Selbstschutz ohne Waffen

WITTLICH. Der Kulturverein der Russischsprechenden hat sich erweitert. Er bietet für Hartgesottene einen speziellen Integrationssport an: Sambo. Dieser Sport bezieht Komponenten aus Ringen, Judo, Boxen und Jiu-Jitsu mit ein.

Warmduscher können sie nicht gebrauchen, die Sportler um Wladimir Schwarz und Aydin Kempirbaev. Schwarz kommt aus dem Judo und braucht den Kampfsport zum Leben, der Kasache war in seiner alten Heimat bereits Juniorenwelt- und Asienmeister im Sambo-Ringen. Kennen gelernt haben sich die beiden auf den Judo-Matten: Für Usbekistan kämpfte Schwarz im Jugend-Nationalteam.Neue Trainingshalle gesucht

Was das durchtrainierte Team jetzt unter dem Dach des Kulturvereins anbietet, heißt Sambo und ist in Westeuropa weitgehend unbekannt. Das Wort ist zusammengesetzt aus den russischen Wörtern Samosaschtschita bes orushia und bedeutet "Selbstschutz ohne Waffen". Diese russisch-sowjetische Variante, die neben eigenen Elementen auch solche aus dem Jiu-Jitsu und dem Judo enthält, ist ausgesprochen hart. Blaue Flecken sind programmiert. Dennoch sagt Schwarz: "Während meiner Zeit beim Judo hatte ich deutlich mehr Verletzungen als heute beim Sambo." Judo bietet die neue Sektion des Vereins auch an. Mindestens sieben Jahre alt müssen die Neulinge sein. Erst ab 16 geht es dann beim Combat-Sambo richtig zur Sache. Zwar machen bisher ausschließlich männliche Kämpfer mit, deren Wurzeln in der ehemaligen Sowjetunion liegen, doch das soll sich noch ändern. Schwarz: "Selbstverständlich sind wir offen für alle Nationalitäten und beide Geschlechter." Bisher trainierten die Männer unter widrigen Umständen im Keller des ehemaligen Hauses der Jugend. In Zukunft soll das aber besser werden: Die Stadtverwaltung unterstützt die Truppe auf der Suche nach geeigneten Hallenzeiten. Vielleicht haben die Erfolge der Sambo-Kämpfer Überzeugungsarbeit geleistet. Vor einigen Wochen stellten sich vier Sambo-Kämpfer der Konkurrenz in Bad Kissingen. Bei diesen offenen bayrischen Junioren-Meisterschaften sprangen vier erste und ein zweiter Platz heraus. "Dimitrie Ermolenko hat mit seinen 73 Kilo gegen zwei 100-Kilo-Leute gewonnen", berichtet Schwarz mit von Stolz geschwellter Brust. In anderen Gewichtsklassen gewannen Igor Anklam, Vitali Kobaidze und Vitali Freisch. Das Konzept geht also auf. Schwarz, der selbst erst nach Deutschland kam, als er fast schon erwachsen war, kann ein Lied von den Integrationsschwierigkeiten singen. Er ist fest davon überzeugt, dass Sambo diesen schwierigen Prozess entscheidend unterstützen kann. "Hier lernen wir, mit der eigenen Kraft und Aggressivität positiv umzugehen." Kein Krawall also auf der Straße, sondern äußerste Disziplin auf der Matte und Wettbewerb unter Gleichgesinnten. "Es ist Präventionsarbeit auf der ganzen Linie", sagt auch die Vereinsvorsitzende Nelli Wolf, die glücklich über den Einsatz von Aydin und seiner Truppe ist. Am 11. März wird sie gespannt auf den Anruf "ihrer" Männer warten, die bei den Deutschen Meisterschaften in Hockenheim antreten. Logische Folge der neuen Sektion ist auch eine Änderung des Vereinsnamens, der ab sofort als "Kultur- und Sportverein der Russischsprechenden in Wittlich" firmiert. Ansprechpartner für interessierte Jugendliche ist Aydin Kemirbaev, Telefon 0179/2497500. Ansprechpartner für Combat-Sambo ist Wladimir Schwarz, Telefon 0179/5187721.

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