Spuk im Wald
GREIMERATH. Vergeltungswaffe nannte sich im Zweiten Weltkrieg der unbemannte, raketenähnliche Flugkörper, der von der Eifel bis nach England fliegen sollte. Teile der Abschussrampe im Greimerather Wald sind noch vorhanden. Walter Schuh erinnert sich.
In den letzten Wochen sind mehr Autofahrer als üblich den Grünewald hochgefahren, wenn sie von Wittlich aus nach Hasborn oder Greimerath wollten. Wegen Bauarbeiten an der A 48 ist die Ausfahrt Hasborn seit vielen Wochen gesperrt. Kurz vor Greimerath, noch im Wald, führt die Straße an den Resten einer stationären Abschussrampe der V1 aus dem Zweiten Weltkrieg vorbei, die kaum 20 Meter von der Straße entfernt ist. "Hier haben sich schon so manche Alteisenhändler die Zähne ausgebissen. Aber das eiserne Ding steckt wie festgemauert im Waldboden", erzählt Walter Schuh aus Greimerath. Er kennt die "Geheimnisse" um den unauffälligen Platz, der beim Vorbeifahren kaum sichtbar ist. Obwohl die Reste der vor mehr als sechs Jahrzehnten aus Beton gegossenen Einfahrt noch vorhanden sind. Die raketenähnliche, unbemannte so genannte "Vergeltungswaffe" wurde im Zweiten Weltkrieg bei Eckfeld abgeschossen, um ihre tödliche Ladung nach England zu bringen. Eine weitere Abschussrampe wurde Anfang 1944 im Wald bei Greimerath errichtet. In Greimerath war eine Sondereinheit der Wehrmacht einquartiert. Walter Schuh erinnert sich: "Ich war als kleiner Junge mit meinem Vater Klee holen mit den Kühen. Wir haben die Sondereinheit im Wald beim Stellungsbau gesehen. Vater fragte, was denn da gemacht werde. Die Antwort war: Das ist geheim, da kommen eines Tages Vögel rausgeflogen." Eifelschreck wurden die Vögel bald genannt. Die V1 wurde mit Lastwagen angefahren, im Wald zusammengebaut und auf der etwa 40 Meter langen Rampe abgeschossen. "In Greimerath hörten wir, wenn die gezündet wurde. Erst ein tiefes Brummen, dann einen Ton höher und dann gab es einen dumpfen Knall. Wenn dann die Geräusche weiterhin vorhanden waren, dann hatte sie abgehoben und trat aus dem Wald heraus." Gab es nach dem Knall nur ein Zischen, dann war das ein Fehlstart. Als Starthilfe diente ein pressluftgetriebener Kolben, der nach dem Start abgeklinkt wurde. Dann mussten die Bauern Pferde in die V1-Stellung bringen, durften aber nicht bis dicht heran. Die Soldaten übernahmen die Pferde, um mit deren Hilfe den Kolben zurückzubringen. Die alliierten Jagdbomber haben vergeblich versucht, die Raketen abzuschießen und den Startplatz zu zerstören. Der war aus der Luft nicht einsehbar, weil er im Wald geschickt versteckt blieb und nur ein schmaler Streifen gerodet war. Damals war die Grünewaldstraße für den Verkehr gesperrt. Eine weitere Abschussrampe stand an der Autobahn in Höhe des Parkplatzes "Flussbach". Dort ist eines Sonntagsmorgens eine V1 auf der Rutschbahn explodiert. Mit der näher rückenden Front zog die V1-Einheit ab, und der Spuk war vorbei. Wenn auch Sie eine historische Anekdote kennen, den Namen eines Hauses oder einer Straße erklären können oder zu einem historischen Ereignis eine persönliche Geschichte zu erzählen haben, schreiben Sie unter dem Stichwort "Stadtgeschichten" mit Namen, Adresse und Telefonnummer an die E-Mail-Adresse mosel@volksfreund.de. Wichtig ist, dass Ihre Geschichte höchstens 60 Druckzeilen (à 30 Anschlägen) umfasst.