Wie man eine Stadt gut verkauft

WITTLICH. Was den Trierern ihre Römer, den Moselanern der Wein, das sei für Wittlich das Schwein: "Dank dem eigenen Profil durch die Säubrenner-Sage lässt sich Wittlich gut als Marke positionieren", sagt Karsten Mathar vom Verein Stadtmarketing. An mehr als 70 Tagen im Jahr zieht der Verein mit Veranstaltungen Publikum in die Stadt. Mathars Ziel: "Lust auf Wittlich machen".

Wittlich leuchtet, Wittlich hat's, Wittlich lebt: Stadt und Umland als attraktives Ausflugs-, Einkaufs- und Urlaubsziel zu positionieren, hat sich der Wittlicher Verein Stadtmarketing auf die Fahnen geschrieben. Viel hat der Verein, der vor vier Jahren aus dem Zusammenschluss der Initiativen "Kaufstadt Wittlich", "Marketing Wittlich" und der Gruppe der Gastronomen hervor ging, seit seinem Bestehen bewegt. Das Bündeln der Kräfte hat sich gelohnt: Gab es vorher im Schnitt acht Veranstaltungen im Jahr, bietet der Verein Stadtmarketing mit 22 Veranstaltungen inzwischen fast dreimal so viel. "Bedenkt man, dass viele unserer Veranstaltungen sich über mehrere Tage ziehen, kommen wir auf fast 70 Veranstaltungstage im Jahr", sagt Karsten Mathar, der seit drei Jahren als einziger Hauptamtlicher des Vereins die Fäden zusammenhält. Dabei ist es nicht vorrangig das Ziel, die Kassen der Kaufleute zu füllen, sondern die Stadt stärker in den Blickwinkel potentieller Besucher zu rücken. "Wir wollen auf den Standort aufmerksam machen, ihn attraktiver machen und Identität stiften", sagt Mathar. Eine der neuesten Ideen zur Identitäts-Stiftung und Stadt-Werbung ist der Wittlich-Regenschirm, den es ab Oktober zu kaufen gibt. Aber auch mit Angeboten wie dem Kino-Open-Air im Stadtpark wolle man Akzente setzen und Publikum an die Lieser bringen. So ist der Verein Stadtmarketing auch Mitveranstalter der Wittlicher Kulturtage und beteiligt sich demnächst auch mit einem Stand an der Wittlicher Wirtschaftswoche, die am Freitag, 22. September, eröffnet wird. Vom Einkaufsgutschein bis zu "Klassik im Stadtpark"

Weitere Akzente setzt der Verein, der weit mehr als verkaufsoffene Sonntage, Flohmärkte und Feste bietet, mit Stadtführungen für Kinder, der Prämierung des besten Rosenmontagswagens oder der Bambini-WM, die der Verein dieses Jahr im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft aufgezogen hat. Mit dem Wittlicher Einkaufsgutschein, an dem sich rund 130 Mitgliedsbetriebe des Stadtmarketing-Vereins beteiligen, wurde ein Umsatz von rund 50 000 Euro erwirtschaftet. Geld, das dank des Gutscheins, den es im Rathaus, beim Kulturamt, der Tourist-Info und natürlich beim Stadtmarketing gibt, in Wittlich bleibt. Trotz zahlreicher Erfolge musste auch Mathar bereits die Erfahrung machen, dass sich nicht jede gute Idee umsetzen lässt. Zum Beispiel "König Kunde". Unter diesem Motto wollte der Verein 2004 ein Konzept für erfolgreichen Einzelhandel entwickeln. "Das Interesse der Einzelhändler daran war aber nur sehr gering. Es hat sich mit fünf, sechs Leuten einfach nicht gelohnt", sagt Mathar. Das Thema könnte aber wieder aktuell werden. Derzeit werde aus der Kaufmannschaft heraus ein Konzept erarbeitet zum Thema "freundlichster Kundenberater". Auch die lang anvisierte Innenstadt-Beschilderung, die eigentlich für dieses Frühjahr geplant war, ist noch nicht an Ort und Stelle, da mit dem Straßenverkehrsamt, Grundstückseigentümern und dem Ordnungsamt noch über letzte Details verhandelt werden muss. Mathar: "Manches geht nicht so schnell, wie ich gerne möchte. Das musste ich auch erst lernen." Seine Wunschliste? Klassik im Stadtpark nach dem Motto der berühmten "Night of the Proms" in London anzubieten und ein Bonus-System, bei dem zur Kundenbindung Einkäufe in Wittlich honoriert werden. Keine Frage, der Stadtmarketing-Verein hat noch viele Ideen auf Lager. Mathar: "Aber bei einer hauptamtlichen Stelle mit 100 Arbeitsstunden pro Monat und 50 000 Euro Budget im Jahr sind einem irgendwann die Hände gebunden."

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