Schnell, schneller, Christoph 10: Wittlicher Luftretter von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang im Einsatz

Wittlich · Die Wittlicher ADAC-Luftrettungsstation hat Notärzte 2057 Mal im vergangenen Jahr zu Menschen in der Region gebracht - das ist Platz zwei hinter Berlin.

Schnell, schneller, Christoph 10: Wittlicher Luftretter von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang im Einsatz
Foto: Vanessa Firges, ADAC-Pressestelle

"Helfen mit Herz"? Helfen mit innovativer Technik und vor allem Profis aus Bereichen wie Notfallmedizin, Hubschraubernavigation, Pannenhilfe fürs Automobil. All das leistet eine Organisation, die so gut wie jeder kennt. Der ADAC. Der einflussreiche Club hat am Dienstag bundesweit unter dem Motto "Helfen mit Herz" seine Bilanzen vorgelegt.

In Wittlich ist sein spektakulärster Botschafter der Rettungshubschrauber, der als Christoph 10 seit mehr als 40 Jahren in der Eifel-Mosel-Hunsrück-Region Notfallmediziner auf schnellstem Weg dahin bringt, wo sie gebraucht werden. Drei Piloten, sieben Notfallsanitäter und 17 Notärzte gehören zur Station.

Am Dienstagmorgen, als sich der Hangar mit ADAC-Vertretern, Piloten, Notfallmedizinern, Straßenwachtfahrer und Pressevertretern füllt, gab es schon drei Starts. "Alles internistische Einsätze", sagt der Notfallmediziner. Anästhesist Marius Gregor Dehne ist seit 13 Jahren dabei. "Die Maschine ist sehr, sehr gut ausgestattet. Wir haben schon Spitzenmaterial", sagt Dehne. Wann kommt es zum Einsatz? "Am häufigsten sind es internistische Notfälle: Lunge, Herz, Kreislauf, Brustschmerzen, Luftnot." Rüdiger Neu, Regionalleiter Flugbetrieb beim ADAC, hat die Statistik und bestätigt: "Ja, mit 52 Prozent." Es folgen neurologische Notfälle (etwa Schlaganfall) mit zwölf Prozent, Freizeit- mit elf und Verkehrsunfälle mit zehn Prozent.

Die Einsatzzahlen steigen womöglich, weil die allgemeine ärztliche Versorgung auf dem Land abnimmt.

"Langweilig wird's hier nicht. Ich bin sowieso lieber unterwegs, als auf Station zu sitzen", sagt Pilot Mario Ziegler mit Blick auf die deutschlandweite Ausnahmestellung, die Wittlich hat: Platz zwei hinter Berlin!

Er fliegt seit 2013 in Wittlich, immer von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Das erklärt die höheren täglichen Einsatzzahlen im Sommer: Es ist länger hell, macht bis zu fünfzehneinhalb Stunden mögliche Flugzeit.
Der Pilot wünscht sich mehr Rücksicht: "Es gibt kaum einen Einsatz, bei dem nicht jemand filmt. Und die Bilder sind dann schnell im Internet zu finden."

Auch gebe es mehr Beschwerden über den Hubschrauber und dessen Auswirkung an sich. "Ich habe unsere Piloten schon Müllsäcke einsammeln und Gartenstühle hinstellen gesehen. Früher hieß es: ,Ist nicht so schlimm. Wollen Sie 'nen Kaffee haben?'", sagt Dehne.

Da sind die Einsätze von ADAC-Pannenhelfer Dieter Voss, einer von 41 im Team Trier-Koblenz, wieder andere. Seine Hilfe gilt am häufigsten der Autobatterie mit rund 34 Prozent. Aber in der Region, in der der KFZ-Technikermeister rund 70.000 Kilometer im Jahr fährt, hat er durchaus Sonderfälle: "Auf der A 60 ab Bitburg: weit und breit keine Tankstelle. Da schaffen es viele nicht bis Belgien oder Wittlich. Und Rock am Ring war wegen des Unwetters extrem."

Auf der Straße gilt übrigens der Montag als Pannentag. Auch 2016. Am 18. Januar gab es 25.887 Einsätze. Rekord.

Extra

Der "Gelbe Engel" der ADAC im Wittlich trägt den Namen Christoph 10. Der erste Hubschrauber hieß Christoph 1 und fliegt seither in München. Wittlich ist seit 1975 eine von 37 Stationen. Damit gilt der ADAC als eine der größten zivilen Luftrettungsorganisationen Europas. Insgesamt wurde 2016 zu 54.444 Notfällen gestartet. in Wittlich waren es 2057, das ist bundesweit der zweite Platz hinter Berlin (3511). In Wittlich startet aktuell ein H 135 zu 5,5 Millionen Euro . Seit Tank fast 700 Liter, Reichweite 607 Kilometer, 240 kmh Reisegeschwindigkeit.

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