VG Wittlich-Land sagt Leerständen den Kampf an

Wittlich · Verwaiste Gebäude in der Ortsmitte: Auch in der VG Wittlich-Land ist dieser Anblick keine Seltenheit. Dem will die Verwaltung jetzt entgegenwirken: In einem Leerstandskataster sollen zunächst sämtliche brachliegenden Gebäude erfasst und Nutzungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Ziel soll es sein, die Dorfkerne wieder attraktiv für Hauskäufer und Bauwillige zu machen.

Wittlich. Wohnen in der Mitte des Dorfes? Gerade für junge Familien ist dies offenbar keine Option: Die meisten zieht es nach draußen ins Grüne, an den Rand der Gemeinde, wo die größeren Grundstücke zur Verfügung stehen. In den Gebäuden im Zentrum des Orts dagegen wohnen oft ältere Menschen. Viele davon allein, da der Partner bereits verstorben ist. Nicht selten sind sie damit überfordert, ihre Häuser in Schuss zu halten. Die Konsequenz: Die Gebäude bröckeln vor sich hin, der Dorfkern wird damit noch unattraktiver für potenzielle Käufer. Und so stehen immer mehr Gebäude leer, die Ortsmitte droht auszusterben.Fragebögen für die Gemeinden


Ein unrealistisches Horrarszenario - zumindest, was die Verbandsgemeinde (VG) Wittlich-Land betrifft? Nicht ganz. "Es ist mit zunehmender Tendenz festzustellen, dass ältere Gebäude, insbesondere in den Ortskernen nicht mehr genutzt werden", sagt Günter Weins, der seit Anfang des Jahres die neu eingerichtete Stabsstelle zur Dorferneuerung in der Verwaltung der Verbandsgemeinde Wittlich-Land innehat. Doch wie groß ist das Problem in den 44 Ortsgemeinden sowie der Stadt Manderscheid tatsächlich? Wo gibt es leer stehende Gebäude, und wo gibt es vielleicht schon Ideen für deren künftige Nutzung? Fragen, die beantwortet werden sollen im neuen Leerstandskataster der VG Wittlich-Land, an dem seit einigen Wochen gearbeitet wird.
Ein erster Schritt ist gemacht: Die Gemeinden haben in einem Fragebogen der VG-Verwaltung mitgeteilt, wie viele Leerstände es in ihrem Ort jeweils gibt, ob - soweit bekannt - das jeweilige Gebäude renoviert, abgerissen oder verkauft werden soll und ob die Gemeinde möglicherweise selbst Interesse am Erwerb einzelner Häuser hat. Zugleich wurden jedes leer stehende Objekt sowie sämtliche Baulücken im Ort in einem Lageplan eingezeichnet.
Die Auswertung läuft noch, die Erkenntnisse aus den Fragebogen der Ortsgemeinden sollen im nächsten Schritt in dem Leerstandskataster der VG zusammengefasst werden. "Wir werden in dem Register die einzelnen Objekte erfassen, sie fotografieren, katalogisieren und gegebenenfalls eintragen, welche Nutzungsmöglichkeiten denkbar wären", erklärt Günter Weins, "Ziel muss es sein, besonders ortsbildprägende Gebäude zu erhalten." Zugleich werde man Kontakt mit dem Innenministerium aufnehmen, um abzuklären, welche Baumaßnahmen gegebenenfalls über das Land förderfähig sind. Zudem sollen in Zusammenarbeit mit Architekten künftige Nutzungsmöglichkeiten auch für Privatleute aufgezeigt werden. Denn dass der Bedarf auch im Wittlicher Land da ist, ist aus dem Rücklauf der Fragebögen bereits ersichtlich (siehe Zweittext).
150 000 Euro hat die VG in diesem Jahr in ihrem Haushalt für das Thema Leerstandskataster bereitgestellt. Das Ziel muss laut Günter Weins lauten: "Innenentwicklung vor der Außenentwicklung". Und zwar nicht nur, um ein Aussterben der Ortskerne zu vermeiden. "In den Ortskernen ist die erforderliche Infrastruktur wie zum Beispiel Straßen, Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung und Stromversorgung noch vorhanden", betont Weins. In Neubaugebieten dagegen müsse dies alles erst geschaffen werden. Das kostet viel Geld - ganz abgesehen davon, dass immer mehr Land von der einst "grünen Wiese" verbraucht werde.

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