Wie wäre es mit Kaffeetrinken?

Einfach mal einen Kaffee trinken gehen - für einen psychisch kranken Menschen ist eben das nicht "einfach mal" machbar. Doch mit ein wenig Hilfe könnte auch er "normalen" Alltag erleben. Dafür setzt sich das Projekt "Aufwind" im Landkreis ein.

Bernkastel-Wittlich. Wer ausgehen will, freut sich, wenn er eine Verabredung hat. Manche Menschen brauche eine Verabredung zum Einkaufen, zum Kaffeetrinken, zum Stadtbummel oder um ins Kino gehen. Warum? Weil ihnen diese alltäglichen Dinge alleine schwer fallen. So geht es auch chronisch psychisch Kranken. Sie kann es schon Überwindung kosten, das Haus zu verlassen, um am "normalen" Leben teilzunehmen, sodass soziale Kontakte fehlen. Deshalb werden jetzt Ehrenamtliche gesucht. "Aufwind" heißt das Projekt der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft des Landkreises Bernkastel-Wittlich (PSAG). "Aufwind" will ein Netzwerk aus Ehrenamtlichen schaffen, die ein wenig Freizeit mit psychisch erkrankten Menschen verbringen.Informationsforum in Wittlich

"Es ist nichts Spektakuläres: Mal durch die Stadt schlendern, ins Schwimmbad oder einen Kaffee trinken gehen, eine kleine Radtour machen", sagt Christian Knopp, Diplom-Psychologe bei der Caritas. Er ist einer der Ansprechpartner der PSAG und erklärt: "Es ist ähnlich, wie wenn jemand im Rollstuhl sitzt und Hilfe braucht, um den Alltag draußen zu bewältigen." Denn was man so den lieben, langen Tag machen kann, kann zu einer besonderen Herausforderung werden. Zumal sich der Kontakt der Betroffenen meist auf Professionelle oder die Familie beschränkt. Das war naturgemäß nicht immer so. Die meisten haben einmal "fest im Leben gestanden" bis zu einer Krise, über die sie nicht hinweggekommen sind. Als Beispiele nennt Christian Knopp: Tod eines Angehörigen, Trennung vom Partner oder auch Verlust der Arbeit. Je länger dann eine psychische Erkrankung dauert, desto mehr leiden die sozialen Kontakte, der Freundeskreis, die Bekanntschaften schwinden. Da will "Aufwind" ansetzten, nicht ohne die Ehrenamtlichen professionell zu begleiten und ihnen offen zu lassen, jederzeit aussteigen zu können. Die Betroffenen selbst nehmen meist Medikamente, sind nicht akut erkrankt.Zum Auftakt gibt es ein Informationsforum am Dienstag, 5. Juni, 18.30 Uhr, im St. Markushaus in Wittlich für alle Interessierten. Hinzu kommen Kurzschulen im DRK-Sozialwerk Haus Felsenburg in Wittlich jeweils donnerstags, 18.30 Uhr, am 14. und 21. Juni. Ende Juni ist dann eine Grillveranstaltung geplant, bei der sich Ehrenamtliche und Betroffene unverbindlich kennen lernen können.Ängste nehmen, Hilfen anbieten

Ziel der Veranstaltungsreihe ist: Vorurteile abzubauen, Ängste zu nehmen und die Hilfen, die den Freiwilligen in Form einer fachlichen und individuellen Begleitung für das Projekt zur Verfügung stehen, vorzustellen. Rund 300 Plakate informieren im Kreisgebiet über das Projekt "Aufwind". Und was kann sein Enagement dem einzelnen Ehrenamtler "bringen"? Christian Knopp sagt: "Man kann viele interessante Leute kennen lernen, für die jeder Input von außen ein Gewinn ist, um nicht mehr so ausgegrenzt, so isoliert zu sein. Und man lernt, wie anders eine Weltsicht sein kann. Man wird konfrontiert mit einer anderen Perspektive, etwa wie im Film oder beim Buchlesen. Man kann auch ,Wahnsinns-Schicksale ´ kennen lernen, und man hat einfach etwas mit Menschen zusammen gemacht, auch wenn es nur ein Frühstück oder mal ein Gespräch übers Wetter ist." Die PSAG ist eine trägerübergreifende Kooperation von acht Institutionen inklusive Selbsthilfegruppen, die Projekte zur "Normalisierung" psychisch chronisch erkrankter Menschen entwickeln will. Ansprechpartner sind: Christian Knopp, Telefon 06531/972928; Christoph Otten, Telefon 06571/96786, und Daniela Eis, Telefon 06504/913421.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort