Schießsportanlage Landscheid: Ratsmitglieder fühlen sich hintergangen

Landscheid · Der Investor der geplanten Schießanlage Landscheid (Kreis Bernkastel-Wittlich) behauptet, das Projekt sei sicher. Dabei müssen Gemeinde- und VG-Rat noch zustimmen.

Schießsportanlage Landscheid: Ratsmitglieder fühlen sich hintergangen
Foto: Klaus Kimmling

Es ist eines der umstrittensten Projekte in der VG Wittlich-Land. Die Target World Landscheid GmbH plant bei Landscheid eine 15 Hektar große Schießsportanlage mit Shop, Hotel und Gastronomie. Der Betrieb soll an allen sieben Tagen der Woche möglich sein. Investor ist Michael Ostendorf, geschäftsführender Gesellschafter der JWO-Gruppe. JWO ist einer der größten Farbenhersteller Europas. Seit vielen Jahren erhitzt das Projekt wegen der möglichen Lärmbelästigung, der Beeinträchtigung der Tierwelt und der Sorge um den Verfall der Immobilienpreise die Gemüter.

Inzwischen ist das Millionen-Projekt an einem entscheidenden Punkt angekommen. Denn am 23. August befassen sich die Landscheider Ortsbeiräte Niederkail und Burg/Salm mit dem Projekt, einen Tag später steht die Entscheidung über den entsprechenden Bebauungsplan auf der Tagesordnung der Ortsgemeinde Landscheid, und am 4. September muss abschließend der VG-Rat Wittlich-Land über den Flächennutzungsplan beschließen. Dann entscheidet sich, ob das Verfahren fortgesetzt wird oder nicht.

Eine Einladung zu einer Informationsveranstaltung von Target World für Montag, 3. Juli, 19 Uhr, in der Kailbachhalle Landscheid-Niederkail hat jetzt bei Mitgliedern des VG-Rates Wittlich-Land für große Verärgerung gesorgt. Denn eingeladen waren allein die VG-Ratsmitglieder sowie die Ortsgemeinderatsmitglieder von Landscheid. Also keine Öffentlichkeit und keine Presse. In dem Einladungsschreiben heißt es unter anderem: "Die sehr gründliche und fachlich äußerst gewissenhafte Abarbeitung sämtlicher Eingaben im Rahmen der Planungen zum Projekt Target World Landscheid ist nun sei März 2017 abgeschlossen. Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass insbesondere auch aus schalltechnischen und naturschutzfachlichen Gegebenheiten der Umsetzung des Projektes nichts entgegensteht."

Einen Tag später intervenierte VG-Chef Dennis Junk telefonisch bei Target World-Geschäftsführer Bernd Bahr - nicht nur wegen der Aussperrung der Öffentlichkeit, sondern auch wegen der Behauptung, das Projekt könne nun realisiert werden. Das Ergebnis: Bahr lenkt ein und lädt am 9. Juni doch noch die Presse ein. Geschäftsführer Bahr erklärt gegenüber Junk: "Wir haben nach Rücksprache mit Herrn Ostendorf gegen die Beteiligung sowohl der Presse, als auch der Öffentlichkeit als Zuhörer an der Veranstaltung nichts einzuwenden."

Bahr schränkt allerdings ein: Fragen sollen nur von den persönlich eingeladenen Ratsmitgliedern vorbehalten bleiben. Und außerdem heißt es vonseiten des Investors jetzt nicht mehr, dass der Umsetzung des Projektes nichts mehr entgegenstehe, sondern "unseres Erachtens" keine Ausschlusskriterien für die Umsetzung entgegenstehen".

Dabei liegt die Stellungnahme der VG-Verwaltung noch nicht vor. Sie hat mehr als 400 Einwände und Stellungnahmen zu bearbeiten. Unter anderem sind die Naturschutzverbände BUND und Nabu gegen den Mega-Schießstand. Hauptkritiker der Vorgehensweise von Target World ist VG-Ratsmitglied Alois Debald. Er sagt: "Ich habe ein Recht, von der damit beauftragten VG-Verwaltung Wittlich-Land umfassend informiert zu werden."

Die Behauptung von Target World, "der Umsetzung des Projektes stehe nichts im Wege" hält er für "anmaßend und manipulativ". Ratsmitglied Ulrich Müller (FWG) unterstellt dem Investor gar, dass er "Unrichtigkeiten mit voller Absicht kommuniziere". Außerdem habe die Firma absichtlich einen Termin gewählt, der vor der Freigabe der Antragsunterlagen durch die VG-Verwaltung für die Ratsmitglieder liege. Der VG-Verwaltung sei kein Vorwurf zu machen, vielmehr habe Target World von Beginn an nicht mit der Transparenz gearbeitet, die ein solch umstrittenes und komplexes Verfahren notwendig mache. Müller: "Es wurde mit Halb- und Unwahrheiten argumentiert." Günter Weins von der VG-Verwaltung bestätigt: "Wir arbeiten noch an der Bewertungsgrundlage für die Ratsmitglieder." Diese soll Anfang bis Mitte Juli an die Ratsmitglieder geschickt werden, damit diese bis zu den Ratssitzungen genügend Zeit hätten, die umfangreichen Unterlagen zu sichten.

Der Target World-Geschäftsführer Bahr kann die Aufregung um die Infoveranstaltung nicht nachvollziehen. Man habe alle Einwendungen abgearbeitet. Die Bauabteilung der VG-Verwaltung habe zugesagt, ihn zu informieren, falls ein K.o.-Kriterium auftauche. Dies sei bislang nicht geschehen. Bahr sagt aber auch: "Selbstverständlich ist das Ganze eine politische Entscheidung. Und der wollen wir nicht vorgreifen."

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