Unter Volldampf

Geschichten von der Bahn gibt es in Wengerohr viele zu erzählen. Hierzu haben sich die Wengerohrer Hermann Mechtel, Franz Monzel, Egon Neumann, Hermann Sartoris, Manfred Grau und Wilfried Heib getroffen. Fünf kleine Geschichten sind herausgekommen, die der TV in loser Folge veröffentlichen wird.

Wittlich-Wengerohr. (ger) Die Fußgängerbrücke über die Eisenbahn verbindet Alt-Wengerohr mit den neuen, überwiegend im 20. Jahrhundert entstandenen Ortsteilen. Mit dem Ergebnis der Brückenrenovierung im Sommer 2006 sind die Wengerohrer nicht sonderlich zufrieden. Aber immerhin hat die Stadt Wort gehalten und im Juni 2007 Sicherheitsmängel beseitigt. Es ranken sich allerhand Geschichten um die Eisenbahnstrecke und die Brücke. Ende der 70er-/Anfang der 80er-Jahre wurde die Bahnstrecke Trier-Koblenz elektrifiziert. Bereits vor dieser Zeit hatte die Zahl der Dampfloks stetig abgenommen, weil immer mehr dieselgetriebene Loks eingesetzt wurden, Aber noch in den 50er- und auch in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts liefen täglich Dutzende von Dampflokomotiven fahrplanmäßig in den Wengerohrer Bahnhof ein. Einen Eindruck vom weißen Wasserdampf, den eine solche Lok ausstößt, haben die Wengerohrer auch heute noch mehrmals jährlich, wenn alte Dampfloks auf Sonderfahrt durch den Ort brausen oder gar Station machen. Dann säumen Hunderte von Schaulustigen die Strecke und stehen auf der Fußgängerbrücke über den Gleisen, um das Spektakel zu beobachten. Wenn dann mächtig eingeheizt wird, stehen die Zuschauer schon mal im Nebel, sprich: im Dampf. Vor einem halben Jahrhundert haben die Wengerohrer Kinder gelegentlich die Ausfahrt der Dampfloks auf der Fußgängerbrücke genossen und sich einhüllen lassen vom Wasserdampf. "Die Heizer haben hier immer gut nachgelegt, weil die Strecke in Richtung Salmrohr etwas angestiegen ist", erzählt Egon Neumann. "Manchmal haben wir dann auf der Brücke gestanden und gewartet, bis der Dampf kommt. Wir haben es genossen, wenn wir voller Dampf waren. Da hat es dann "wupp" gemacht, als die Lok schubweise Dampf ausgestoßen hat. Links und rechts von der Brücke kam der Dampf hoch." Daher erklärt es sich auch, dass die Eisenträger der Fußgängerbrücke schwarz eingefärbt waren. Denn nicht immer kam weißer Dampf aus den Schornsteinen der Loks. Oft genug waren es schwarze Rußpartikel, die ausgestoßen wurden. Die Schwarze Brücke in der Nähe der Firma Dr. Oetker habe vom jahrzehntelangen Rußausstoß ihre Färbung und mithin ihren Namen erhalten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort