Weil Zukunft wächst

Was ist der Wittlicher Wald mit einer Fläche von 1202 Hektar wert? Das grüne Vermögen wird auf rund 8,6 Millionen Euro geschätzt. Durch verstärkten Einschlag könnte man "Geld machen". Doch den Besitz erhalten und mehren will der Stadtrat, der geschlossen für die Betriebsplanung Stadtwald 2008 stimmte.

 Mehr Wald als Stadt? Es kommt, wie immer, auf die Perspektive an. Foto: Stadtverwaltung

Mehr Wald als Stadt? Es kommt, wie immer, auf die Perspektive an. Foto: Stadtverwaltung

Wittlich. "Langfristig positive Erträge und gleichzeitig unser Waldvermögen erhöhen, das sollte die Generallinie sein", sagte Stadtförster Joachim Rodenkirch, der dem Stadtrat seine "vorsichtig kalkulierten" Zahlen für das Wirtschaftsjahr 2008 vorlegte. Dort stehe zwar ein Minus von 8500 Euro unterm Strich, man gehe aber davon aus, dass diese Kalkulation verbessert werden könne, man also schwarzen Zahlen schreiben werde. So hatte Rodenkirch schon für 2007 mit einem Minus von 46 600 Euro kalkuliert, das sich jedoch zum Plus von rund 75 000 Euro entwickelte, unter anderem durch gute Holzverkäufe. Die geplanten 4337 Festmeter Holzernte für 2008 zu erhöhen, lehnt Rodenkirch ab: "Was weg ist, ist weg." Und er verwies darauf, dass man heute vom Nicht-Einschlag in der Vergangenheit profitiere: "Die Generation vor mir hat die Vorräte hinterlassen, die jetzt geerntet werden können." Der Gesamtholzvorrat, wobei 69 Prozent Laubwald sind, wird auf 221 000 Festmeter geschätzt, dazu wachsen jährlich rund 7000 Festmeter nach. Im Jahr 2007 wurden allein 6700 neue Bäumchen gepflanzt. Dem Sturm Kyrill im Januar waren 1100 Festmeter, ein Viertel des geplanten Einschlags zum Opfer gefallen, die jedoch schnell zu noch guten Preisen vermarktet werden konnten. Als Oberziel bleibt die Devise: "Schaffung und Erhaltung eines stabilen und reich strukturierten Waldökosystems zum größtmöglichen Nutzen heutiger und künftiger Generationen." Und die werden vor Ort schon lange eingebunden. Zur Aufgabe "Erholung und Umweltbildung", von den 120 Kilometer langen Wegen profitiert per se jeder Spaziergänger, sind bei Waldführungen und sonstigen Projekten 800 Teilnehmer aufgelistet. Und die Wittlicher "Baumschule" ist ein Dauerprojekt. "Wir können behaupten, jedes Kind der Stadt Wittlich, ob Kindergarten oder Grundschule, mit dem Wald in Verbindung gebracht zu haben", erklärte Joachim Rodenkirch. Und weil es keinen Forsthaushalt ohne Gruß aus dem Wald für die entscheidenden Räte gibt, lag dieses Mal ein Stern aus Buche bei den Ratsunterlagen. "Visionen sind ja wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber sich an ihnen orientieren", hieß der Denkanstoß in punkto nachhaltige Planung dazu. "Hoffentlich reißt Ihnen nicht irgendwann der Geduldsfaden mit mir", meinte der Stadtförster: "Aber Vorräte zu liquidieren, um Cash zu machen, ist nicht unser Ziel." Seiner "Vision" wurde vertraut, es gab ein einstimmiges "Ja" des Stadtrates. Meinung Keine Axt im Walde Der Umgang mit dem Wittlicher Stadtwald ist seit jeher vom Bewahren geprägt. Dass der Rat angesichts möglicher Erlöse bei leeren Kassen nicht zur "Axt im Walde" griff und so städtisches Vermögen in grüner Währung mehrte, ist auch der Strategie des Stadtförsters zu verdanken. Der betonte, Wald sei ein emotionales Thema und packt alljährlich die Gelegenheit beim Schopfe, es als solches auch optimal "zu verkaufen". Nie liefert er ein trockenes Zahlenwerk, betet seine "Auftragsgrundlage" her-unter. Immer versucht er, für den Wald zu begeistern. So unterscheidet schon seine Wortwahl zwischen "Einschlag" und "Liquidieren", bei letzterem schwingt "Bäume hinrichten" mit. Das ist emotionalisierend, aber für seinen Plan zielführend. Man glaubt ihm, dass er seine Aufgabe nicht als "Job" sieht. Das bringt ihm Sympathie und damit dem Wald. Gut gemacht! s.suennen@volksfreund.de

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