Vom Industrie- zum Erholungsort

EISENSCHMITT. (red) Nun ist es geschafft: 440 Seiten groß ist sie geworden, die Eisenschmittner Ortschronik, die allererste überhaupt für den ehemaligen Industrieort an der Salm, heute ein ruhiger Wohn- und Erholungsort mit vielen Ferienmöglichkeiten.

Der Titel "Von der mittelalterlichen Eisenhütte zum Eifeler Wohn- und Erholungsort" ist bewusst kurz gehalten. Er gibt prägnant den Inhalt der Eisenschmittner Ortschronik wieder. In der Chronik wird die Entstehung des Ortes im 14. Jahrhundert beschrieben aufgrund der Möglichkeiten zur Erzeugung von Eisen, bedingt durch Erzvorkommen bei Eisenschmitt, durch die Wasserkraft der Salm und durch das große Potenzial zur Herstellung von Holzkohle im Wald. Es wird die darauf aufbauende Entwicklung der Eisenhütten und des sich vergrößernden Dorfes geschildert, bis es schließlich 500 Jahre nach der Gründung mit annähernd 1400 Einwohnern als größtes Eifeldorf im Landkreis Wittlich galt. Kurze Zeit später (1868) musste es die Eisenindustrie aufgeben. Spannungsgeladene Jahre der Umwälzung und Neuorientierung prägten die Zeit vor und nach 1900. Das 20. Jahrhundert führte Eisenschmitt vom eigengeprägten Eisenhüttendorf endgültig weg zum Eifeler Wohn- und Erholungsort. Drei Jahre hat Autor Erich Gerten an der Chronik gearbeitet. "Es war eine Herausforderung und zugleich eine spannende Aufgabe, die Eisenschmittner Geschichte zu recherchieren und niederzuschreiben; vor allem im Hinblick auf das Aufbereiten der komplexen Quellenlage und die Zusammenführung der Eisenschmittner Geschichte während der Zeit der Eisenverarbeitung", sagt der Autor, der in Eisenschmitts Nachbarort Oberkail geboren ist und die Umgebung aus Kindheits- und Jugendtagen bestens kennt. Eisenschmittner oder Eisenschmittener

Ortsbürgermeister Georg Fritzsche hat den in Wittlich wohnenden Autor im Sommer 2003 gefragt, ob er die Chronik verfassen wolle. Die Ortschronik ist mitgetragen und mitgeschrieben worden von den Eisenschmittner Bewohnern. Bei einer Informationsveranstaltung zur Ortsgeschichte wurden die Bewohner gefragt: "Wollt Ihr als Eisenschmitter, Eisenschmittener oder als Eisenschmittner bezeichnet werden?" Eindeutig und einstimmig war die Antwort: "Wir sind Eisenschmittner." Die Schreibweise mit dem Buchstaben "n" nach dem Doppel-T resultiert aus der Umgangssprache, nach der in den Nachbarorten die Bewohner Eisenschmitts seit Menschengedenken als "Schmettner" bezeichnet werden. Mitgetragen ist die Ortschronik von den Eisenschmittnern auch deswegen, weil im Laufe der nachfolgenden zwei Jahre immer mehr Menschen spontan ihre Mitarbeit an der Chronik anboten oder auf Nachfrage gerne dazu bereit waren. Insgesamt haben 37 Mitautoren eigene Beiträge verfasst, darunter auch Autoren außerhalb Eisenschmitts, die dadurch ihre Verbundenheit mit dem Dorf an der Salm bekunden wollen. Die Palette der Beiträge reicht vom spontan verfassten Aufsatz zu Kindheits- und Jugenderlebnissen bis zum wissenschaftlichen Artikel, darunter auch zu Clara Viebig und ihrem in Eisenschmitt spielenden Roman "Das Weiberdorf". Natürlich wird in der Ortschronik nicht nur über die Eisenindustrie geschrieben. Ortsgeschichte pur ist angesagt aus allen Bereichen des dörflichen Lebens. Manch Neues wurde entdeckt. So konnte der Standort des allerersten Eisenschmittner Schulgebäudes lokalisiert werden, der Vorgänger der heutigen "aal Schuul". In einer zweitägigen Veranstaltung wird die Eisenschmittner Chronik am 9. und 10. September vorgestellt und gefeiert. Vorträge über Clara Viebig, Kunsterzeugnisse aus Eisenschmitt und die Hüttenanlage gehören zum Programm. Näheres dazu im Internet unter www.eisenschmitt.de.

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