Wald-Check: Daumen hoch

Wittlich · Alle zehn Jahre gibt es eine Art Wald-Inventur. Dann kommt das städtische Großgrün auf den Prüfstand. Die externe Firma bescheinigt den Wittlichern: In ihrem nachwachsenden Besitz als Betrieb ist alles im grünen Bereich.

Wittlich. Irgendwie stellt man sich die sogenannte grüne Lunge einer Stadt als eine Art zusammenhängenden Gesamtpuffer rund um besiedelte Flächen vor. Das täuscht. Bebauung und Straßen zersiedeln die Landschaft, auch die Baumbestände. So besteht auch Wittlichs städtischer Waldbesitz im Überblick aus vielen verschiedenen Flächen.
Klimawandel: Weniger Fichte


Darunter gibt es größere Blöcke wie etwa Grünewald, Mundwald, Pichterberg. Alles zusammen macht das 1217 Hektar. Davon zählen rund tausend Hektar als sogenannter Wirtschaftswald: Das ist immerhin fünf Mal so viel wie die Fläche von Monaco. Dieses auf mehrere Standorte verteilte Areal als Gesamtbetrieb zu führen, ist jeweils Aufgabe des Stadtförsters, aktuell Mario Sprünker. Er muss sich alle zehn Jahre von anderen auf die Finger gucken und sagen lassen, wie es wohl weiter geht: Dann steht eine Art Inventur an, wie Klaus Remmy, Inhaber eines Forstbüros bei Trier, im Stadtrat erklärte, dem er seine Prüfergebnisse vorstellte und dazu Empfehlungen in Form mittelfristiger Betriebspläne erstellt hat.
Mit Max Merrem, Altrich, hat Remmy nicht nur am Schreibtisch Daten und Fakten zum Stadtwald geprüft, sondern auch draußen die Bestände besucht. Sein Fazit unterm Strich: Daumen hoch für den Wittlicher Wald.
Der besteht zu 36 Prozent aus Eiche, die damit dominantes Element ist bei einem Laubholzanteil von insgesamt 75 Prozent. Zum Vergleich: Die Fichte als schnell wachsendes Nadelholz nimmt an Bedeutung ab: Sechs Prozent macht ihr Anteil aus, dagegen gibt es 15 Prozent Douglasien. Der Rückgang der Fichte sei ein Merkmal des Klimawandels. Ihre Möglichkeiten etwa zur Bauholznutzung könne man mit der Douglasie auffangen, erklärte Remmy den Stadträten. Denen wird vielleicht eines besonders im Gedächtnis bleiben, nämlich dass das grüne Vermögen wächst und wächst. Die öffentliche Sitzung dauerte etwas mehr als eineinhalb Stunden. Der Wittlicher Wald ist derweil um mehr als einen Festmeter gewachsen!
So ist auch trotz Einschlags in den vergangenen zehn Jahren der Wert des Waldes angestiegen: auf natürliche Weise und weil der Holzpreis angezogen hat. Auf rund 530 000 Euro schätzt der Sachverständige den materiellen Zuwachs, der nach einer landesweit festgelegten Formel errechnet wird. Dennoch könne man mehr als 5800 Erntefestmeter im Jahr ruhigen Gewissens nutzen. Das wird für die kommenden zehn Jahre empfohlen. Zudem stehen im Wald noch einige Schätze. Klaus Remmy betont: "Es gibt einen sehr großen Block, etwa 160 Hektar, wertvolle Eichen. Das sind echte Werte. Auch in den Douglasien steckt viel Potenzial."
Nach all dem Lob und dem positiven Blick in die Zukunft des Generationen-Projekts Wald gab es nur einen kleinen Wermutstropfen zu vermelden. Klaus Remmy: "Es sind keine riesigen Schäden, aber wir haben jetzt auf 40 Hektar Schälschäden durch Rotwild. Vor zehn Jahren waren es noch 20 Hektar."
Schwarzstorch ist aufgetaucht


Dabei freut man sich über die Tierwelt zwischen Laub- und Nadelholz, die Erfolge im Naturschutz belegen: "Neu ist der Schwarzstorch aufgetaucht, und wir haben auch Wanderfalke und Uhu. Ich denke, die Biotopmaßnahmen haben gegriffen." Die Mitglieder des Stadtrats freuten sich über die guten Nachrichten und segneten die mittelfristige Betriebsplanung einstimmig ab.

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