Senioren tauschen Hilfe gegen Hilfe

Wittlich · Das MitMach-Büro für Senioren in Wittlich läuft gerade erst einen Monat, jetzt planen die Ehrenamtler mit Unterstützung der Stadt den Aufbau einer Ehrenamtsbörse. Einige Frauen und Männer, die dabei mitanpacken wollen, stehen schon bereit.

Wittlich. Im Alter eine Aufgabe zu finden, ist manchmal nicht leicht. Nur selten ergibt sich das von alleine. So wie bei einem 75-jährigen Gärtnermeister aus Wittlich. Er erzählt: "Seit ich in Rente bin, helfe ich älteren Frauen, die ihre Gartenarbeit nicht mehr selbst machen können." Für die Zeit im Ruhestand wolle er eben etwas zu tun haben, am liebsten "eine praktische Arbeit, wo man wirklich etwas geschafft hat", sagt er. Bisher sei das immer über seinen Bekanntenkreis zustande gekommen. Trotzdem will er auch bei der Ehrenamtsbörse mitmachen, die die Ehrenamtagentur jetzt für die Stadt Wittlich starten will.
Nachbarschaftshilfe gefragt


Die Mitarbeiter der Ehrenamtagentur haben gerade erst vor einem Monat im Wittlicher Stadthaus eine neue Anlaufstelle für Senioren geschaffen. Jeden Donnerstag steht dort ein Ehrenamtler bereit, um Ratsuchenden die Informationen zu geben, nach denen sie suchen. Einer davon ist Wolfgang Schmitt-Kölzer. Er sagt: "Der März hat gezeigt, dass das gut angenommen wird und schon zu einem regelmäßigen Termin geworden ist." Dabei sei aber immer wieder das Thema Nachbarschaftshilfe angesprochen worden. Da gebe es einen großen Bedarf. "Und die älteren Menschen wollen nicht lange warten, sondern schnell damit anfangen."
Deshalb wollen die Verantwortlichen nun die Ehrenamtsbörse gründen. Hans-Peter Pesch: "Es geht zunächst darum den Anfang zu wagen. Wir wollen eine Möglichkeit dafür schaffen, dass ältere Menschen sich engagieren können." Die Idee dahinter, erklärt Pesch, sei "ein Geben und Nehmen." Der eine kann vielleicht jemanden, der nicht mehr so gut zu Fuß ist, zu einer kulturellen Veranstaltung begleiten. Der andere kennt sich dafür mit Formularen aus. Ein Dritter weiß, wie man kleine technische Mängel im Haus behebt.
Das ist genau das, was die 77-jährige Barbara Dillenburger aus Wittlich sich wünscht. "Ich fände es schön, wenn jemand mit mir zum Arzt fahren könnte, denn das kann ich nicht immer. Ich will mich dafür zu jemandem setzen, damit er nicht allein ist oder mit jemandem Spiele spielen", sagt sie. Deshalb habe sie sich eine solche Ehrenamtsbörse schon lange herbeigesehnt. "Anderswo gibt\'s das ja auch schon."
In Bernkastel-Kues zum Beispiel: Dort bringt eine solche Börse bereits seit zwei Jahren Anbieter und Suchende zusammen - mit Erfolg. Pesch hält das Projekt im Hinblick auf den demografischen Wandel für wichtig. Schon heute sind knapp 20 Prozent der 18 000 Einwohner von Wittlich über 65 Jahre alt.
Im Mai könnte es losgehen


Die Ehrenamtlichen wollen keine Zeit verlieren. Zurzeit entwickeln sie Fragebögen, mit denen erfasst werden soll, was sich die Senioren überhaupt genau wünschen. Schon im Mai soll mit der Koordination begonnen werden. Bis es mit der Ehrenamtsbörse losgehen kann, sind aber noch Details wie beispielsweise rechtliche Fragen zu klären. Pesch sagt: "Wir könnten uns auch vorstellen, einen Verein zu gründen."
Ein paar Mitstreiter hat die Ehrenamtsagentur schon. Albrecht Haas, 70 Jahre alt und aus Wittlich-Wengerohr, zählt eine ganze Reihe von Dingen auf, die er anbieten will, wenn es die Börse endlich gibt: "Ich kann jemanden zum Arzt begleiten oder bei Behördengängen und Formularen helfen. Oder wenn jemand krank ist, dann ist es doch schön, wenn er Besuch bekommt." Auf die Frage, was er denn in Anspruch nehmen will, meint er: "Für mich selbst habe ich gar keine Wünsche."
Extra

 Hoffen auf viele Mitstreiter für die Ehrenamtsbörse: Wolfgang Schmitt-Kölzer und Hans-Peter Pesch (von links). TV-Foto: Eileen Blädel

Hoffen auf viele Mitstreiter für die Ehrenamtsbörse: Wolfgang Schmitt-Kölzer und Hans-Peter Pesch (von links). TV-Foto: Eileen Blädel

Die Ehrenamtagentur Bernkastel-Wittlich fördert seit 2008 ehrenamtliche Tätigkeiten in verschiedenen Projekten. Hans-Peter Pesch, Wolfgang Schmitt-Kölzer, Josef Heinz und Klaus Schmitz sind Mitglieder der Ehrenamtagentur und Seniortrainer, ein Projekt, das vom Land unterstützt wird. Sie haben einen Seniorenwegweiser zusammengestellt, der auf 40 Seiten alle wichtigen Informationen für ältere Menschen in Wittlich bündelt. Dieser erscheint im Mai und ist dann auch im Internet verfügbar. Die neue Anlaufstelle Wittlicher Brücke - Senioren- und MitMach-Büro ist ein Gemeinschaftsprojekt der Ehrenamtagentur und der Stadt Wittlich. Der wöchentliche Treff findet jeden Donnerstag von 16 bis 18 Uhr im Stadthaus statt und steht allen offen. Wer an der Ehrenamtsbörse Interesse hat, kann sich dort informieren. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.ehrenamtagentur-bernkastel-wittlich.de eib

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