Sie wollen nichts als Ihr Geld

Die Herren sind wie Sanitäter gekleidet, doch mit seriösen Rettungsdiensten wie dem roten Kreuz haben sie nichts zu tun. Sie werben für eine dubiose Luftrettungs-Service-Vermittlungs GmbH - erst in Trier, dann in Saarburg und nun auch in Wittlich.

 Wenn es klingelt, sind es nicht immer erwünschte Besucher. Vorsicht ist geboten, wenn Werber der Luftrettungs-Service-Vermittlungs-GmbH vor der Tür stehen. TV-Foto: Dagmar Schommer

Wenn es klingelt, sind es nicht immer erwünschte Besucher. Vorsicht ist geboten, wenn Werber der Luftrettungs-Service-Vermittlungs-GmbH vor der Tür stehen. TV-Foto: Dagmar Schommer

Wittlich. Schon mit ihrer Kleidung erschleichen sich die Haustür-Geschäfte-Macher das Vertrauen Ahnungsloser: Sie sehen wie Rettungssanitäter aus, treten super-freundlich auf - und schüren doch nichts als Angst. Die Krankenkassen würden Flüge mit dem Rettungs-Hubschrauber nicht mehr zahlen, argumentieren die Herren und bieten gleich Abhilfe an: Wer in die Luftrettungs-Service-Vermittlungs GmbH (LRS) eintritt und Beiträge zahlt, für den gebe es immer und überall auf der Welt Kranken-Flüge kostenlos - so das vollmundige Versprechen. Die Verbraucherschutzzentrale und die Deutsche Rettungsflugwacht (DRF) haben schon vor der LRS gewarnt: "Vereins-Mitgliedschaften eines Notfallopfers sind keine Voraussetzung für den Einsatz eines Rettungshubschraubers." Mitglieder zahlen "nur" 60 Cent pro Tag

Die Deutsche Rettungsflugwacht - nach eigenen Angaben bundesweit die einzige gemeinnützige Organisation, die mit Hilfe von Fördergeldern Rettungshubschrauber betreibt - unterhält 50 der fliegenden Intensiv-Stationen. Anders die dubiose LRS, die keine Hubschrauber besitzt, sondern angibt, diese für ihre Mitglieder zu vermitteln. Auf ihrer Homepage ( www.lrs-service.de) wird unter der Rubrik "Fluggeräte" ein einziger Jet präsentiert - und Erfahrungsberichte von glücklichen Mitgliedern, denen damit schon geholfen wurde. LRS-Mitglied werden, ist leicht: Für "nur" 60 Cent am Tag, heißt rund 18 Euro im Monat. und damit fast 120 Euro im Jahr wurde einer Wittlicherin der seltsame Service angeboten. "Ich habe gleich gesagt, dass ich darüber erst mit meinem Mann sprechen möchte und sie mir ja Informations-Material da lassen könnten", erzählt die Frau. Zu ihrer großen Verwunderung gab es aber keinerlei Info-Material, das Geschäft könne sie nur sofort an der Haustür abschließen, sagte ihr der vermeintliche Retter, der vorher noch ihre schöne Einrichtung lobte. "Das kam mir dann sehr komisch vor, und ich habe es gelassen", erzählt die Wittlicherin. Eine weise Entscheidung, sie ist nicht auf die scheinbar seriösen "Retter" hereingefallen. Doch vielen geht es anders. Allein im Jahr 2005 hat die LRS nach Aussage der Creditreform einen Umsatz von zweieinhalb Millionen Euro gemacht. Geschäftsführerin der im rheinland-pfälzischen Meudt eingetragenen Gesellschaft ist Hedvika Klenk, die diese Aufgabe von ihrem Mann übernommen hat, der 2001 zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Grund: Er hatte einem seiner Helfer befohlen, seinem Geschäftspartner die Ohren abzuschneiden (der TV berichtete). LRS bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone

Rechtlich bewegt sich die LRS in einer Grauzone: Da sie keine Spenden sammelt, braucht sie für ihre Haustür-Geschäfte keine Genehmigung vom Ordnungsamt. Ob die Firma eine so genannte Reise-Gewerbe-Karte bräuchte, ist noch unklar, da die Haustür-Geschäfte ja offiziell als "Mitglieder-Werbung" für einen Verein ausgegeben werden. Der Polizei Trier ist die LRS bekannt: 2006 waren sie in der ganzen Region unterwegs, anfang 2007 gab es wieder einige Fälle in Trier, im März dann in Saarburg, nun Wittlich. Polizei, Ordnungsamt und Verbraucherschützer raten: Keine Geschäfte an der Haustür abschließen, sich Ausweise zeigen lassen, im Zweifelsfall vom Widerrufsrecht Gebrauch machen (geht innerhalb von 14 Tagen nach Vertragsabschluss) und sich die Herren genau ansehen, um sie später der Polizei auch gut beschreiben zu können.

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