Stadt, Land, Landwirtschaft!

Wo drückt der Schuh bei Wittlichs Landwirten? Was kann die Stadtverwaltung an Lösungen anbieten? Um das zu klären, trafen sich im Haus der Landwirtschaft Bürgermeister Joachim Rodenkirch, Landwirte und Winzer. Drei Themen kamen auf den Tisch: die Praxis der Landverpachtung, die Ausgleichsflächenproblematik und die Wirtschaftswege nebst ihr über die Jagdpacht geregelte Unterhaltung.

 Ein Beruf mit Tradition ist der des Landwirts. TV-Foto: Sonja Sünnen

Ein Beruf mit Tradition ist der des Landwirts. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. Zum "Bild" der Stadt gehören auch Äcker, Weinberge, Wiesen. Die fast 5000 Hektar große Wittlicher Gemarkung umfasst rund 1760 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche und 1200 Hektar Wald.

"Das Land ist nicht vermehrbar und die landwirtschaftlichen Flächen sukzessive rückläufig. Seit 1994 sind sie um 15 Prozent geschrumpft. Das ist bedauerlich", sagte Bürgermeister Joachim Rodenkirch.

Für die Bauern heißt die existenzielle Frage: Wie kann die begrenzte Fläche optimal weiterbetrieben werden? Und: Wie kommt man an Flächen?

So schlug Heinz Zender, Sprecher der Bauern und Winzer, als einen zentralen Diskussionspunkt die Verpachtung vor. Deren Praxis werde im Falle von Flächen in städtischem Eigentum als "undurchschaubar und undurchsichtig" empfunden. "Unter der Hand" würden Verträge weitergeleitet und unterverpachtet, so dass "andere nie eine Chance bekommen".

Das Problem ist bekannt. "Wir haben uns vorgenommen, die Verpachtung neu zu ordnen", sagte Wolfgang Aßmann, bei der Verwaltung für Liegenschaften zuständig. Er räumte ein, dass durch häufigen Personalwechsel im Fachbereich durchaus zwei, drei "Sündenfälle" passiert seien. Das wolle man ändern, auch im Sinne der Bauern vor Ort, jedoch ohne die Pächter aus der Nachbarschaft "rauszudrücken", die schon jahrelang städtische Flächen gepachtet hätten. Unterverpachtung wolle man ausschließen, Nicht-Landwirte sollten nur in Ausnahmefällen zum Zuge kommen.

Ähnlich "sensibilisiert" sei die Verwaltung in Sachen Ausgleichsflächen, dem zweiten Diskussionsthema. Joachim Rodenkirch sagte: "Der Druck steigt. Hier in Wittlich brummt's. Wir haben jetzt schon den Stand an Baugenehmigungen wie insgesamt im Vorjahr, mit der Konsequenz, dass Ausgleichsfläche gefordert wird." Er sei überzeugt, dass man beim Ausgleichsflächenmanagement nicht auf dem Stand sei, auf dem man sein sollte. Derzeit fehle noch der "qualifizierte Blick auf die Dinge". Wolfgang Aßmann erklärte: "Im Prinzip fehlt uns ein Landespfleger, den hatten wir mal." Angeregt wurde, sich außerhalb landwirtschaftlich nutzbarer Gebiete Potenziale zu sichern, etwa in forstwirtschaftlichen Flächen.

Kritisch bemerkten die Bauern auch, dass das Ökokonto der Stadt "so lala" geführt worden sei. Ökologische Aufwertungen wie die 200 000 Euro, die man am Vitelliuspark in die Bachrenaturierung gesteckt habe, kämen dort nicht zum Tragen. Ein Thema, das man erneut besprechen will. Das gilt auch für die Wirtschaftswege, für die die Jagdpacht verwendet wird. Ziel sei eine andere Regelung. Generell sagte der Bürgermeister auch: "Die Jagdpacht wird künftig nicht überall die Erlöse bringen wie bisher. Es wird Teile geben, die nicht mehr zu verpachten sind." Abschließend gab es die Abmachung, die Gesprächsrunde fortzusetzen. Joachim Rodenkirch sagte zum Schluss: "Bedauerlicherweise ist im Stadtrat nur noch ein Landwirt vertreten. Sie sollten darauf achten, in diesem Gremium Präsenz zu zeigen."

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