Und täglich grüßen Ich und Wir

Der eine braucht sein Brötchen, der andere den Kaffee. Peter Hubert jedoch braucht morgens Stift und Papier. Seit 30 Jahren zeichnet er täglich ein "Frühstücksbild". Unter tausenden der kleinen, privaten Arbeiten hat er ausgewählt, um sie als "Menschenbilder" zu zeigen.

 Eine Kombination aus der Weiterentwicklung seines Tagebuchprojekts und dazu Speckstein- und Alabasterarbeiten zeigt Peter Hubert in Wittlich. TV-Foto: Sonja Sünnen

Eine Kombination aus der Weiterentwicklung seines Tagebuchprojekts und dazu Speckstein- und Alabasterarbeiten zeigt Peter Hubert in Wittlich. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. Eine Ausstellung mit tausend Bildern, das wär's. "Das geht aber nicht", sagt Peter Hubert angesichts fehlender Räume. Nicht weil es ihm an der Zahl der Arbeiten fehlte. Seit 1975 setzt sich der 1952 geborene Wittlicher zum Frühstück hin, greift zum Filzstift und lässt sich überraschen, was passiert. Täglich. Mal setzt er eine Linie, mal nicht. "Ich habe dann eigentlich nichts im Kopf", sagt er. Und so entsteht manchmal ein besonders schöner Kopf: Mit leichter Hand begrenzt, mit den "Leerstellen", die den Charme seiner gelungensten Zeichnungen ausmachen: Nicht alles definieren, sondern andeuten, offen lassen. Das gilt nicht für alle seine "Frühstücksbilder". "Früher habe ich auch selbstheilend gemalt, um Dinge zu verarbeiten. Da waren manche Bilder schon grauselig", sagt er. Dann habe seine Oma gesagt: "Peter, mal net so greilich Gesichter, mal doch mal wat Schienes." Von einer eleganten Schönheit "klarer" Linienführung sind viele der Werke, die er jetzt in der Kellergalerie der Buchhandlung Rieping in Wittlich zeigt. Dafür hat er aus seinem Fundus ausgewählt und die Arbeiten aus der Vergangenheit in Tusche auf größeres Format gebracht. "Beim Nachzeichnen merke ich die Kraft der Bilder. Es ist noch da, das Gefühl, die Ausstrahlung des Originals", sagt er. Und die Leichtigkeit des Ausdrucks, dessen unaufdringliche Stille, will er nicht durch einen Titel bannen. "Die Arbeiten sind alle ohne Titel. Natürlich habe ich darüber nachgedacht, ihnen Namen zu geben, aber dann gebe ich ihnen einen Rahmen, der sie begrenzt und nehme ihnen etwas weg. Ich möchte den Betrachter frei entscheiden lassen, was er sieht", meint Peter Hubert. So kann er auch mit kunsttheoretischen Gedanken nichts anfangen und meint: "So viele Gedanken mache ich mir nicht. Dann würde ich morgen aufhören zu zeichnen. Ich mache einfach, was ich mache." Seine Arbeitsweise, so sagt der Gestalt- und Ergotherapeut, entspreche seinem Lebensmotto: "Das hier und jetzt leben, im Moment leben und nicht in der Zukunft oder in der Vergangenheit." Aus dieser Haltung sind denn alle seine künstlerischen Arbeiten auf die Welt gekommen, auch wenn durch die gleichsam spontane aber auch meditative Arbeitsweise naturgemäß das eigene Erleben, etwa das Gestern, sich auf dem Block Gestalt verschafft. Er zeigt auf eine Arbeit: "Das sind Gilda und ich 1976 auf den Kanaren." Weiß ja sonst keiner und funktioniert als Bild trotzdem: Ein Paar als Menschenbild. So finden Ich und Wir zusammen, die Frühstücksbildchen erobern die Welt.Die Ausstellung in der Buchhandlung Rieping ist bis Ende Dezember zu sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort