Streifzug durch die Jazzgeschichte

WITTLICH. (gkl) In der Klassik gibt es sie schon lange, die so genannten Gesprächskonzerte, in denen dem Publikum Erläuterungen zum Programm gegeben werden. Mit dem Frank Wunsch Ensemble und dem Moderator Ulrich Kurth beschritt jetzt auch der Wittlicher Jazzclub diesen Weg und konnte einen großen Erfolg verbuchen.

"Was Sie schon immer über Jazz wissen wollten… aber niemanden fragen konnten…", so lautete der Untertitel des letzten Konzertes des Wittlicher Jazzclubs. Offensichtlich gab es viele Menschen, die so manches über dieses Genre wissen wollten, denn der Saal im Hotel Lindenhof war nahezu ausverkauft. Oder waren es die recht wohlklingenden Namen der Musiker, die so viele in den Wittlicher Mundwald lockten? Die Akteure waren der Pianist und Arrangeur Frank Wunsch, der Trompeter Klaus Osterloh, Henning Berg (Posaune), die beiden Saxofonisten Matthias Nadolny und Paul Heller, der Kontrabassist Gunnar Plümer und Christoph Haberer am Schlagzeug. Dazu gesellte sich der Musikwissenschaftler Ulrich Kurth, der sich als Redakteur und Publizist mit dem Spezialgebiet Jazz einen Namen gemacht hat.Kopperation mit der Kreismusikschule

Positiv mag sich bei den Besucherzahlen auch die Tatsache ausgewirkt haben, dass der Wittlicher Jazzclub bei diesem Konzert mit der Kreismusikschule und der Volkshochschule kooperierte. Es war also eine illustre Runde, die hier einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Jazz geben wollte, von seinen Anfängen bis in die heutige Zeit. So stand gleich zu Beginn auch der Name Scott Joplin auf dem Programm, allerdings nicht, wie man vielleicht hätte vermuten können, mit dem berühmten "Entertainer", sondern es war der "Magnetic Rag" aus dem Jahre 1914, der erklang. Interpretiert von Wunsch zeigte dieser auch gleich, was man musikalisch vom Abend zu erwarten hatte. Technische Sauberkeit und stilistische Fachkunde auf höchstem Niveau. Dieser Vorgabe schlossen sich seine instrumentalen Mitstreiter vorbehaltlos an. Von Titeln etwa von Louis Armstrong ("Struttin in with some Barbecue" oder "A kiss to build the dream on") bis hin zu Eigenkompositionen wie zum Beispiel "Coming home" von Nadolny gab es eine Revue, die kaum eine Station der Jazzgeschichte ausließ. So ausgezeichnet die Musiker hierbei auch agierten, musste man jedoch die Frage stellen, warum ein Ensemble mit vorwiegend klangstarken Instrumenten in dem doch überschaubaren Raum des Lindenhofs unbedingt mit einer Verstärkeranlage auftreten muss. Dass man einem Kontrabass etwas elektronische Unterstützung bietet, mag ja noch angehen. Eine Trompete oder eine Posaune hat dies aber gewiss nicht nötig. Durchaus lehrreich, wenn auch nicht immer ganz den Kern der Sache treffend, waren die ausführlichen Erläuterungen von Kurth, der sicherlich auch für eingefleischte Jazzfreunde noch das eine oder andere Neue zu berichten wusste. Ausführungen wirkten sehr akademisch

Aber genau hier krankte der Abend auch ein wenig, zumindest im ersten Teil. Kurths Ausführungen wirkten doch sehr akademisch, erinnerten für ein Konzert zu sehr an eine Lehrveranstaltung. Die Lockerheit, das Freie, Wesenszüge also, die gerade im Jazz eine essentielle Rolle spielen, kamen erst nach der Pause zum Tragen. Trotzdem war es ein überaus erfolgreicher Abend für den Jazzclub, der sich überlegen sollte, auch weiterhin ähnliche Angebote in sein Programm aufzunehmen.

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