"Was sollen Spaziergänger und Radfahrer denken?"

Wittlich · "Mir liegt das Wohl von Wittlich am Herzen", sagt Hans-Günther Heinz. Der 83-Jährige ist Ehrenbürger der Stadt. Geht der ehemalige Landtagsvizepräsident an der Lieser spazieren, regt sich Heinz über die vielen gefällten Bäume und Äste auf. Diese störten den Abfluss und seien einfach nicht schön. Eine Beschwerde brachte den ersten Erfolg.

 Äste und Holz in der Lieser: Hans-Günther Heinz schimpft über den Zustand an der Lieser. Der Wittlicher Ehrenbürger hat sich darüber beschwert – nun sollen zumindest gefällte Bäume entsorgt werden. TV-Fotos (2): Florian Schlecht

Äste und Holz in der Lieser: Hans-Günther Heinz schimpft über den Zustand an der Lieser. Der Wittlicher Ehrenbürger hat sich darüber beschwert – nun sollen zumindest gefällte Bäume entsorgt werden. TV-Fotos (2): Florian Schlecht

Foto: (m_wil )

Wittlich. Egal, wohin Hans-Günther Heinz schaut, sieht er abgebrochene Bäume, Äste und Hecken. Der Ehrenbürger der Stadt Wittlich zeigt mit seinem silbernen Gehstock auf Gestrüpp, das ganz in der Nähe des Lieserufers liegt. "Furchtbar sieht das aus", stöhnt er auf. "Es wäre schön, wenn das alles mal entsorgt wird." Der 83-Jährige ärgert sich über das Erscheinungsbild des Baches. Bei einem Spaziergang zeigt Heinz dem TV, dass in den Hanglagen viele Bäume liegen und nicht abtransportiert werden. Und er moniert das Gebüsch, das nicht weit vom Wasser entfernt liegt. Heinz fragt: "Was sollen Spaziergänger und Radfahrer denken?" Was der frühere Landtagsvizepräsident außerdem zu bedenken gibt: "Wenn das Wetter schlechter wird und es regnet, besteht die Gefahr, dass die Äste aufstauen. Dann droht Hochwasser." Bereits seit April kämpft Heinz dafür, Gehör zu finden. Beim Wasserwirtschaftsamt in Trier habe er angefragt, wann die Stämme, Äste und Hecken verschwinden würden. Bei einem Café-Besuch im Juli habe er dann gesehen, wie Vertreter der Behörde, der Kreisverwaltung und der Stadt die Gegend erkundeten.Erster Erfolg

Nun erhielt Heinz eine schriftliche Antwort, die für ihn eine erste Bestätigung ist. In einem Schreiben des Wasserwirtschaftsamtes steht, dass künftig alle Bäume vollständig aus dem Uferbereich entnommen und abtransportiert werden, die die Stadtwerke aus Gründen der Verkehrssicherung gefällt haben. Diese liegen nach Auskunft von Stadtsprecher Jan Mußweiler zwischen der Brücke in der Trierer Landstraße und der Fußgängerbrücke in der Römerstraße. Die Äste und abgebrochenen Bäume werden aber nicht angerührt. Vorerst. Diese werden nur beseitigt, sofern sie den Wasserabfluss behindern oder einen Rückstau verursachen würden. So steht es im Schreiben des Wasserwirtschaftsamtes an den einstigen FDP-Landtagsabgeordneten. Dieses Risiko sieht die zuständige Kreisverwaltung momentan nicht, wie Monika Scheid betont: "Es waren keine Gefahrenpunkte oder Abflusshindernisse zu erkennen." Die Äste und Stämme - auch Totholz genannt - seien ökologisch sogar sinnvoll, erläutert sie. Die Gehölzer dienten Fischen als Nahrungsquelle, Laichplatz und Schutz vor der Strömung. Und nicht nur das, ergänzt Michael Schäfer vom Wasserwirtschaftsamt Trier. "In Stämmen nisten Ameisen, Larven oder Maden. Räumen wir immer alles weg, bekommen wir Ärger mit Umweltverbänden." Er sagt: "Solange durch das Totholz nach gesundem Menschenverstand keine Gefahr besteht, kann es liegen bleiben."Hans-Günther Heinz akzeptiert die Sicht und freut sich über einen ersten Teilerfolg. Er kündigt aber an: "Die Lage behalte ich weiter im Blick."Meinung

Ständiger Austausch ist wichtig"Stadt am Fluss" ist ein vielversprechender Name für ein Konzept, um das Lieserufer aufzuwerten. In die Gänge kommt es nicht. Dafür stehen symbolisch das Gestrüpp und nicht entsorgte Baumstämme. Die Kritik an dem Zustand zeigt, dass sich Stadt, Kreis und Land über abgegrenzte Zuständigkeiten hinaus regelmäßig austauschen müssen. Das wertet die Lieser auf - und gibt Wittlich als Stadt am Fluss eine echte Chance. f.schlecht@volksfreund.deExtra

"Was sollen Spaziergänger und Radfahrer denken?"
Foto: (m_wil )

Die Lieser ist ein sogenanntes Gewässer zweiter Ordnung, teilt die Stadt Wittlich mit.Das bedeutet, dass die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich für deren Zustand zuständig ist. Eine Ausnahme ist der Bereich von Brücken. Zuständig sei dort der jeweilige Unterhaltungspflichtige - also entweder der Landesbetrieb Mobilität oder die Stadt Wittlich. Die Bäume zu entsorgen, die aus Gründen der Verkehrssicherung gefällt wurden, sei hingegen die Aufgabe der Stadt Wittlich. flor

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort