Schreien und Schlagen sind erwünscht

"Jetzt noch mal dem Partner eine Ohrfeige verpassen", fordert der Übungsleiter lautstark auf. Und alle gehorchen. 14 Mädchen haben sichtlich Spaß an solcherlei Gewaltanwendung. Munter und agil geht es zu beim Ohrfeigen und noch viel Schlimmerem: Es wird getreten, geschlagen und tüchtig Hiebe verteilt.

Wittlich. "Hau ab", ertönt es mal aggressiv, mal zögerlich. Wichtig auch: Brüllen ist angesagt. Stopp - eine Trillerpfeife erklingt und das Kommando "Aufstellen in einer Reihe". Schon hat der Spuk ein Ende. Denn was wie eine Aufforderung zu Gewalt an Kindern aussieht, entpuppt sich sehr schnell als das Gegenteil. Die 14 Mädchen zwischen acht und elf Jahren aus Wittlich, Klausen, Hupperath, Altrich und Menningen wissen, warum sie hier sind. Übungsleiter Andreas Mischok vom Polizeisportverein Wengerohr (PSV) zeigt den Schülerinnen, wie sie sich bei Bedrohung erfolgreich wehren können.Es ist eines von vielen Seminaren, die der PSV seit 2003 anbietet. Andreas Mischok, Übungsleiter für Selbstverteidigung in der Abteilung Ju-Jutsu des PSV, hatte die Anregung gegeben. Seither sind die SV-Kurse ausgebucht. Die Resonanz bei Kindern sei gut, weniger bei erwachsenen Frauen. SV steht für Selbstverteidigung. Die Grundidee ist laut Mischok, ruhigere und schüchterne Kinder aus der Reserve zu locken und das Selbstbewusstsein so zu stärken, so dass sie sich trauen, Angreifern im täglichen Leben entgegen zu treten.

Nicht auf alle Aggressionen eingehen

Dies können Szenen auf dem Schulhof sein, bei denen Gleichaltrige Streit suchen. Die Kinder lernen, nicht auf alle Aggressionen einzugehen. Wenn es aber zu Auseinandersetzungen komme, dann erfahren die Kursteilnehmer, wie sie sich auch gegen Erwachsene mit Hilfe einfacher Techniken erfolgreich wehren können. Selbst wenn der Angegriffene zu Boden geworfen wurde, gibt es Strategien, sich erfolgreich zu wehren, wie Mischok demonstriert und anschließend die Kinder proben lässt.

Auch hier immer wieder wichtig: Das Schreien, denn es hilft, Mut zu fassen und macht das Umfeld auf die Notsituation aufmerksam. Höhepunkt des Kurses ist die Simulation eines echten Angriffes. Andreas Mischok zieht sich einen so genannten Vollkontaktanzug über. Dadurch wirkt er wie ein überlebensgroßer schwarzer Mann, durchaus furchterregend, und nimmt ein Kind in seine Gewalt. Das hat dann die Aufgabe, sich dem mächtigen Gegner mit Strampeln und Schreien zu entziehen. "Das Schreien ist schwierig, weil man weiß, dass der Andreas einem nichts tut", meint Michelle. "Ich finde das cool", sagt Frauke. "Weil man lernt, wie man sich gegen den Bruder oder fremde Männer wehren kann." Nina ist überzeugt: "Mir wurde die Angst genommen."

Am Ende des Kurses sind sich alle einig: "Wir haben viel gelernt und es hat riesig Spaß gemacht."

Termine unter www.polizeisportverein.de oder Telefon 06571-260500.

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