Wilder Müll schmeckt Kühen nicht

Wittlich · Achtlos aus dem Auto geworfene Verpackungen pflastern die L 141 entlang des Vitelliusparks. Der Wind weht den Müll auf die Felder der Landwirte. Über das Tierfutter gelangt er in die Mägen der Rinder, die daran verenden können. Die Entsorgung des wilden Mülls kostet die Stadt viel Geld.

 Landwirt Manfred Zelder geht der Müll entlang der L 141 am Rande des Gewerbegebiets Vitelliuspark auf die Nerven. Um seine Tiere zu schützen, muss er täglich den Abfall aufsammeln, den die Autofahrer aus dem Fenster werfen. TV-Foto: Christian Moeris

Landwirt Manfred Zelder geht der Müll entlang der L 141 am Rande des Gewerbegebiets Vitelliuspark auf die Nerven. Um seine Tiere zu schützen, muss er täglich den Abfall aufsammeln, den die Autofahrer aus dem Fenster werfen. TV-Foto: Christian Moeris

Foto: christian moeris

Wittlich. Fenster auf - und raus damit: Die Menge an weggeworfenen Pappbechern, Bierflaschen, Metalldosen, Plastiktüten und Fastfood-Verpackungen am Rande der L 141 könnte manch einen auf den Gedanken bringen, die Straße am Rande des Gewerbegebiets Vitelliuspark für den größten öffentlichen Mülleimer im Landkreis Bernkastel-Wittlich zu halten. Doch der Abfall, den viele Autofahrer dort illegal aus dem Auto entsorgen, stört Spaziergänger und vor allem Landwirte, die direkt neben der Landstraße ihre Felder bewirtschaften. Hohe Tierarztkosten

"Sobald der Wind den Müll auf meine Wiese geweht hat, ist er mein Problem", beklagt sich Landwirt Manfred Zelder vom Helenenhof, der mehrere Weiden und Äcker entlang der L 141 bewirtschaftet. Gerade jetzt im Frühling muss Zelder die Wiesen eggen. Eine Menge Arbeit, denn dabei fährt er mit dem Traktor über jeden Meter seines Grünlands. Doch der illegale Abfall zwingt ihn dazu, alle paar Minuten anzuhalten, aus dem Fahrzeug zu springen und den Müll einzusammeln, den die Autofahrer entlang der Straße aus dem Fenster werfen. Denn ist der Abfall erst mal ins Tierfutter gelangt, dann ist es zu spät. "Jedes Jahr haben drei bis vier Kühe Fremdkörper im Magen", sagt Zelder. Die Fremdkörper sind nichts anderes als der Müll, der über das gemähte Gras und später im Heu und der Silage des Landwirts schließlich in den Mägen der Tiere landet. In den meisten Fällen, könne der Tierarzt den Tieren helfen, sagt der Milchbauer, der auf dem Helenenhof in unmittelbarer Nähe der Landstraße 130 Milchkühe hält. Die Behandlungen seien allerdings nicht umsonst. Doch nicht nur der Müll, der während der Fahrt aus dem Autofenster geworfen wird, regt den Landwirt auf.Jeden Tag ein Sack Unrat

"Auf den Feldwegen entlang meiner Wiesen machen viele Arbeiter regelmäßig ihre Mittagspause. Danach entsorgen sie ihren Müll von der Essensverpackung bis zum vollen Aschenbecher auf meinen Weiden", sagt Zelder. Derzeit sammle sein Azubi jeden Tag einen Sack Müll von den Feldern.Der Landwirt kann aber auch noch andere Geschichten erzählen: "Wir haben schon oft beobachtet, dass nachts Autos am Getreidefeld halten, der Kofferraum geöffnet wird und alte Reifen rausgeschmissen werden." Wenn das Getreide schon hoch stehe, sei es für ihn jedoch schwer, die Reifen zu erkennen. "Deshalb müssen wir höllisch aufpassen, wenn wir mit der Erntemaschine durchfahren." Um Schäden zu vermeiden, kontrolliert Zelder seine Getreidefelder deshalb vor der Ernte mit dem Traktor.Für Zelder gehört die Entsorgung des Unrats, den die illegalen Abfallentsorger dort verteilen, mittlerweile zum Alltag. Doch jüngst schaffte es das Thema gar bis in den Stadtrat: Spaziergänger, die in dem Bereich regelmäßig mit ihren Hunden unterwegs sind, hatten sich, so erklärte Stadtratsmitglied Magdalena Zelder (CDU), über den Unrat beschwert.Die Stadt wurde daraufhin schnell tätig. "Mitarbeiter des Bauhofs haben dort innerhalb der letzten Tage mehrere Säcke Müll aufgehoben", sagt Rainer Stöckicht, Mitarbeiter der Stadtverwaltung.Dazu sammelt an der L 141 auch der Landesbetrieb Mobilität zwei Mal im Jahr den Müll ein. Den Entwässerungsgraben neben der Straße, in dem ebenfalls viel Unrat landet, säubern von Zeit zu Zeit Mitarbeiter des Baumarkts Globus. Ein freiwilliger Müllsammler, Rainer Schäfer aus Kröv, reinige den Streckenabschnitt ebenfalls zwei Mal im Jahr, sagt Stöckicht. Darüber hinaus seien zwei Mitarbeiter der Stadtwerke das ganze Jahr mit nichts anderem beschäftigt, als den wilden Müll im Stadtgebiet aufzusammeln: Dessen Entsorgung kostet die Stadt jedes Jahr 60 000 Euro.Meinung

Umweltsünder knipsenAm Straßenrand, am Waldrand, an Bächen und in Straßengräben: Überall fliegt der Müll derer herum, die ihn in die Landschaft werfen. Das sieht nicht nur hässlich aus, ist gefährlich für Mensch, Tier und Pflanze, sondern kostet auch noch eine Menge Geld. Denn die Entsorgung dieses wilden Mülls ist weit teurer als das Einsammeln an den Straßenrand gerückter Mülltonnen. Und zahlen müssen dafür leider letztlich alle. Statt Temposünder könnte man an der L 141 vielleicht zur Abwechslung auch mal die Umweltsünder knipsen. Ihren Spuren nach müsste sich dort reichlich Bußgeld eintreiben lassen. mosel@volksfreund.deExtra

Das Kreislaufwirtschaftsgesetz sieht für Umweltsünder im schlimmsten Fall Bußgeld bis zu einer Höhe von 100 000 Euro und bis zu zehn Jahre Gefängnis vor. Die Kosten für die Entsorgung des Mülls trägt der Täter zusätzlich. Allein eine aus dem Autofenster entsorgte Zigarettenkippe kann ein Bußgeld zwischen 20 und 50 Euro Bußgeld nach sich ziehen. cmo

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