Wittlichs Vitelliuspark ist ein Riesengeschäft: Grundstück so gut wie verkauft - Großflächiger Einzelhandel am Stadtrand legt weiter zu

Wittlich · Edeka, Aldi, Expert, Globus-Baumarkt, Gartenland Schmitt: Der Bereich Vitelliuspark ist mit großflächigem Einzelhandel zum Kundenmagneten geworden. Ein restliches Riesengrundstück ist seit Monaten reserviert. Auf den 24 000 Quadratmetern ist unter anderem ein Möbelmarkt geplant.

 Rechts wehen die Fahnen des Globus-Markts, dahinter eine Wiese: Dort soll großflächiger Einzelhandel hin. TV-Foto: Klaus Kimmling

Rechts wehen die Fahnen des Globus-Markts, dahinter eine Wiese: Dort soll großflächiger Einzelhandel hin. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (m_wil )

Auch wenn ein Blick auf die Läden im Stadtzentrum anderes vermuten lässt: Wittlichs Geschäftswelt wächst. Und sie wächst im großen Stil. Großflächiger Einzelhandel am Stadtrand legt weiter zu, während kleinere Traditionshäuser in der Innenstadt leer stehen.Bald neue Nachbarn



Jüngste Expansionspläne haben Lebensmittelketten, die auch ein umfangreiches Zusatzangebot von Kleidung bis Haushaltswaren führen: Lidl in der Kurfürstenstraße wird vergrößert, und für den Real-Markt in der Justus-von-Liebig-Straße sollen es rund 700 Quadratmeter mehr sein. Er hätte dann 6000 Quadratmeter Verkaufsfläche (der TV berichtete). Zum Vergleich: Das Einkaufszentrum Schlossgalerie nahe der historischen Innenstadt verfügt über rund 5300 Quadratmeter.

Am Stadtrand wächst die Geschäftswelt weiter. Das Vitelliuspark genannte Konversionsgebiet boomt: Dort hat zuletzt mit 9500 Quadratmetern reiner Verkaufsfläche auf rund 32 000 Quadratmetern der Globus-Baumarkt Akzente gesetzt. Vorreiter war das Edeka E-Center als erster großflächiger Einzelhandel auf dem ehemaligen Militärgebiet. Es hat 3500 Quadratmeter Verkaufsfläche auf 14 500 Quadratmetern. Auch Aldi und Expert (vormals Pro-Markt) sind mit ihren Flachbauten und Parkplätzen schon da, und sie bekommen bald neue Nachbarn.

Denn gerade hat der Stadtrat auf einem 24 000 Quadratmeter großem Grundstück ebenfalls ein riesiges Geschäft möglich gemacht. Es geht dabei um künftig zusammen 8690 Quadratmeter Verkaufsfläche. Davon entfallen 7200 auf einen Möbelmarkt (plus Lager und Verwaltung), 790 auf einen Drogeriemarkt, 600 auf einen Tierfachmarkt und 100 für ein Back-Shop/Café.

Diese Aufteilung hat seit langem die Firma GVG aus Völklingen im Saarland im Sinn. Damit das Vorhaben aufgeht, musste der Stadtrat den Flächennutzungsplan ändern, da in diesem Bereich vorher ein Gewerbegebiet vorgesehen war und kein weiterer großflächiger Einzelhandel, für den eine Sonderbaufläche genehmigt werden muss. Ein Verfahren, das nun abgeschlossen ist. Dabei geht es um das Grundstück, das stadteinwärts gesehen hinter dem Globus-Baumarkt in Richtung Kasernenstraße direkt am mittleren Verkehrskreisel liegt.

Die Firma GVG, im September 2013 gegründet, hat seit Juli 2014 diese Unternehmensziele: "Der Erwerb, die Entwicklung, die Veräußerung, die Vermietung, die Verpachtung und die Verwaltung jeweils von eigenem Grundbesitz, insbesondere von Immobilien in Wittlich." Ein Ziel ist bald erreicht, doch noch hat sie nicht gekauft. Auf der Internetseite der Stadtwerke, die den Vitelliuspark verwalten und die Flächen verkaufen, ist das Grundstück reserviert. Vermutlich nicht mehr lange. Dann kann das vom Stadtrat begleitete Verfahren umgesetzt werden. Es umfasst dabei nicht nur die Fläche für die Geschäfte. Auch der Verkehr muss bedacht werden. Schon jetzt führen die bestehenden Kundenmagnete dazu, dass die neuen Straßen den Verkehr nicht immer schaffen. Teils stauen sich die Autos bis auf die L 141 zurück. Um die neue Straße Alte Garnison zwischen Edeka und Globus, die über den inneren Kreisel an einen neuen Ast der Römerstraße angeschlossen ist, zu entlasten, sieht der Plan vor, ein altes, derzeit zurückgebautes Teilstück der Römerstraße wieder zu öffnen und an die Landstraße 141 anzuschließen. sosMeinung

Was vom Plan übrig blieb
Nicht scheibchenweise, sondern gleich in großen Stücken eingeknickt ist man in Wittlich angesichts der Investorenwünsche, die die Verwaltung auch nicht gerade als schlechteste Lösungen unterstützt hat. Mit dem Vitelliuspark war die Stadt Durchgangsbesitzer von Top-Grundstücken in einer Top-Lage. Kein Wunder, dass Investoren für großflächigen Einzelhandel von Anfang an fast Schlange standen, um ein schönes Stück vom Wittlicher Exklusiv-Angebot zu bekommen. Die bekannten Namen und die Beinahe-Drohung "Sonst gehen die woanders hin!" haben den Stadtrat immer wieder zurückrudern und für große Ketten eine Kehrtwende machen lassen. Es ist noch nicht lange her, da wünschte die Lokalpolitik im Vitelliuspark ein Mischgebiet aus Wohnen und Gewerbe, Handwerk, Betrieben mit einer maximalen Nettoverkaufsfläche von 1400 Quadratmetern und so weiter. Oder war das nur planerische Augenwischerei? Oder hatte der damalige Stadtrat keine Ahnung, was geht und verträglich ist? Womöglich hätte man preislich nachgeben oder abwarten müssen mit dem Grundstücksverkauf im großen Stil, an dem letztlich andere verdienen. Dafür sind Investoren ja da. Ihnen kann man es nicht verdenken. Sie haben gut verhandelt, ihren Willen bekommen. Und was der Vitelliuspark heute ist, war eben nicht Wille der Lokalpolitik. So geht "flexiblere Masterplanung". Und mit den Füßen ist abgestimmt: Den Kunden gefällt das. s.suennen@volksfreund.de

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