Wittlich: Viele kümmern sich um die Kehrseite des Karnevals

Witllich · Die Polizei zeigt mehr Präsenz auf den Straßen, die Stadt Wittlich setzt auf Vollzugsbeamte gegen Wildpinkler, andere helfen „Karnevalspatienten“ auf die Beine: Besonders an Weiberdonnerstag und am Umzugssonntag wird aufgepasst, dass das Feiern nicht aus dem Ruder läuft.

 Die Karrstraße wird zur Partymeile und steht im Fokus der Sicherheitskräfte.

Die Karrstraße wird zur Partymeile und steht im Fokus der Sicherheitskräfte.

Foto: TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Spaß beiseite: Während der Straßenfastnacht kümmern sich Polizisten, städtische Vollzugsbeamte, Ehrenamtliche, die Erste Hilfe leisten, und Ärzte um die Kehrseite des Karnevals.
In Wittlich steht der Weiberdonnerstag im Fokus: Dann geht es nicht um die Rathauserstürmung, sondern um Fälle wie Wildpinkler, alkoholisierte Jugendliche, körperliche Auseinandersetzungen.
Besonders im Blick haben die, die sich darum kümmern, dass die Karnevalsbilanz möglichst glimpflich ausfällt, die Karrstraße, die zur Partyzone wird. Die Polizei zieht in Erwägung, den Bereich mit einer Kamera zu überwachen (der TV berichtete).

Zu sehen gäbe es: Flaschen und Scherben auf der Straße, Betrunkene, Wildpinkler, aggressive Menschen.
Um die Wildpinkler, übrigens beiderlei Geschlechts, kümmern sich unter anderem die zwei städtischen Vollzugsbeamte. Wer von ihnen erwischt wird, muss zahlen. "Die dafür in Wittlich verhängte Geldbuße beginnt bei 50 Euro. Es kommt aber auf die Umstände des Einzelfalls an. Hinzu kommen Verwaltungs- und Zustellgebühren", sagt Jan Mußweiler, Pressesprecher der Stadtverwaltung. Die lässt sechs Mobiltoiletten in der Karrstraße aufstellen.

2015 hat das 750 Euro gekostet. Außerdem werde auf die Einhaltung des Jugendschutzes geachtet: "Kein Bier oder Wein für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren. Keine Branntweine oder branntweinhaltige Getränke wie Wodka-Mixgetränke und kein Tabak für unter 18-Jährige" hat die Stadt plakatiert und lässt ihre Vollzugsbeamten darauf ein Auge halten, wer in welchem Alter raucht und Alkohol trinkt.

Zudem wurde bei den Karnevalsvereinen dafür geworben, bei den Umzügen keinen Alkohol auszuschenken.
Alle Vorsicht nebst Kontrolle hilft nicht immer. So ist im Wittlicher Krankenhaus zwar laut deren Sprecherin Sabine Zimmer "während der Faschingszeit nur ein leichter Anstieg der jugendlichen Patienten zu vermerken", so seien es aber in der Regel an "Weiberdonnerstag - erstaunlicherweise oft schon am frühen Nachmittag also kurz nach Ende der Schule etwa zwei bis drei Jugendliche, die mit zu viel Alkohol zu unserer Notaufnahme gebracht werden." Während der Umzüge sonntags seien es drei bis vier Jugendliche. Sie seien meist 15 bis 16 Jahre alt. Das habe eine Nachfrage in der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin und der Notaufnahme ergeben.

Damit man aber im närrischen Notfall nicht gleich zum Klinikpatienten werden muss, etwa, weil man sich an Scherben verletzt hat, enagieren sich auch Ehrenamtliche. Allein die Malteser haben im vergangenen Jahr alleine über Karneval knapp ehrenamtliche 500 Stunden bei vielen Umzügen geleistet. "In Wittlich sind die Malteser beim Umzug mit mindestens zwölf Helfern vertreten, hinzu kommen ein Einsatzleitwagen und zwei Rettungswagen," sagt Malteser Kai-Jörg Krall und: "Im letzten Jahr wurden 30 Patienten sanitätsdienstlich versorgt wovon zehn in ein Krankenhaus transportiert werden mussten. Auch notärztlich mussten Patienten versorgt werden. Das Hauptaugenmerk liegt auf alkoholbedingten Einsätze, Schnittverletzungen oder Zuständen nach körperlichen Auseinandersetzungen."

Die aktuell in größeren Städten diskutierte Frage, inwieweit Flüchtlinge ein Sicherheitsrisiko darstellen könnten, beschäftigt auch manchen in der Kreisstadt. Eine besondere Gefahr etwa angesichts der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende, AfA, in Wittlich sei nicht zu erwarten, sagt Georg Bührmann von der Polizeiinspektion (PI) Wittlich: "Die hier ansässigen Flüchtlinge werden in einer Infoveranstaltung in der AfA darauf hingewiesen, wie hier die Gepflogenheiten sind und wie man sich zu verhalten hat. Außerdem werden neue Flyer vom Landeskriminalamt verteilt." Ansonsten begleite die PI die täglichen Besprechungen in der AfA. "Wir sind unterstützend und beratend tätig. Seit es die AfA gibt, haben wir kein erhöhtes Einsatzaufkommen."

Aus Sicht der Polizei sei an Karneval hier vor Ort Alkohol das Hauptproblem. Deshalb gebe es vermehrt Kontrollen und eben das Präsenz zeigen auch in zivil. Bührmann: "Und wenn dann jemand erkennbar Randale sucht, können wir einen Platzverweis aussprechen oder ihn in Gewahrsam nehmen."

Generell gelte auch für die Polizisten von der PI Wittlich: "Wir werden die Präsenz im Vergleich zu den Vorjahren noch mal erhöhen, um erst keine Gefahren entstehen zu lassen. Viele meiner Kollegen werden also nicht feiern, sondern Dienst haben. Das wird allgemein akzeptiert, dass das eine besondere Lage ist, der man gerecht werden muss."

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