Schlankheitskur für das Kreisjahrbuch

Bernkastel-Wittlich · Von der Nordsee bis nach Bayern, von der Sächsischen Schweiz bis zum Bodensee: Kreisjahrbücher haben in ganz Deutschland eine lange Tradition. Der Landesrechnungshof hat in diesem Bereich jedoch Sparpotenzial im Landkreis Bernkastel-Wittlich entdeckt. Der Kreistag hat nun beschlossen, die Kosten für das Buch zu reduzieren.

 Das Kreisjahrbuch muss abspecken. TV-Foto: Hans-PeterLinz

Das Kreisjahrbuch muss abspecken. TV-Foto: Hans-PeterLinz

Bernkastel-Wittlich. Wie lebte man in Traben-Trarbach in der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs? Wie wurden Lehrer vor 130 Jahren ausgebildet? Wo streifen Wildkatzen durch den Kreis? Und: Wer war eigentlich das Manderscheider Original "Pittisch Hein"? Antworten auf all diese und viele weitere Fragen gibt das Kreisjahrbuch Bernkastel-Wittlich 2012, das in den Buchhandlungen zum Preis von 6,80 Euro ausliegt. Erstmals ist es 1977 erschienen, derzeit hat es eine Auflage von 5000 Exemplaren und einen Umfang von 420 Seiten. Alljährlich schreiben Autoren aus dem gesamten Landkreis über aktuelle Ereignisse, Kultur, Bildung, Natur, Geschichte und Brauchtum.
Der Landesrechnungshof in Mainz fordert angesichts der Haushaltslage des Landkreises Einsparungen in diesem Posten. Es sei sogar über die weitere Herausgabe des Kreisjahrbuchs grundsätzlich zu entscheiden - sprich: die Einstellung des Buchs.
So weit wollten die Mitglieder des Kreistags es jedoch nicht kommen lassen. Sie befürworteten in der jüngsten Sitzung eine Beschlussvorlage, die das weitere Erscheinen des Buchs in einer leicht abgespeckten Variante vorsieht. Konkret sollen 16 000 Euro von bislang 50 000 Euro Kosten eingespart werden. Die Seitenzahl wird dafür von 420 Seiten auf 240 Seiten reduziert. Ab 2014 sollen keine Autorenhonorare mehr gezahlt werden, bisher gab es zehn Euro pro Seite Honorar. Auch die personalaufwendige jährliche Präsentation des Buches soll entfallen. Im Gegenzug sollen verstärkt Ehrenamtliche beim Korrekturlesen und beim Redigieren der Artikel mithelfen.
Für die nächste Ausgabe seien 4500 Exemplare geplant, teilt Alfons Kuhnen, Sprecher der Kreisverwaltung, mit. Der Druck des Buches sei vor und auch nach den Sparmaßnahmen für den Landkreis kostenfrei und werde über Werbeanzeigen eines damit beauftragten Verlags finanziert. Die beim Landkreis anfallenden Kosten seien ausschließlich Personalkosten für die Aufbereitung der Inhalte des Kreisjahrbuches. Hier sei nun mit einer Einsparung von etwa einem Drittel zu rechnen.
Die Kreisverwaltung sucht Menschen mit guten Deutschkenntnissen und Wissen über die Geschichte des Kreises Bernkastel-Wittlich. Interessierte können sich bei der Redaktion Kreisjahrbuch melden. Kontaktadresse: Redaktion Kreisjahrbuch, Schloßstraße 10, 54516 Wittlich, Tel. 06571-96633, E-Mail: claudia.schmitt@bernkastel-wittlich.deMeinung

Ein Buch bleibt ein Buch
Die Fortführung des Kreisjahrbuches in gedruckter Form ist eine gute Entscheidung. Im Gegensatz zu der Flut von elektronischen Informationen, die sich auf vielen Medienkanälen täglich finden, hat ein gedrucktes Buch einen ganz eigenen Charakter. Viele Sparfüchse argumentieren damit, dass es doch reichen würde, die Texte des Kreisjahrbuchs online zu stellen. Aber beim Kreisjahrbuch verhält es sich wie mit manchem guten Wein: Mit dem Alter gewinnt es an Reife. Denn gerade für Historiker sind solche Jahrbücher eine Fundgrube an Informationen über die Geschichte der Region. Und wer weiß, ob in 50 oder 100 Jahren all die elektronischen Daten noch verfügbar und vor allem lesbar sind? Ein gedrucktes Kreisjahrbuch hingegen ist ein wichtiges kulturelles Gut, das dringend erhalten werden muss. hp.linz@volksfreund.deExtra

Friedhelm Lorig, 70, aus Trier: "Ich halte die Kreisjahrbücher für erhaltenswert. In meinem Landkreis Trier-Saarburg kaufe und lese ich sie regelmäßig. Ich bin dafür, dass so etwas weiter in Buchform erhältlich ist." Edeltraud Ortel, 65, aus Wittlich: "Mein Mann kauft die Bücher seit 20 Jahren. Ich denke, dass die Bücher wichtig sind. Weil man sie ja auch in der Bibliothek leihen kann, finde ich die Buchform gut." Jörg Hege, 70, aus Brauneberg: "Ich interessiere mich persönlich nicht so sehr für die Jahrbücher. An sich finde ich die Sache aber trotzdem gut und erhaltenswert, vor allem als richtiges Buch." Steffi Könen, 37, aus Wittlich: "Als Wittlicherin halte ich ein solche Sache natürlich für wichtig, auch in Zukunft. Ich fände ein handlicheres Jahresheft allerdings besser." Umfrage: David Fuchs

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