Vorm Jubiläumsjahr wird investiert

490 000 Euro will die Stadt Wittlich in die Sanierung der ehemaligen Synagoge in der Himmeroder Straße investieren. Im Betrag enthalten ist auch ein neuer zweiter Rettungsweg. Die Kosten für ihn sind gegenüber ursprünglichen Planungen um 120 000 Euro gestiegen.

Wittlich. Geschlossen wegen Bauarbeiten ist die Wittlicher Synagoge bis zum 1. Oktober. Das steht seit Kirmesende auf dem Schild an der Eingangstür. Mit den Bauarbeiten beschäftigte sich der Stadtrat in seiner Sitzung am gestrigen Dienstagabend, weshalb der Rat auch zur Sitzung im alten Rathaus zusammengekommen ist.

Bereits ab 1976 war die ehemalige Synagoge - damals eine Art Ruine - umfangreich restauriert worden, um sie dann als Kultur- und Tagungsstätte zu nutzen. Im kommenden Jahr wird das Gebäude 100 Jahre alt, was nicht nur mit einem umfangreichen Programm gewürdigt werden soll, sondern auch mit einem Gebäude in gutem Zustand.

Für die anstehende bauliche und energetische Sanierung hatte die Stadt zunächst auf Zuschüsse aus dem Konjunkturpaket II erhofft und eine Förderung beantragt, allerdings erfolglos. Zudem sind die zunächst kalkulierten Kosten gestiegen. Grund ist, so informiert die Beschlussvorlage den Stadtrat, dass ein ursprünglich als Ausführung in Stahl geplanter und bereits ausgeschriebener zweiter Rettungsweg (rund 30 000 Euro) nicht wie gedacht verwirklicht werden kann. Dies habe sich nach Gesprächen mit Denkmalschutz und Bauaufsicht herausgestellt. Die komplette Neuplanung habe zu einer Lösung geführt, die rund 150 000 Euro kosten werde. Außerdem seien rund 340 000 Euro ermittelt worden, mit denen die Sanierungsarbeiten geleistet werden sollen. Dazu zählen Erneuerungen an der Fassade, der Toilettenanlagen, Fußböden, Beleuchtung und Elektroverteilung. Alle Arbeiten, die zur Werterhaltung der besonderen Immobilie beitragen sollen, müssten nun kurzfristig durchgeführt werden, zumal die ersten Feierlichkeiten für das Jubiläum schon Anfang 2010 angesetzt sind.

"Wegen der fast durchgehenden Belegung ab dem ersten Oktober 2009 - ausschließlich der Herbstferien - des Gebäudes haben wir nur ein sehr knappes Zeitfenster", erklärt Bürgermeister Joachim Rodenkirch in der Beschlussvorlage, über die der Stadtrat am gestrigen Dienstag zu entscheiden hatte. Die Finanzierung sei gewährleistet.

Die heutige Synagoge wurde 1910 eingeweiht. Links neben dem Eingang ist diese Jahreszahl in Stein gemeißelt. 28 Jahre später, in der Reichspogromnacht, wurde auch diese Synagoge zerstört. Im Krieg war sie ein Gefangenenlager, danach stand sie leer. 1975 kaufte die Stadt das verfallene Gebäude. Dazu gehört ein Nebenhaus, in dem eine Dokumentation zur jüdischen Vergangenheit in Wittlich zu sehen ist.

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