Viel mehr als nur Freude am Wein

Saarburg/Bernkastel-Kues · Ein Verein der Genießer und Kulturfreunde: Die Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer wächst stetig und feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Die Bilanz einer Erfolgsgeschichte.

Die musischen Weinstunden gehören zum Jahresprogramm der Weinbruderschaft. Das Foto entstand im Juni 2016 im Konzer Tälchen. Von links: Dieter Klever, Ortsvorsteher des Tälchens, Saar-Obermosel-Weinkönigin Sarah Schmitt, Bruderschaftsmeister Helmut Orth und Bernhard Faber, Zeremonienmeister der Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer. TV-Foto: Archiv/Claudia Müller

Die musischen Weinstunden gehören zum Jahresprogramm der Weinbruderschaft. Das Foto entstand im Juni 2016 im Konzer Tälchen. Von links: Dieter Klever, Ortsvorsteher des Tälchens, Saar-Obermosel-Weinkönigin Sarah Schmitt, Bruderschaftsmeister Helmut Orth und Bernhard Faber, Zeremonienmeister der Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer. TV-Foto: Archiv/Claudia Müller

Foto: (m_lalu )

Saarburg/Bernkastel-Kues Bruderschaft - das klingt nach viel Tradition, nach enger Gemeinschaft, nach Ritualen und Zeremonien. Man denke an die Schützenbruderschaften oder Gesellenbruderschaften. Weinbruderschaften verstehen sich als kulturelle Vereinigungen zur Pflege des Weintrinkens. Eine der Größten im deutschsprachigen Raum ist die Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer. Sie feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Helmuth Orth, seit acht Jahren Bruderschaftsmeister, so nennt sich der Chef der Vereinigung, ist stolz auf die positive Entwicklung, die die Weinbruderschaft in den vergangenen Jahrzehnten genommen hat.
"Wir wachsen stetig, jährlich kommen etwa 15 bis 20 Mitglieder hinzu." Aktuell hat die Weinbruderschaft 550 Mitglieder, davon 70 Frauen. Orth: "Wir haben von Anfang an Frauen aufgenommen. Wir sind kein Männerverein."
Die meisten Mitglieder sind naturgemäß an Mosel, Saar und Ruwer zu Hause, aber auch Weinfreunde aus ganz Deutschland und sogar aus Luxemburg, Niederlande, Finnland, Ungarn und Österreich stehen auf der Mitgliederliste.
Den enormen Zuspruch vor allem in den vergangenen Jahren, und da ist Orth ganz selbstbewusst, erklärt er sich unter anderem durch die gute Arbeit des Vereins.
Orth: "Wir wollen das Wissen um das Kulturgut Wein fördern und die Liebe zum Wein stärken. Wir befassen uns aber auch mit weingesetzlichen Entwicklungen und mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ich denke, das machen wir ganz gut."
Einmal im Jahr veranstaltet die Weinbruderschaft jeweils im Frühjahr ein Weincolloquium. Zuletzt referierte Michael Lipps, Önologe beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Bernkastel-Kues, zu den Einflüssen des Klimawandels auf den Weinbau an der Mosel.
Im Jahresprogramm folgt dann im Mai/Juni die musische Weinstunde. Das sind Veranstaltungen, bei denen kulinarische Genüsse mit den schönen Künsten wie Musik und Literatur kombiniert werden. Im August/September bietet die Weinbruderschaft Weingutsführungen beziehungsweise mehrtägige weinkulturelle Exkursionen an. Die letzte führte in die niederländische Provinz Limburg, wo inzwischen 30 Weingüter zusammen 250 Hektar Rebfläche bewirtschaften. Im Reisebericht heißt es: "Wir sind überrascht, dass im Lande des Goudas und der Matjes auch ehrbarer Wein erzeugt wird, der sicher noch viel Entwicklungspotenzial hat."
Im November werden dann beim Bruderschaftstag stets im Schorlemerhaus in Zeltingen-Rachtig feierlich die neuen Mitglieder verpflichtet. Die Weinbruderschaft Mosel- Saar-Ruwer ist in mehrere Sektionen unterteilt: Trier-Saar-Ruwer, Mittelmosel und Terrassenmosel, an deren Spitze jeweils ein Zeremonienmeister steht. Außerdem gibt es für die Bereiche Trier-Saar-Ruwer, Bernkastel-Kues, Wittlich, Traben-Trarbach, Terrassenmosel regelmäßig stattfindende Weinstammtische.
Die Weinbruderschaft besitzt in einem Weinkeller in Bernkastel-Kues eine bemerkenswerte Vinothek. Sie umfasst mehrere Tausend Flaschen, ausschließlich Rieslingweine aus fünf Jahrzehnten, die bei den zahlreichen Veranstaltungen verkostet werden. Es gilt nach wie vor der Präsidiumsbeschluss, Weine grundsätzlich nur von Mitgliedern in die Vinothek einzulagern. Für den Einkauf, die Einlagerung und Sortimentszusammenstellung sind vier Kellermeister verantwortlich. Die Schriften der Weinbruderschaft werden jedes Jahr im "Mosel-Anruf" veröffentlicht. Dort sind Weinfachbeiträge zu finden - vom Anbau bis zur Sensorik, von Wissenswertem über Rebsortennamen bis zur Korkgewinnung in Portugal, ebenso Literarisch-Moselländisches und Kunsthistorisches. Viele Mitglieder sind Weingutsbesitzer, Chefs von Weinkellereien, Leiter von Weinbehörden - kurzum Menschen, die in der Weinszene bekannt sind und etwas zu sagen haben. "Wir machen aber keine Weinbaupolitik", sagt Bruderschaftsmeister Orth.
Doch ein Projekt, das der Weinbruderschaft seit vielen Jahren besonders am Herzen liegt, könnte man im weitesten Sinne durchaus als "politisch" bezeichnen. Es geht um die Anerkennung des Moseltals als Weltkulturerbe. Durch Mitinitiative der Weinbruderschaft wurde im Mai 2014 ein Verein gegründet - mit nur einem Zweck: der Anerkennung als Weltkulturerbe.Extra: WEINBRUDERSCHAFT MOSEL-SAAR-RUWER


Die Weinbruderschaft Mosel-Saar-Ruwer wurde am 11. August 1967 von 54 Moselweinfreunden gegründet. Sie hat heute 540 Mitglieder. Ziel des gemeinnützigen Vereins ist es, das Wissen um den Mosel-Saar-Ruwer-Wein und die Qualität zu fördern und die Liebe zum Wein zu stärken. Die Jubiläumsfeier ist am Samstag, 24. Juni, in Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach. Weitere Informationen: www.weinbruderschaft-mosel-saar-ruwer.deExtra: EHRENWERTE WEINBRÜDER AUS DEM BURGUND


Allein im deutschsprachigen Raum gibt es 50 Weinbruderschaften mit mehr als 6500 Mitgliedern. Die vielleicht berühmteste und traditionsreichste Weinbruderschaft weltweit ist die 1934 gegründete französische Weinbruderschaft in Burgund, Confrérie des Chevaliers du Tastevin. Sie hat weltweit auf allen fünf Kontinenten rund 11 000 Mitglieder. Die Confrérie ist beteiligt an der einmal im Jahr im Hospiz von Beaune stattfindenden berühmten Weinauktion. Die Weinversteigerung ist der Höhepunkt einer ganzen Reihe von Festlichkeiten und Teil der "drei glorreichen Tage Burgunds". Dabei hält am Vorabend der Weinversteigerung die Weinbruderschaft der Chevaliers du Tastevin ihre Kapitelsitzung im Rahmen eines Banketts ab.

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