Viele haben gespendet

MANDERSCHEID. Der Iraner, der zu sechs Monaten Haft verurteilt wurde, weil er das Ansehen der Polizei nachhaltig beschädigt haben soll, hat auf einen Spendenaufruf hin viel Unterstützung bekommen. Doch für einen Rechtsanwalt reicht das Geld noch nicht.

Die Verurteilung eines Iraners zu sechs Monaten Haft auf Bewährung wegen Verleumdung der Polizei im Zusammenhang mit dem Totschlag von Manderscheid hat nicht nur Unverständnis und Empörung hervorgerufen (der TV berichtete). Viele Menschen haben sich auch gemeldet, um den Betroffenen zu unterstützen. Nicht nur bei dem Iraner selbst gingen viele Anrufe ein, auch bei Jürgen Uecker. Der evangelische Pfarrer im Ruhestand hatte zu einer Spendensammlung aufgerufen, um einen Rechtsanwalt für die Berufung zahlen zu können, den der Iraner im ersten Verfahren nicht hatte. Uecker: "Viele Leute bis nach Traben-Trarbach haben sich spontan gemeldet, und noch mehr haben auch gespendet." Eine Frau habe mit dem Zeitungsartikel in der Hand bei ihm geklingelt und gemeint: "Da müssen wir was tun." Uecker führt die große Resonanz auch auf den guten Ruf zurück, den der Iraner genießt.Nachbar erschlug Frau mit Tischbein

Uecker, der Iraner und die Manderscheiderin Erika Hill, die den Verurteilten tatkräftig unterstützt, bedanken sich herzlich für die Spenden. Der Pfarrer im Ruhestand stellt jedoch klar: "Für einen Rechtsanwalt brauchen wir mehr." Die Berufung hat der Iraner mit Hilfe seiner Unterstützer rechtzeitig beantragt. Die schriftliche Urteilbegründung ist laut Richterin Iris Scholten bereits ergangen. Nun hängt es vom Landgericht Trier ab, wann der Fall wieder aufgerollt wird. Zur Last gelegt wurde dem Iraner Verleumdung der Polizei im Zusammenhang mit dem Totschlag in einer Nachbarwohnung im Februar dieses Jahres. Der Iraner hatte am Tag des Totschlags mehrfach die Polizei angerufen und darauf hingewiesen, dass sein Nachbar - wie so oft - randaliere. Am frühen Nachmittag überprüfte die Polizei den Mann. Da sie laut Einsatzbericht keine Spuren tätlicher Auseinandersetzung fand und der angetrunkene Nachbar sich einsichtig zeigte, verließen die Beamten das Haus, ohne weiter einzugreifen. Als die Polizei ein zweites Mal am Abend kam, war die Ehefrau des Mannes tot. Der Nachbar hatte sie mit einem Tischbein erschlagen.Angst und schlechter Handy-Empfang

Der Vorwurf des Iraners, den er damals der Polizei und auch unserer Redaktion mitteilte: Die Polizei habe nicht auf einen seiner Anrufe am Nachmittag reagiert. In diesem Anruf habe er darauf hingewiesen, dass der Nachbar seine Frau mit einem Messer bedrohe. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass dieser Anruf am Nachmittag nicht stattgefunden hat. Laut Richterin wurde mit der im TV veröffentlichten Aussage des Iraners aber der Eindruck erweckt, die Polizei sei Schuld am Tod der Frau, weil sie nicht reagiert habe. Der Angeklagte habe damit das Ansehen der Polizei nachhaltig geschädigt. Die Erklärung des Iraners, er habe bei dem fraglichen Anruf in seinem Hausflur eventuell keinen Empfang mit dem Handy gehabt und dies nicht gemerkt, weil er große Angst hatte - die bedrohliche Szene habe vor seiner schlecht schließenden Wohnungstür stattgefunden - tat die Richterin als Schutzbehauptung ab. Wer dem Verurteilten helfen möchte, kann sich an Jürgen Uecker wenden, Pfarrer im Ruhestand in Manderscheid, Telefon 06572/1410.

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