Sparen bei Sozialem kein Tabu

Der einstimmig nominierte grüne Landratskandidat Thomas Schmitt-Schäfer möchte nach erfolgreicher Wahl die Struktur der Kreisverwaltung umbauen und so Geld sparen. Auch setzt er auf Alternativen zu stationären Hilfen, die laut Schmitt-Schäfer ein Kostentreiber bei den Sozialausgaben sind.

 Thomas Schmitt-Schäfer ist Kandidat der Grünen für die Landratswahl. TV-Foto: Harald Jansen

Thomas Schmitt-Schäfer ist Kandidat der Grünen für die Landratswahl. TV-Foto: Harald Jansen

Bernkastel-Kues. Es war eine ungewöhnliche Bewerbungsrede, die Thomas Schmitt-Schäfer vor den Mitgliedern von Bündnis90/Grünen aus dem Landkreis Bernkastel-Wittlich hielt. Was nicht in seiner Rede vorkam, waren Hochmoselübergang oder das Unbehagen bei der Atomkraft. Nein, der noch 50 Jahre alte Sozialplaner - er feiert in dieser Woche Geburtstag- tat das, was er in seinem Beruf als Sozialplaner tat. Er erklärte den 21 nach Bernkastel-Kues gekommenen Parteimitgliedern, warum der Landkreis finanziell so schlecht dasteht und was er als Landrat dagegen zu tun gedenkt. Diese Vorstellung kam bei den Parteifreunden gut an, die geschlossen für Schmitt-Schäfers Kandidatur votierten.

"Ich will mit meiner Kandidatur dazu beitragen, meine Mitbewerber herauszufordern, sich den Problemen wirklich zu stellen." So lautet einer der Kernsätze Schmitt-Schäfers. In mehreren Schaubildern legte er dar, worin aus seiner Sicht die Probleme bestehen. "Wir haben inzwischen die höchste Kreisumlage im ganzen Land", sagte Schmitt-Schäfer, der selbst lange Jahre Mitglied des Kreistags war. Und während selbst der einst als hoch verschuldet geltende Landkreis Vulkaneifel die Schulden zurückfahre, stiegen sie im Landkreis Bernkastel-Wittlich. "Warum ist das so", fragte er. Es habe keine besonderen Einflüsse gegeben, die im Vergleich mit anderen Landkreisen eine größere Verschuldung rechtfertigten.

Schmitt-Schäfer beschrieb die Entwicklung der Finanzen im Landkreis so: "Was hier geschieht, ist Konsum auf Kosten der nächsten Generation." Dies müsse aufhören. Zwei Themen nannte der Kandidat beispielhaft, die er als Landrat angehen würde. Da sei einerseits der Aufbau der Verwaltung. Amtsinhaberin Beate Läsch-Weber habe die von ihrem Vorgänger Helmut Gestrich übernommene Verwaltung klassischen Stils in einen Dienstleister verwandelt. Er bemängelte jedoch den seiner Meinung nach zu üppigen Verwaltungsaufbau mit sechs Fachbereichen und einem entsprechenden Wasserkopf. "So etwas sieht man selten", sagte Schmitt-Schäfer. Der Landkreis Trier-Saarburg beispielsweise komme mit vier Fachbereichen aus.

Ebenfalls ansetzen möchte der Sozialplaner in seinem Fachgebiet. Weit mehr als die Hälfte des Kreishaushalts geht in den Bereich soziale Sicherung. Ungewöhnlich hoch sei die Zahl der teuren stationären Unterbringungen von Menschen. Dies sei ein Punkt, an dem angesetzt werden müsse. Bewerber für das Amt des Landrats können sich noch bis zum 14. Februar, 18 Uhr, bei der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich wenden. ExtraThomas Schmitt-Schäfer ist 50 Jahre alt und stammt aus Morbach-Weiperath. Nach dem Abitur und seinem Zivildienst studierte er Pädagogik. Zudem hat er ein Verwaltungsdiplom. Er arbeitete in der Klinik Burg Landshut und war Betriebsratsvorsitzender. Im Jahr 2000 gründet er das Unternehmen Transfer, das im sozialen Bereich plant und berät. Thomas Schmitt-Schäfer ist verheiratet und seit 1989 Mitglied der Grünen. Er ist unter anderem Mitglied des Landespsychiatriebeirats. (har)

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