USA gewähren Blick hinter die Kulissen

Spangdahlem · 57 Staaten haben sich im Wiener Dokument darauf geeinigt, militärische Informationen auszutauschen. Am Donnerstag hat die US-Airbase Spangdahlem ausländischen Soldaten Einblicke gewährt. Der TV war dabei.

Spangdahlem. Während die Klimaanlage so arbeitet, als wäre draußen Death Valley und nicht die kühlnasse Eifel, lässt sich an der Schlange vor dem amerikanischen Kaffeebüfett (dünner Kaffee und Muffins) die internationale Militärmode studieren. In Schweden trägt man große grüne Flecken, in Belgien mischen sich rote Kleckse darunter, Deutsche und Luxemburger bevorzugen ein subtileres Pünktchenmuster, und die Türken tragen trotz der Kälte beige mit kurzen Ärmeln.
Bald wieder im Krieg


Mehr als 30 Nationen haben hochrangige Vertreter ihres Militärs am Donnerstag in die Eifel geschickt, um sich dort über die US-Air Base Spangdahlem zu informieren. Ein Besuch, der Folge des Wiener Dokuments ist - einer Übereinkunft zwischen den 57 Mitgliedstaaten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Denn in diesem Dokument haben die Staaten vereinbart, Informationen über ihre Streitkräfte auszutauschen.
Bevor im "Club Eifel" das Programm losgeht, nutzen einige die Gelegenheit zum interkulturellen Austausch. Laut lehrt der deutsche Dolmetscher eines kasachischen Generals einen Kroaten das Sprichwort: "Wenn du mich verarschen willst, musst du früher aufstehen." Immer wieder, bis der es auch sagen kann.
Das Wiener Dokument dient der Vertrauensbildung. Vereinbart sind auch gegenseitige Besuche. Diesmal in Spangdahlem, wo die internationale Gruppe von David J. Julazadeh empfangen wird - dem Kommodore des 52. Jagdgeschwaders.
Lockere Sprüche


Ein Mann, der mit seiner guten Laune, seinen lockeren Sprüchen und Entertainerqualitäten so gar nicht zu dem Bild passt, das man vom obersten Befehlshaber eines Kampfgeschwaders haben könnte. Zumal er seine Leute schon bald wieder in den Krieg schickt. Die Militärs hören ihm aufmerksam zu, wie er seine Air Base vorstellt (siehe Extra). Eine Base, in die die USA seit 1994 rund eine Milliarde Dollar investiert haben, deren Zukunft aber dennoch ungewiss ist. Das Militärbudget wurde extrem gekürzt. Zwei von drei Flugzeugstaffeln hat Spangdahlem verloren. Trotzdem wirkt der Kommodore zuversichtlich. Er habe die Hoffnung, dass eine neue Staffel komme. Vorher erwartet seine Airmen - Soldaten, die er durchweg als "amazing" (fantastisch) beschreibt - allerdings etwas anderes: In zwei Wochen fliegen 200 von ihnen nach Afghanistan. "Ich schicke Leute nicht gerne in den Krieg", sagt Julazadeh. Doch nervös mache ihn das nicht. Sie seien gut trainiert. Das soll den Delegierten dann auch eine Rundfahrt über die Base beweisen. Die Militärhundestaffel zeigt, dass ihre Hunde nicht nur Bomben und Drogen aufspüren, sondern auch Menschen attackieren können. Demonstriert wird am lebenden Objekt - einem Mann, der dank eines dicken Schutzanzugs nicht in die neue Klinik gebracht werden muss: ein 30 Millionen Dollar teures Gebäude, dessen Wartesaal mit seinen riesigen Flachbildfernsehern eher an ein Luxushotel erinnert als an ein Ärztehaus. Die Militärs wirken beeindruckt.
Viel mehr interessieren sich die Tarnanzug-Träger aber dafür, wie die Amerikaner Raketen unter einer F 16 anbringen. Auch um einen Roboter, der Minen entschärfen kann, bilden sich Menschentrauben. Obwohl ein leicht grimmig dreinschauender Rumäne sich noch mehr technische Informationen gewünscht hätte, sind die meisten zufrieden. Das ist auch Brigadegeneral Thomas Sharpy, einer der höchsten US-Militärs in Europa. "Ein Tag wie dieser zeigt, dass wir uns vertrauen", sagt Sharpy mit Blick auf all die unterschiedlich Uniformierten, unter denen auch Russen sind, die den Tag sehr interessant fanden.Extra

Die Air Base Spangdahlem wurde 1951 von den Franzosen gebaut und ging 1953 auf die Amerikaner über. Sie beschäftigt 3700 Militärangehörige, 250 US-Zivilisten und 850 deutsche Zivilisten. Auch 7000 amerikanische Angehörige leben rund um Spangdahlem. Von den drei Flugzeugstaffeln ist noch eine F 16-Staffel mit 29 Flugzeugen übrig. Monatlich landen in Spangdahlem, das für die USA ein Drehkreuz auf dem Weg Richtung Asien und Afrika ist, 120 große Flugzeuge, 1000 Passagiere, 1500 Tonnen Fracht. kah

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