Weltenbummler mit dem Ziel Landratsamt

Er war als Vermarkter von Gewerbeverzeichnissen rund um den Erdball unterwegs und möchte beruflich neu durchstarten: Der Wittlicher Stephan Henkel will Landrat werden.

Wittlich. Stephan Henkel ist weit und viel herumgekommen. Der 51-Jährige lebt seit einigen Jahren wieder in seiner Heimatstadt. Von seiner kleinen Dachgeschosswohnung in einem Altbau überblickt er den Marktplatz der Stadt, den er liebevoll als "mein Wohnzimmer" bezeichnet. Die Einrichtung seiner eigenen Wohnung ist dagegen eher einfach und zweckmäßig. "Für mich reicht das", sagt Henkel, der nach eigenem Bekunden gerne mediterran kocht.

Landratswahl Bernkastel-Wittlich



Vor einigen Jahren noch ging Henkels Blick aus dem Wohnzimmerfenster auf die Copacabana in Rio de Janeiro. Nicht enden wollend ist die Liste mit Orten, an denen er gearbeitet hat. "Ich habe immer zwei Monate gearbeitet und war dann zwei Monate bei meiner Familie", sagt Henkel, der Vater zweier Töchter ist.

Seit 2005 ist das anders. Damals endete sein Engagement für eine Liechtensteiner Firma, die weltweit das vertreibt, was unter dem Begriff "Gelbe Seiten" bekannt ist. Seit dieser Zeit hat sich Henkel mehrfach beruflich umorientiert - ohne den gewünschten Erfolg.

Aktuell steht er wieder am Scheideweg. Entweder wird er neuer Landrat des Landkreises Bernkastel-Wittlich. Oder er engagiert sich bei einem Unternehmen aus dem Bereich Sportmarketing. Diese Firma möchte bis zu Olympia 2016 in Brasilien weltweit 120 Spiele eines All-Star-Teams mit bekannten brasilianischen Fußballern austragen. "Im Mai geht es los", sagt Henkel. Dann stehen wieder Reisen in die ganze Welt an. "Ich soll vor Ort die Verbindung zwischen dem Veranstalter und dem Team koordinieren", sagt Stephan Henkel. Spätestens dann werde er seine Zelte in Wittlich abbrechen. "Vielleicht ziehe ich wieder nach Liechtenstein", sagt er.

Dieses Aufbrechen zieht sich durch die Lebensgeschichte des parteilosen Landratskandidaten mit SPD-Parteibuch wie ein roter Faden. Nach dem Abitur gings zum Jura-Studium nach Freiburg, ehe er nach zwei Semestern dann doch seinen Wehrdienst antreten sollte. Den verweigerte Henkel. Er übernahm als Zivildienstleistender die Betreuung eines schwerbehinderten Studenten, der Politologie in Trier studierte. Henkel fand Gefallen an dem Fach und wechselte nach Trier, um kurz vor Abschluss des Studiums als Deutschlehrer nach Frankreich und später von da aus nach Portugal zu wechseln, um kurz nach der Wende 1989 in den neuen Bundesländern Immobilien zu verkaufen. Anschließend kam dann das Engagement in Liechtenstein. Die Liste der Einsatzorte Henkels scheint nicht enden zu wollen.

Für Bürgermeisteramt kandidiert



"Es hat mich eben manchmal gepackt und dann musste ich das machen", sagt Henkel, der sich 2009 auch um das Amt des Bürgermeisters der Stadt Wittlich beworben hatte. Er bereut diesen Lebensweg nur in einer Beziehung: Die Beziehung zu seiner Familie ging aufgrund seines beruflichen Engagements in die Brüche, sagt Henkel, der auch schon einmal Gitarrenlehrer für die Kreismusikschule war.

Die Liebe zur Musik ist eines seiner Hobbys. Gerne würde er auch in einer Band spielen. Doch er habe nie eine Gruppe gefunden, bei der er sich mit seiner Flamenco-Gitarre hätte einbringen können. Daneben spielt er auch gerne Schach. Und Sieben Schrämm. "Das ist Eifel-Poker", sagt Stephan Henkel zur Erklärung des Kartenspiels. Dabei geht es um nichts anderes als die Tatsache, den letzten Stich zu bekommen. Die Liebe zu diesem Spiel hat er trotz seiner vielen Arbeitsorte nicht verloren. Es gibt also doch Konstanten auf dem oft unsteten Lebensweg des 51-Jährigen.

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