Schnelle Lösung statt großer Träume

Der Stadtrat will Landesfördermittel für die Großsporthalle annehmen, auch wenn damit Zuschüsse für eine Stadthalle verloren gehen. Dass Minister Karl Peter Bruch die Großsporthalle für Kreis und Stadt fördern will, damit aber einen späteren Landeszuschuss für eine Stadthalle für Wittlich definitiv ausschließt, sorgte für heftige Debatten.

Wittlich. Die Verwaltung soll jetzt den Zuschussantrag für die Halle stellen, gleichzeitig wurde die Planung beauftragt. Vor diesem einstimmigen Beschluss wetterten die Fraktionen gegeneinander und gen Mainz. Die Diskussion eröffnete die CDU. Elfriede Meurer kritisierte Bruchs Brief aus Mainz. Da werde "nach Gutsherrenart entschieden, was in Wittlich nötig sei."Frechheit und glatte Erpressung

Das Ministerschreiben sei "eine Frechheit und glatte Erpressung". Ihre Fraktion werde jedoch den Zuschuss annehmen, weil es keine andere Wahl gebe. Erst der Kurs der SPD in Richtung Mehrzwecknutzung der Großsporthalle habe dazu geführt, dass nun die Stadthallen-Zuschüsse nicht mehr zur Debatte stünden, griff Fraktionskollegin Andrea Kien die SPD im Rat an. Von den Grünen hielt Hans-Jörg Krames dagegen, die CDU habe jahrzehntelang mit ihrer absoluten Mehrheit die Weichen für eine Stadthalle stellen können, aber "nichts zustande gebracht". Kein Ort, kein Geld, kein Konzept

Grünen-Sprecher Michael Wagner legte nach, die CDU habe 27 Jahre Zeit gehabt, eine Stadthalle zu bauen, wisse aber heute weder Ort, Finanzierung, Konzept oder Nutzung für eine Stadthalle. Ihm sei jetzt ein Spatz in der Hand (Großsporthalle) lieber als eine Taube auf dem Dach (Stadthalle), von der die CDU weiter träume. Joachim Gerke, SPD, meinte, man solle dem Minister dankbar sein, dass er einen Weg für die Großsporthalle aufzeige. Wie die CDU ärgere ihn zwar der Satz, dass mit einer solchen Halle Wittlichs "räumliche Bedürfnisse sicherlich in großem Maße erfüllt seien", aber wenn der Minister davon ausgehen müsse, dass eine Stadthalle in erster Linie für Kappensitzungen gebraucht werde, müsse man sagen, dafür sei sie wirklich nicht nötig. Für die FDP sagte Jörg Hosp, man wäre dumm, das Geld nicht zu nehmen, aber das Vorgehen sei ein massiver Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung. Das Land agiere in zentralregierender Manier, man könne prüfen, ob das nicht Nötigung sei. Heinz Zender (SPD) meinte, die gegenseitigen Schuldzuweisungen seien nicht zielführend. Eine Vorfinanzierung der Großsporthalle, bei Antrag auf Mitteln der Sportförderung, hätte sich die Stadt wegen ihrer Haushaltslage nicht leisten können, deshalb sei man auf die Landesmittel aus dem Investitionsstock angewiesen, die früher fließen können. Albert Klein (CDU) leitete als erster Beigeordneter die Sitzung in Vertretung des erkrankten Bürgermeisters Ralf Bußmer. Er erinnerte, dass das Land damals für eine Stadthalle zu 7,5 Millionen Euro eine Fördersumme von 3,8 Millionen in Aussicht gestellt habe und zu dem Parkdeck für 6,1 Millionen Euro 3,1 Millionen Euro als Förderung genannt habe. Bei der Großsporthalle gehe man von Kosten in Höhe von 3,7 Millionen Euro aus, der Landeszuschuss von 40 Prozent werde demnach 1,478 Millionen Euro betragen. Meinung Irgendwie im falschen Film Säßen sie im Sandkasten, würden sich womöglich die Räte gegenseitig mit großem Trara die Schäufelchen übers Ohr ziehen, und rufen: "Der war's!" Dabei ist noch kein Spatenstich gemacht. Schon gar nicht für eine Stadthalle. Die Räte müssen wohl ferngesteuert, willen- und hilflos sein, konnte man als Zuhörer denken. Die Vision Stadthalle umzusetzen, lag jedenfalls nicht in ihrer Macht. Warum? Wahrscheinlich war es Schicksal. In passiver Opferrolle mussten die Räte auch eine Mehrzwecknutzung für die Großsporthalle akzeptieren, die mancher als großes Unheil empfindet. Ob alle im falschen Film statt in den Gremien gesessen haben? Oder haben Beschlussvorlagen und Beschlüsse nichts mit dem Rat zu tun? Dafür glaubt mancher Rat, er sei für die Verbesserung des Schulsports an kreiseigenen Schulen zuständig. Davon weiß der Landkreis womöglich noch gar nichts. Der kann seine kleine Halle übrigens auch alleine bauen. Das Großprojekt in Kooperation mit dem Kreis ist ein Wunsch der Stadträte. Ein Glück vielleicht, dass die Stadt nicht alleine baut, sonst hätten die Wittlicher womöglich noch Kerzen anzünden müssen, damit wenigstens diese Halle etwas wird. s.suennen@volksfreund.deExtra Sprüche: "Vielleicht hätten Sie sich bei Pro Sieben als the next Uri Geller bewerben sollen", Andrea Kien (CDU) zur SPD, die eine Mehrzwecknutzung der Halle verkündet hatte. "Heute ist der sechste Dritte. Die CDU ist aus dem Winterschlaf erwacht und beginnt mit dem Wahlkampf. Guten Morgen", Hans Jörg Krames (Grüne). "Die Grundsätze eines Ministers werden 100-mal im Jahr verändert", Elfriede Meurer (CDU). "Wir können gerne eine weitere Runde Schwarzer Peter spielen", Joachim Gerke (SPD) zu den gegenseitigen Anschuldigungen. "Dann hätte Dieter Burgard Beihilfe zur Nötigung geleistet", Jörg Hosp (FDP) zur Mainzer Zuschusspolitik und Burgards Kontakten. "Vielleicht liegt es am arroganten Bürgermeister und seinem Nachplapperer Hosp", Hans Gaß (SPD) zum Ministerkommentar, Wittlich habe mit der neuen Sporthalle genug. (sos)

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