Sicherheit ist alles

WITTLICH. Drübergucken müssen und unbedingt wissen wollen, was sich dahinter verbirgt – das Gefühl rufen hohe Mauern unweigerlich hervor. Weil aber nur wenige Menschen einen richtigen Blick hinter die neue JVA-Mauer werfen dürfen, hat sich der TV auf der Wittlicher Großbaustelle umgesehen.

Dass hinter der großen Mauer etwas ebenfalls Großes entsteht, ist auf den ersten Blick klar. Vier riesige Kräne ragen in den Wittlicher Himmel, ein fünfter wird gerade aufgebaut. Das sind Dimensionen, wie sie in der Säubrennerstadt nur selten vorkommen. Und es ist tatsächlich etwas Großes, genauer gesagt die größte Justizvollzugsanstalt (JVA) in Rheinland-Pfalz mit Haftgebäude, Verwaltung, Krankenhaus und Pforte, die hier gebaut wird. 130 Arbeiter sind zurzeit damit beschäftigt, die Rohbauarbeiten fristgerecht fertigzustellen (siehe Hintergrund). So fristgerecht, wie es eben geht, wenn es in den Wochen zuvor ununterbrochen geregnet hat.Geld ist nicht alles - Sicherheit schon

Sicherheit ist alles. Trotz aller Fristen und finanziellen Fragen gilt: Sicherheit ist immer das oberste Gebot auf der Baustelle von Projektleiter Thomas Thielen. Egal, ob die Arbeiter nass bis auf die Haut sind oder Fertigteile am Kran sich im Wind gefährlich hin und her bewegen - im Notfall heißt es: "Feierabend!" "Da bringt es dann einfach nichts mehr, weiterzuarbeiten", sagt Eckhard Spiekermann, Bauleiter beim Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB). So wurden dann für zwei Tage die Arbeiten auch schon mal eingestellt. Es koste schließlich viel mehr Geld, wenn die Leute ausfielen, weil sie im strömenden Regen krank geworden seien. Sicherheit ist alles. Auch an den Eingängen. Tag und Nacht werden sie bewacht durch Sicherheitsbeamte und Wachhunde. Damit niemand reinkommt, der dort nicht hingehört. Und damit nichts mit rausgenommen wird, was außerhalb der Mauer nichts verloren hat. Außerdem arbeiten auf der JVA-Baustelle auch Insassen. Mit denen sei er sehr zufrieden, versichert der Bauleiter, der zusammen mit Georg Bender für das neue Haftgebäude zuständig ist. Sicherheit ist alles. "Deshalb herrscht absolutes Alkoholverbot auf der Baustelle", sagt Spiekermann. Wenn doch jemand erwischt wird, gibt's Ärger. Das hört sich gut an - gäbe es da nicht dieses Klischee. Dass jede hochgezogene Wand und jedes verlegte Rohr erst einmal fröhlich begossen wird. Also wartet man auf ein Zeichen in seinem Gesicht. Ein kurzes Zwinkern, ein Lächeln vielleicht, das verrät, dass in jedem Klischee natürlich auch ein Körnchen Wahrheit steckt. Aber Spiekermann lächelt nicht. Er grinst allenfalls über den zweifelnden Blick seiner Gesprächspartnerin, weil er weiß, dass ein bestätigtes Klischee viel spannender ist als das Gegenteil. "Im Ernst, früher war das so. Da wurde auf dem Bau gesoffen. Aber die Zeiten sind längst vorbei", sagt er. "Dass von meinen Männern während der Arbeitszeit niemand trinkt - dafür lege ich meine Hand ins Feuer."Der Polier ist die Seele der Baustelle

Sicherheit ist alles. Auch wenn es darum geht, dass die Bauleiter sich auf ihre Arbeiter hundertprozentig verlassen können müssen. Das gilt vor allem für die Poliere. Spiekermann: "Der Polier ist die Seele der Baustelle. Er muss wissen, wer wo was arbeitet und den Überblick haben. Wenn der Polier gut ist, dann läuft die Baustelle fast von alleine." Er sei "sehr zufrieden" mit der Arbeit der Poliere auf der JVA-Baustelle. Sicherheit ist alles. Gerade dann, wenn es darum geht, die neue JVA so ausbruchssicher wie irgend möglich zu machen. So würden rund um die neue Pforte Sicherheitsmaßnahmen nach den modernsten Standards installiert, berichtet Rainer Willkomm, der gemeinsam mit Jost Albertz Bauleiter für die Pforte und das Krankenhaus ist. Es muss eben an alles gedacht werden. Auch für den Fall der Fälle. Hektik herrscht hier keine. Das mag vor allem daran liegen, dass es Freitag ist und das Wochenende naht. Viele Arbeiter haben es eilig, endlich wieder zu ihren Familien zu kommen, die sie nur am Wochenende sehen. Wie die Mitarbeiter der Firma "Beton- und Monierbau" aus Nordhorn, die bei Projekten in ganz Deutschland aktiv ist. Aufräumen gehört auch dazu

Langsam wird es leerer auf der Baustelle, die meisten Arbeiter sind jetzt damit beschäftigt, aufzuräumen. Auch das gehört dazu: Damit nichts im Weg herumliegt und in der nächsten Woche ohne Probleme zügig weitergearbeitet werden kann. Sicherheit ist eben alles.

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