Vom Steinbruch zum Naturschutzgebiet

Die Vulkaneifel ist arm an Bodenschätzen. Das Wenige, das der karge Boden hergibt, sind Geschenke der Vulkanzeit: verbrannte Aschen (Lava), erkaltetes Magma (Basalt) und kohlensäurehaltige Wasserquellen. Erst um 1900 begann man, diese "Bodenschätze" in größerem Maße zu nutzen und aus ihnen Verdienstmöglichkeiten zu schaffen.

Daun/Steineberg. (AM) Auch der massive Basaltkegel "Steineberger Ley" mit seinen Gesteinsvorkommen bot sich an, sein Gesteinsmaterial wirtschaftlich zu nutzen. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg begann an der Nordseite der Steineberger Ley ein Steinbruchbetrieb mit der Gewinnung und Verarbeitung des Grundgesteins. Doch in den kommenden Jahrzehnten schob sich die Abbruchkante immer näher an den historisch bedeutsamen Ringwall heran. Erste Zerstörungen setzten ein. Bereits während des Ersten Weltkrieges wiesen geschichts- und heimatbewusste Forscher auf die Gefährdung jenes Kulturdenkmals hin. Die Appelle und Berichte rüttelten politisch Verantwortliche auf und führten dazu, dass die "Steineberger Ley" unter Schutz gestellt wurde. Aber sie enthielt noch kein Verbot des Basaltabbaus im nördlichen Teil. Aus der immer breiter und größer werdenden Grube wurde Basalt gewonnen - begehrtes Material zum Ausbau von Straßen und, bedingt durch den Westwallbau, auch für kriegerische Anlagen. So wurden in den Jahren 1948 bis 1955 nahezu 70 000 Tonnen Steinmaterial entnommen, für das die Gemeinde Steineberg über 33 000 Mark Bruchzins erhielt.Doch dann war der Basaltabbau gefährlich nahe an die Grenze des unter Natur- und Denkmalschutz stehenden Ringwalles gekommen. Die Gemeinde beantragte eine Sondergenehmigung, um weitere Teile des Berges für den Abbau freigeben zu dürfen.Dagegen wehrte sich die Obere Naturschutzbehörde bei der Bezirksregierung Trier. Das Ende des Steinbruchs schien nahe. Verzweifelt wehrte sich der Gemeinderat Steineberg gegen die beabsichtigte Schließung, die viele Steinbrucharbeiter arbeitslos gemacht und für den Gemeindehaushalt empfindliche finanzielle Einbußen bedeutet hätte. Rund 30 Arbeiter waren im Steinbruch beschäftigt, deren durchschnittlicher Monatsverdienst 1955 bei 241,50 D-Mark lag. Leidenschaftliche Appelle konzentrierten sich um die Kernfragen: Was ist wichtiger, Arbeitsplätze und Verdienst, Natur- und Denkmalschutz, Abwanderung von Arbeitskräften oder Schaffung einer heimischen Industrie? Die Lösung dieser Fragen war für Steineberg von existentieller Bedeutung. Letztlich siegte der Naturschutz mit seiner Überzeugung, dass auf gar keinen Fall die Einmaligkeit des Ringwalles als "einzigartiges Natur- und Kulturdenkmal unseres Vaterlandes geopfert" werden dürfte (Hans Krieg, Präsident des "Deutschen Naturschutzringes"). Als dann auch noch die obere Straßenbehörde feststellte, dass das abgebaute Material durch Verwitterung und Sonnenbrände für den "modernen" Straßenbau nicht geeignet ist, war das Ende des Steineberger Steinbruches besiegelt. 66 000 D-Mark wurden in Renaturierungsmaßnahmen gesteckt, um das sich langsam entwickelnde Feuchtbiotop in einer Größe von 0,5 Hektar für Amphibien, Libellen und andere feuchtbiotopabhängige Tierarten zu erhalten und unter Naturschutz stellen zu lassen. 1983 wurde die Steineberger Ley zum offiziellen und damit geschützten Naturdenkmal erklärt. Heute knallt und rattert, staubt und lärmt es nicht mehr im Bruch. Die Natur hat sich nach und nach die brachliegenden Felswände zurückerobert.

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