner der Unterschriftenlisten mehr Polizeipräsenz. Auf Kontrolle und mehr Überwachung zielt auch ein anderer Vorstoß. "Bürgerinnen und Bürger werden verängstigt, bedroht und belästigt, und wie vor einigen Tagen geschehen, bereits um die Mittagszeit mit Messer und Flaschen körperlich verletzt", schreibt Reinhold Westhöfer als CDU-Stadtverbandsvorsitzender in einem Antrag an die Stadt. Darin wird um Prüfung gebeten, ob nicht eine Videoüberwachung des ZOB möglich wäre.

Außerdem wolle man über die "Präventionsmaßnahmen der Polizei und die Methoden des Hauses der Jugend im Bereich der zugehenden Sozialarbeit" detailliert informiert werden. "Da muss etwas passieren. Die Situation kann man so nicht lassen", sagt Westhöfer, der mittlerweile jedoch davon ausgeht, dass eine VideoÜberwachung zu teuer werde. Man habe ihm Kosten von 140 000 Euro allein für die Anschaffung genannt.

Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung, sagt, die "rechtlichen und tatsächlichen Möglichkeiten zur Videoüberwachung" würde bis zur Sitzung des Sozialausschusses geklärt. In dieser Sitzung sollen dann "auch externe Experten und relevante Institutionen teilnehmen", informiert Jacoby auf TV-Nachfrage und sagt weiter: "Wir haben das Anliegen der Schulen an die Polizeidienststellen in Wittlich und Trier weitergegeben. Wegen der geschilderten Bedrohungssituationen haben wir angeregt, die Polizeipräsenz am ZOB in Wittlich zu erhöhen."

Dabei könne die Stadt nur vermittelnd tätig werden, "weil die Polizei eine staatliche Dienststelle ist, auf welche die Stadt keinen Einfluss hat."

Ergänzend bemühe sich die Verwaltung "um ein umfassendes Lagebild". Generell sei Prävention wichtig und gehe alle an, und Bürgermeister und Stadtverwaltung seien laut Gemeindeordnung für "alle öffentlichen Aufgaben der örtlichen Gemeinschaft"

Ansprechpartner der Bürger. Deren Wünsche und Vorschläge würden "in den laufenden Überlegungen eine zentrale Rolle spielen".

Meinung

Und sie hören die Signale

Eine Videoüberwachung bringt womöglich ein besseres Sicherheitsgefühl. Ob sie im Fall eines gewalttätigen Übergriffs inmitten der Schülermassen wirklich hilft, sei dahingestellt. Gut ist, dass das Thema bei der Politik angekommen ist. Es gehört jedoch sorgfältig und nicht per "Schnellschuss" angepackt.Wie zu hören ist, hat sich der Sozialausschuss, der für das Thema Prävention in der Stadt zuständig ist, bislang noch nie mit dem Thema ZOB befasst. Bislang gilt der ZOB ja auch offiziell nicht als Brennpunkt, obgleich nicht nur Schüler immer wieder genau von Gegenteiligem berichten. Sicherlich gut war ihre Eigeninitiative, die Unterschriftenaktion. Die hat nun doch "die Offiziellen" sensibel gemacht, aufhorchen lassen, so dass sich die von Gewalt Betroffenen zumindest endlich "wahrgenommen" fühlen können. Immerhin ist Statistik nicht alles, und wie im Fall ZOB zu erleben ist, nicht unbedingt die erfahrene Wirklichkeit. Die scheint zu sein, dass der ZOB mehr als ein ungeliebter Platz ist, dessen Funktionalität zudem kritisch überprüft werden müsste. Denn wenn es drauf ankommt, nach Schulschluss, versinkt der Platz in ziemliches Chaos schon allein wegen der in kurzer Zeit zusammen strömenden Menschenmassen. s.suennen@volksfreund.deExtra Unterschriftenaktion: Nach der Schlägerei kurz vor den Ferien haben nicht nur zwei Jugendliche Anzeige erstattet. Es gab auch eine Unterschriftensammlung am Peter-Wust-Gymnasium und an der Kurfürst Balduin Realschule. Dazu informiert Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung: "Am 27.Juni wurden bei uns zwei Tapetenrollen mit Unterschriften abgegeben. Von der Kurfürst-Balduin-Realschule haben 559 Schülerinnen und Schüler unterschrieben, vom Peter-Wust-Gymnasium mindestens die gleiche Anzahl." Der einleitende Text lautet: "Sehr geehrter Herr Bürgermeister, aufgrund sich häufender negativer Vorfälle am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) Wittlich, jüngstes Beispiel ist eine Schlägerei am vergangenen Donnerstag (12.06.08) bei der zwei hilflose Schüler von einer achtköpfigen Gruppe brutal zusammengeschlagen wurden, und da die Polizei unsere Forderungen nach verstärkter Kontrolle immer wieder zurückweist, fordern wir Sie nun auf dafür zu sorgen, dass zu den Stoßzeiten (nach der fünften und sechsten Stunde) immer zwei Polizeibeamte anwesend sind, um eine sichere Nachhause-Fahrt für unsere Schüler/innen zu sichern." (sos)

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