"Tafel" hat ein Dach überm Kopf

Die Suche nach Räumen für die "Wittlicher Tafel" ist beendet. Am Rommelsbach, wo früher Karnevalsartikel verkauft wurden, kann der Caritasverband Wittlich das Projekt, das Lebensmittel an Bedürftige weitergibt.

 Die Adresse ist gefunden: An der Rommelsbach soll die „Wittlicher Tafel“ einmal in der Woche Anlaufstelle für Bedürftige sein, die dort Lebensmittel erhalten. TV-Foto: Harald Jansen

Die Adresse ist gefunden: An der Rommelsbach soll die „Wittlicher Tafel“ einmal in der Woche Anlaufstelle für Bedürftige sein, die dort Lebensmittel erhalten. TV-Foto: Harald Jansen

Wittlich. Wenn alles klappt, wird im Dezember die "Wittlicher Tafel" einmal in der Woche gegen einen symbolischen Euro Lebensmittel an Bedürftige ausgeben. Der Caritasverband Wittlich, der mit der Pfarreiengemeinschaft St. Markus und St. Bernhard das Projekt, das es beispielsweise in Bitburg gibt, geplant hat, kann die Suche nach einer Adresse beenden. Jetzt folgen Renovierung und Info-Veranstaltung

Auf dem ehemaligen Edekamarkt-Gelände, dort, wo früher Karnevalsartikel verkauft wurden, konnte man vom Edeka-Nachfolgemieter, der Firma Metzen, Mehako, Räume mieten."Die Lage passt. Der Standort ist sehr gut erreichbar und ausreichend groß", sagt Rudolf Bollonia, Dienststellenleiter der Geschäftsstelle Wittlich des Caritasverbandes für die Region Mosel-Eifel-Hunsrück. Jetzt brauche man noch Unterstützung für die Renovierung des Mietobjekts, rechne aber damit, gegen Ende des Jahres die "Wittlicher Tafel" öffnen zu können. Zuvor ist eine Informationsveranstaltung in St. Bernhard für Interessierte angedacht, denn das Projekt ist auf Ehrenamtliche angewiesen, die auch eine Fortbildung erhalten.Beratungsbüro ergänzt das Angebot

Rund 40 Menschen wird man brauchen, um die Verteilung der Lebensmittel stemmen zu können. Letztere spenden Geschäfte. Hierzu haben sich schon namhafte Firmen aus Eigeninitiative bereit erklärt. Jetzt, wo der Standort geklärt ist, will die Caritas gezielt Lebensmittelgeschäfte anschreiben und um Unterstützung bitten. Außerdem will man auch beispielsweise Drogerieartikel anbieten. Neben der Weitergabe der Waren ein Mal in der Woche an Bezieher von Arbeitslosengeld zwei oder Harz vier, soll die "Wittlicher Tafel" um ein Beratungsbüro ergänzt werden. An Kosten rechnet man mit 50 000 Euro für die Anschubfinanzierung (etwa für ein Fahrzeug, Einrichtungsgegenstände) sowie mit 25 000 Euro jährlich (Miete, Nebenkosten, Fahrtkosten). Weitere Sponsoren und Fördermitglieder gesucht

Zum Teil sind die Finanzierung durch Sponsoren gedeckt wie die Stiftung Stadt Wittlich und die Raiffeisenbank. Auch die "Aktion Mensch" und der Caritasverband selbst schießen Geld zu. Dennoch sind weitere Sponsoren nötig. So kann jeder, ab einer Summe von zehn Euro jährlich Fördermitglied werden. Ein besonderer Förderverein, wie etwa in Bitburg, wird jedoch nicht gegründet. Außerdem hofft man auf Spenden etwa von Pfarrfesten oder sonstigen Veranstaltungen. Logistischer Kopf des Projekts und Träger, dann auch von eventuellen Defiziten, ist die Caritas. Schirmherrin des Projektes ist Landrätin Beate Läsch-Weber. Die Anzahl derer aus dem Kreisgebiet, die die Tafel nutzen werden, wird auf etwa 180 geschätzt. So viele Kunden sind beim Bitburger Projekt registriert. "Die Zahlen zu vergleichen, ist sicherlich realistisch", meint Rudolf Bollonia. "Dass es wieder eine Form der Suppenküche gibt, dürfte es eigentlich in einer Gesellschaft wie der unseren nicht geben. Aber die Not ist da", sagt Rudolf Bollonia, "Am besten wäre es natürlich, existenzielle Nöte durch Arbeit zu lösen, aber es wird ja keine Vollbeschäftigung mehr geben." Kontrolliert werden soll die Abgabe der Lebensmittel durch eine Kundenkarte. Rudolf Bollonia sagt: "Aber es gibt auch Tafeln, die das nicht mehr machen. Denn da kommt keiner hin, der viel Geld hat. Denn jeder, der sich hier Lebensmittel abholt, muss schon eine gewisse Schamschwelle überschreiten."Wer sich im Rahmen der Wittlicher Tafel engagieren will: Caritasverband, Telefon 06571/91550. Meinung Das Rad neu erfinden Eine Institution wie die Tafel tut auch in Wittlich Not. Deshalb verdient die Initiative der Caritas jede auch noch so kleine Unterstützung. Dies gilt für den Bereich des Ehrenamts, aber auch in finanzieller Hinsicht. Einen Wermutstropfen birgt das Engagement der der Caritas. In Wittlich wird in gewisser Weise das Rad neu erfunden. In Trier, Bitburg und zukünftig wohl auch in Daun gibt es Fördervereine, die das Unternehmen Tafel logistisch und finanziell unterstützen. Sei es durch das Sammeln von Spenden oder dem Organisieren von Einrichtung und dem Bereitstellen von Handwerkleistungen. In Bitburg beispielsweise ist es so gelungen, innerhalb weniger Wochen eine Tafel für den Bruchteil der vorher veranschlagten Kosten auf die Beine zu stellen. Das wäre alleine mit caritaseigenen Kräften nie zu bewerkstelligen gewesen. Und noch ein Faktor spricht für einen Förderverein. Auch in Wittlich wird schnell klar werden, dass eine Ausgabestelle im Kreis nicht reicht. Im Nachbarkreis wird deshalb an einer Prümer Tafel gearbeitet, eine Bernkastel-Kueser Tafel wird ebenfalls nicht lange auf sich warten lassen. Da stellt sich die Frage, wie das die Caritas alleine bewerkstelligen kann. Hoffentlich nichts mit Konstruktion der Wittlicher Tafel zu tun hat die Tatsache, dass ein überparteilicher und überkonfessioneller Förderverein möglicherweise gerne ein Wörtchen mitsprechen würde, wenn es um die Geschicke der Hilfeeinrichtung geht. Schließlich ist die Tafel ein Projekt, das nur funktionieren kann, wenn es von vielen Menschen getragen und unterstützt wird. h.jansen@volksfreund.de

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