Signal für die Medizin auf dem Land

Manderscheid · Als Manderscheid noch Verwaltungssitz war, ging es im Sitzungsaal oft hoch her. Jetzt, bei der Einweihung des neuen Ärztehauses, wurde dieser Raum Schauplatz eines spannenden Themas: der ärztlichen Versorgung.

 Die Gesundheitsministerin des Landes Rheinland-Pfalz, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, gratuliert Dr. Matthias Schilling zur Eröffnung des Ärztehauses. TV-Foto: Christina Bents

Die Gesundheitsministerin des Landes Rheinland-Pfalz, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, gratuliert Dr. Matthias Schilling zur Eröffnung des Ärztehauses. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Manderscheid Es war kein üblicher Festakt, die Einweihung des Manderscheider Rathauses, das nun als Ärztehaus genutzt wird. Der neue Besitzer des ortsbildprägenden Gebäudes, Dr. Matthias Schilling, hatte sich ein Symposium über die Zukunft der ärztlichen Versorgung auf dem Land gewünscht. Dazu hatte er hochkarätige Vertreter des Gesundheitswesens eingeladen: die Gesundheitsministerin des Landes Rheinland-Pfalz, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz Dr. Irmgard Stippler, den Vorsitzenden des Hausärzteverbands Dr. Burkhard Zwerenz, den Präsidenten der Landesärztekammer Dr. Günther Matheis und den Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Dr. Peter Heinz. Erst sprach der Hausherr und gab an jeden Adressaten seine Wünsche und Ideen zur besseren ärztlichen Versorgung mit. Aus seiner Sicht gehört dazu: Eine Erhöhung der Studienplätze, die Zulassungsbeschränkungen (Numerus Clausus) überdenken, ein Bonus für Landärzte, Quereinsteiger fördern, die Papierflut eindämmen, die Transparenz des MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen) erhöhen und die Politik beim Aufbau neuer Versorgungsstrukturen begleiten.
Das Handlungsbedarf besteht, stritt keiner der Anwesenden ab, denn 37 Prozent der Ärzte in Rheinland-Pfalz sind über 60 Jahre und nur zehn Prozent der Medizinstudierenden können sich eine berufliche Laufbahn als Allgemeinmediziner vorstellen. Dabei erklärte die Ministerin, dass die Problematik viele verschiedene und individuelle Lösungen brauche, die man in Zukunftswerkstätten erarbeite. Zudem habe man gerade im Bund den Masterplan Medizinstudium 2020 abgeschlossen, der eine Zugangsvereinfachung zum Studium und mehr Praxisnähe beinhalte. Immer wieder kam das Thema Telemedizin zur Sprache, die beispielsweise für chronisch Kranke in Betracht käme. Dr. Matthias Schilling hoffte auf weiteren Austausch mit den Referenten, um gemeinsam gegen den Ärztemangel auf dem Land etwas zu tun.
Verbandsbürgermeister Dennis Junk hob die Bedeutung für die Stadt und die Region hervor: "Man spürt mit der Eröffnung des Ärztehauses und der weiteren Nutzung des ehemaligen Rathauses eine Aufbruchstimmung in der Stadt." Wichtig sei für ihn und die am Projekt Beteiligten das Gebäude vor einem längeren Leerstand zu bewahren. Zudem lobt er Schilling als einen Mann, der voran gehe: "Denn ohne den einen, der voran geht, hätte das Projekt nicht funktionieren können." Am heutigen Montag beginnen die Sprechstunden. Außerdem werden Dr. Stefan Weinig und vermutlich ab der zweiten Jahreshälfte Dr. Susanne Conrad im Ärztehaus praktizieren. Möglich ist auch, dass der Manderscheider Allgemeinmediziner Dr. Bernd Wandernoth als vierter Arzt dazu kommt. Zudem stellte Dr. Schilling in Aussicht, dass eine Psychologin zweimal pro Woche Sprechstunden abhält. Im Obergeschoss ist die Physiotherapiepraxis von Verena Schömer.
Die Einsegnung des Gebäudes, in dem ein Kreuz, das seit Generationen im Besitz der Familie Schilling ist, hängen wird, übernahm Abt Dr. Johannes Müller.DIE VERTRAGSäRZTLICHE VERSORGUNG IM LAND


Extra

In Rheinland-Pfalz gibt es 2706 Hausärzte, 3823 Fachärzte, 866 Psychotherapeuten. 14,2 Prozent der Ärzte sind angestellt, der Frauenanteil liegt bei 38,7 Prozent und das durchschnittliche Alter liegt bei 55 Jahren. Bei den Hausärzten sind 24 Prozent jünger als 50 Jahre, 37 Prozent sind 60 Jahre und älter. Es gibt einen Nachbesetzungsbedarf von 62 Prozent der Hausärzte bis 2022. Quelle: Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz.

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