Und Dreis bleibt unvergesslich

20 000 Fotos aus Dreis, wer weiß in Zukunft noch, was sie zeigen? Jeder. Jeder, der sich dafür interessiert. Denn diese Momentaufnahmen archiviert der Fotoklub Blende 90 seit 1990. Und die Mitglieder dokumentieren mit ihren Kameras das Dorfgeschehen vom Festchen bis zum Hausabriss.

Dreis. Wie war das noch bei der Sportplatzeinweihung 1953? Wer war alles schon bei der legendären Dreiser Fastnacht im Zug und auf der Bühne aktiv? Was passiert aktuell an der Brückenstraße in Sachen Dorferneuerung? Wen solche Fragen beschäftigen, muss nicht lange rätseln. Denn die Heimatgeschichte des 1370-Einwohner-Ortes systematisch im Blick haben die Mitglieder des Fotoklubs Blende 90 in ihrem "Dreiser Dorfarchiv".

125 Jahre zählt ihr ältester Schatz, die jüngsten Fotofunde gibt es vom Weihnachtsmarkt im Schloss - und zwar für jedermann als Album im Internet. Und ob "geerbtes" oder eigenhändig geschossenes Bildmaterial: Der Fotoklub Blende 90 hat einen ungewöhnlichen Schwerpunkt. Seine Mitglieder sind das fotografische Gedächtnis des Ortes und sorgen mit ihrer Archivarbeit dafür, dass es lebendig bleibt. Denn selbst tausende "Dreiser"-Fotos sind nicht mehr als ein Berg Papier, wenn sie nicht geordnet und verschlagwortet sind. Die schönsten "Dreiser"-Digitalaufnahmen sind nur anonyme Daten, wenn sie nicht mit System "gesammelt" werden. Ein Mal im Monat trifft man sich dafür im ehemaligen Feuerwehrhaus. "Wer dann seine Bilder aus Afrika zeigen will, hat mit uns Probleme", sagt Paul Valerius, "Denn ein Fotoclub, der so dorfbezogen arbeitet wie wir, den gibt es sonstwo in der Region nicht."

Wie es zu diesem Dreiser Ehrenamt kam? "Heinz Thieltges, unser Universalgenie, der hatte eine große Bildersammlung und hat mit der Arbeit angefangen. Paul Kranz hat ihm praktisch auf dem Sterbebett versprochen: ,Ich machen dat Fotoarchiv von Dreis fertig.'", erzählt Paul Valerius.

Neben diesem zentralen Anliegen des Klubs fotografiert auch ein jeder auf seine Weise, und zwar mit der alten Spiegelreflex - oder der hochgerüsteten Digitalkamera. Und "wie das alles funktioniert mit den Pixeln", also der digitalen Fotografie, dazu informiert man sich regelmäßig gegenseitig.

Generell meint Paul Valerius zu den Tücken der modernen Technik: "Das größte Problem ist die Bilderflut selbst, weil sie nicht richtig archiviert wird. Jeder hat 100 Foto-CDs und in 20 Jahren kann die keiner mehr lesen."

Der Dreiser hat einen allgemeinen Tipp parat: "Löschen. Man muss sich klar machen, nicht alles ist erhaltenswert."

Was vom Material des Klubs selbst erhaltenswert ist, das kann mittlerweile jeder weltweit besichtigen. Denn längst haben die 19 Mitglieder - bei der Vereinsgründung 1990 waren es neun - das schnelle Informationsmedium Internet entdeckt.

"Dorfgeschehen" heißt die aktuelle Galerie. Sie ist neben den individuellen Arbeiten der Mitglieder (auch mal ohne Dreiser Bezug) zu besichtigen unter: www.blende90.de.Extra Die Mitglieder, übrigens nicht ausschließlich Dreiser aber ausschließlich Männer sind: Arnold Binzen (Sehlem), Albert Goebel (Dreis), Ewald Herges (Zeltingen-Rachtig), Hermann Herges (Dreis), Andreas Huber (Dreis), Paul Kranz (Dreis), Peter Kranz (Salmtal), Herbert Kröten (Salmtal), Heinz Lamberty (Salmtal), Manfred Morsbach (Gransdorf), Albert Pawelke (Dreis), Erwin Pelm (Dreis), Ewald Schmitz (Dreis), Peter Spang (Dreis), Rudi Thiele (Niersbach), Alois Thieltges (Dreis), Vinzenz Thieltges (Dreis), Paul Valerius (Dreis), Bernd Grässel (Hetzerath).

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