Vom Kellerberg ins Heckenland: Eine Holzleitung brachte Wasser von Dierscheid in die Nachbarorte

Dierscheid · Ein Rundweg, der am Karl-Kauffmann-Weg in Dierscheid startet, hat viel zu bieten. Unter anderem ist am Kellerberg noch eine Sammelmulde zu erkennen, von der aus das Wasser mit einer Holzwasserleitung in die Orte Heckenmünster und Dodenburg gelangte.

 Hermann Loßbrand zeigt ein Stück Eichenholz, das Wasser von A nach B transportiert hat. TV-Foto: Christina Bents

Hermann Loßbrand zeigt ein Stück Eichenholz, das Wasser von A nach B transportiert hat. TV-Foto: Christina Bents

Foto: (m_kreis )

Eine Wasserleitung aus Holz, die schon um 1660 gebaut wurde, ist am Greimerborn in Dierscheid schon vor einigen Jahren gefunden worden. Das Wasser, das durch die Leitung floss, stammt aus einer Sammelmulde auf Kreimerborn, die in Verlängerung der Ferienhäuser, im Wald zu sehen ist. Die Mulde ist 45 Meter lang und fünf Meter breit.
An einer Sandsteinmauer wurden damals zwei Wasserleitungen nebeneinander gefunden: eine aus Blei, eine aus Holz. Hermann Loßbrand, der damals Ortsbürgermeister von Dierscheid war erklärt: "Das Landesmuseum war anschließend hier und hat die Holzleitung dendrochronologisch untersucht."
Bei dieser Methode, die unter anderem in der Geowissenschaft, der Archäologie und der Kunstwissenschaft angewendet wird, ordnen die Wissenschaftler, anhand der unterschiedlichen Breite der Baum-Jahresringe, das Holz einer bekannten Wachstumszeit zu. Dabei kam mit 99, 9 prozentiger statistischer Sicherheit heraus, dass der Baum, der zum Bau der Leitung verwendet wurde, 1660 gefällt worden ist. Es handelt sich hierbei um Eichenholz.
Die Wasserleitung hat die Orte Heckenmünster und Dodenburg versorgt, was wegen der höher gelegenen Sammelmulde ohne Pumpen möglich war. Luftlinie ist Heckenmünster ungefähr 1500 Meter entfernt. Um 1892 wurde dann ein Hochbehälter in Dierscheid gebaut, zu dem das Wasser der Sammelmulde lief. Der Hochbehälter war bis 1974 in Betrieb und dient heute als Notbehälter für den Brand- und Katastrophenschutz.
Ein Teil der Holzleitung ist heute noch im Besitz von Hermann Loßbrand. Im noch sehr gut erhaltenen Eichenholz kann man gut die runde Öffnung erkennen, durch die das Wasser lief. Schon die Germanen und die Römer haben Holzwasserleitungen genutzt.
Und bis in das vorige Jahrhundert hinein wurden Holzwasserleitungen noch zur Trinkwasserversorgung oder für die Entwässerung im Bergbau gebraucht. Heute gibt es noch einen Betrieb im Erzgebirge, der Holzwasserleitungen, beispielsweise für Denkmale, herstellt. Mit Schmiedeeisernen Ringen wurden die einzelnen Röhren miteinander verbunden.
Bei einer Rundwanderung, die am Karl-Kauffmann-Weg startet kann man die Sammelmulde sehen. Weiter geht es von dort zur Viktoriaquelle, die schon ein römisches Quellheiligtum war, und deren Wasser eine heilende Wirkung nachgesagt wurde (der TV berichtete). Auch die Schwefelquelle und das Hansenkreuz liegen auf dem Weg, der am Aussichtsturm vorbei wieder in den Ort führt.

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