Und es gibt ihn doch, den Integrationsbeauftragten

Es gibt ihn bereits, aber groß in Erscheinung wird er wohl nicht mehr treten. Die Kreisverwaltung hat einen Integrationsbeauftragten: den Leiter des Fachbereichs Soziales Eberhard Scheinert. Doch der geht bald in den Ruhestand. Dem Thema Integration dagegen will sich der Kreis Bernkastel-Wittlich verstärkt widmen, schließlich leben im Kreis über 5000 Menschen mit Migrationshintergrund.

Bernkastel/Wittlich. (neb) Kaum ist das Amt ins Leben gerufen, geht der Amtsinhaber. Seit Juli hat der Landkreis Bernkastel-Wittlich einen Integrationsbeauftragten, wenn auch bis Ende September nur „pro forma“. „Wir hätten das Amt lieber erst im Oktober geschaffen“, räumt Landrätin Beate Läsch-Weber bei einem Gespräch mit dem TV ein.

Doch Anfang Juli ging das Internet-Portal des Landes Rheinland-Pfalz online, in dem Ansprechpartner zum Thema Integration für alle kreisfreien Städte und Kreise aufgelistet wurden. Da sollte der Kreis Bernkastel-Wittlich natürlich nicht fehlen, und so wurde flugs der Geschäftsleiter des Fachbereichs Soziales, Eberhard Scheinert, ins Amt gehoben.
Ungünstig nur, dass dieser Ende September in Ruhestand geht und sich dieser Aufgabe deswegen kaum noch widmen kann.
Sobald sein Nachfolger den Fachbereich und damit auch den Posten als Integrationsbeauftragten übernommen hat, soll das Thema Integration verstärkt angegangen werden – auch wenn Landrätin Beate Läsch-Weber sagt: „Es wird im Kreis schon Einiges getan“.
Viele Gruppen engagieren sich bereits zum Thema Integration

Die Arbeitsgruppe Jugendmigration in der Kreisverwaltung, die Arbeit vieler Kommunen, Vereine, Initiativen sowie des überbetriebliche Ausbildungszentrums und des Bündnisses für Menschlichkeit und Zivilcourage seien da nur beispielhaft genannt.
Integration versteht die Landrätin nicht nur als Gegenwarts-, sondern auch als Zukunftsthema, dem sich auch die Verwaltungsstrukturen anzupassen haben. „Deswegen ist es gut, dass wir das nun als Querschnittsaufgabe aufgebaut haben“, betont sie.
Heißt: Bisher waren in der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich die verschiedenen Aspekte von Integration den unterschiedlichen Fachbereichen zugeordnet, eine zentrale Anlaufstelle gab es nicht. Diese Funktion soll der Integrationsbeauftragte übernehmen und als Schnittstelle die Aufgaben koordinieren.
„Wir sind als Kreis ja nicht für alle Integrationsaufgaben zuständig“, erläutert Läsch-Weber, „da kommt es besonders auf das Zusammenwirken aller kommunalen Ebenen an.“
Auch das solle der Integrationsbeauftragte übernehmen. Und noch eins erhofft sich der Kreis von der Schaffung des neuen Amts: „Wir möchten vorhandene Angebote einerseits transparenter machen, andererseits auch die Qualität der Angebote verbessern“, sagt Alfons Kuhnen, Pressesprecher der Kreisverwaltung.

Zuallererst allerdings gelte es, ein Integrationskonzept zu entwickeln: Dazu will sich der Kreis – vorausgesetzt der Kreistag stimmt dem zu – Hilfe von der „InPact-Projektgruppe“ holen, einer Organisation, die landesweit Integrationsarbeit leistet. „Sicherlich sind da die ganz wichtigen Themen Sprache, Bildung, Ausbildung und berufliche Integration“, umreißt Landrätin Beate Läsch-Weber die Schwerpunkte der künftigen Integrationsarbeit. „Das ist natürlich auch gerade für die wirtschaftliche Entwicklung immens wichtig“, ergänzt Sprecher Alfons Kuhnen, „insbesondere vor dem Hintergrund des zunehmenden Bedarfs an Fachkräften.“ „Emotionale und soziale Kompetenz“ setzt Landrätin Beate Läsch-Weber bei dem neuen Integrationsbeauftragten – wie bei all ihren Führungskräften – voraus. Sie betont: „Er muss gerne mit und für Menschen arbeiten und ein offenes Ohr haben.“

Meinung

Ein "Pöstchen"?

Das Land wollte einen Ansprechpartner für Integrationsfragen, also hat es einen bekommen. Auch wenn dieser Name nur drei Monate Bestand hat. Ob dieser Vorgang sinnvoll ist, das wurde offenbar nicht lange überlegt. Hauptsache, die Liste ist vollständig, und auch der Kreis kann offiziell einen Namen nennen, wer denn in seinem Beritt für das Thema Integration zuständig ist. Nur, dass der, der im Internet verheißungsvoll als Integrationsbeauftragter und Ansprechpartner angepriesen wird, offiziell gar nicht mehr in Erscheinung tritt, geschweige denn der Öffentlichkeit kommuniziert wird. Absurd.

Da drängt sich die Frage auf, ob die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich mit der "Ernennung" nicht doch besser drei Monate, bis zur Bestimmung des Nachfolgers, gewartet hätte. Lange genug hat's ja ohnehin schon gedauert - in vielen anderen Städten und Kreisen ist der Integrationsbeauftragte längst im Alltag angekommen, und auch Integrationskonzepte sind seit langem entwickelt. Für Alibi-Aktionen ist das Thema Integration nämlich in der Tat zu wichtig.

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