Schießübungen nah an der Wirklichkeit

Sich mit "der Walter", so heißt die Dienstwaffe der Polizei, auf brenzlige Situationen im Berufsalltag vorbereiten - das können Polizisten in einer der modernsten Schieß- und Einsatztrainingsanlagen Deutschlands in Wittlich-Wengerohr.

 Training mit bewegten Bildern: Ein Polizist trainiert mit der Dienstwaffe „Walter“ in der Schieß- und Trainingsanlage in Wengerohr an der Leinwand. TV-Foto: Mandy Radics

Training mit bewegten Bildern: Ein Polizist trainiert mit der Dienstwaffe „Walter“ in der Schieß- und Trainingsanlage in Wengerohr an der Leinwand. TV-Foto: Mandy Radics

Wittlich-Wengerohr. Wie beim Fernsehen blinken Warnschilder über den Türen. Nur, dass hier in der neuen Schieß- und Einsatztrainingsanlage in Wengerohr nicht "On Air" für laufende Aufnahmen steht, sondern "Achtung Schießbetrieb".

Die schwarze "Walter P99Q", die Neun-Millimeter-Dienstpistole der Polizisten, liegt kalt und schwer in der Hand. Erst lädt der Trainer das Magazin mit den goldenen Patronen. Die elektronischen Ohrschützer schirmen laute Schüsse ab, lassen menschliche Stimmen aber durchdringen.

Geschossen wird auf eine Leinwand



Auf den Augen sitzt die große Schutzbrille. Die Leinwand in zehn Metern Entfernung zeigt eine Zielscheibe. Kleiner Ausfallschritt mit links, "die Walter" in Schulterhöhe mit ausgestreckten Armen nach vorn. Kimme und Korn, so heißt die Zielvorrichtung, auf die Zehn ausgerichtet und dann den Abzug langsam durchziehen. Getroffen! Die Kugel landet nicht voll in der Mitte, aber gleich daneben in der Neun - trotz des Rückschlags der Waffe.

Was dem Laien spannend erscheint, ist für den Polizisten hartes Training, das in Zielsicherheit und richtigem Handeln beim Polizei-Einsatz münden soll.

Das Schießen ist nach Aussage des Ausbildungsreferenten vom Innenministerium, Friedel Durben, die letzte Möglichkeit der Verteidigung. "Trotzdem muss ein Polizist auch körperliche Gewalt anwenden können wie im Falle von Amokläufen oder häuslicher Gewaltszenarien", sagt Durben. Deshalb werden solche Einsätze ausgiebig in der Anlage trainiert. Es gibt eine Fahrbahn mit echten Fahrzeugen, um Verkehrs- und Personenkontrollen zu simulieren. Eine komplett eingerichtete Wohnung und eine Kneipe, die noch fertiggestellt werden müssen, dienen ebenfalls den Einsatzübungen. Alles soll so echt wie möglich sein.

1800 Polizisten und Spezialeinheit trainieren dort



Die 5,5 Millionen teure Trainingsanlage wurde im alten, nicht rentablen Schwimmbad der Bereitschaftspolizei eingerichtet. Dieses wurde dafür komplett ausgekernt. Besonders wichtig ist Robert Kirchen, Leiter der Anlage, der Arbeitsschutz. "In der Anlage wird nur mit bleifreier Munition und unter besten Sicherheitsvorkehrungen trainiert", sagt er. Elektronische Ohrschützer, Schutzbrillen und kugelsichere Westen gehören zur Standard-Ausrüstung. Für jede Schießbahn gibt es eine extra Belüftungsanlage, die giftige Schmauchgase wegsaugt. Auch der Brand- und Explosionsschutz wird großgeschrieben. "Allein auf der 180-Grad-Schießbahn, wo die Schützen nicht nur nach vorn, sondern auch zur Seite schießen können, wurden 40 Tonnen Stahl verbaut", berichtet Kirchen. Schalldicht, mit Splitter- und Rückprallschutz ausgestattet sind alle Bahnen. Beim Schießtraining wird auf Leinwände mit automatischer Treffererkennung geschossen. Schießen auf Videosequenzen, also bewegte Bilder, und sogar der Einsatz von Pfefferspray kann simuliert werden. Nahschießen und das Schießen auf bewegte Objekte ist in dem modernen zweistöckigen Gebäude möglich. Davon profitieren 1800 Polizisten aus dem gesamten Präsidialbereich Trier und die Kräfte des Spezialeinsatzkommandos (SEK).

Am Donnerstag, 29. Oktober, um 14.30 Uhr wird die Anlage offiziell eröffnet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort