Wunsch nach Ruhe vor der Raserei

Viel Verkehr rollt über eine "Abkürzung" am Kindergarten vorbei, Raser werden Fußgängern gefährlich und Lärm macht Anwohnern zu schaffen: Dagegen wollen Lüxemer Bürger angehen. Unterschriften sind gesammelt, Briefe geschrieben. Damit bekommt eine alte Forderung Aufwind.

 Die breite Gerade nach Lüxem: Ex-Ortsvorsteher und Anlieger Helmut Konrad an einer der „Rennstrecken“. TV-Foto: Sonja Sünnen

Die breite Gerade nach Lüxem: Ex-Ortsvorsteher und Anlieger Helmut Konrad an einer der „Rennstrecken“. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich-Lüxem. Wer aus Lüxem Richtung Wittlich fährt, wird hinterm Ortsschild auf Tempo 50 gedrosselt. In umgekehrter Richtung kann man theoretisch Tempo 100 bis zum Ortschild fahren. Weil dort die Vitelliusstraße breit und gerade verläuft, rast mancher ungebremst weiter. Helmut Konrad, früherer Ortsvorsteher, wohnt direkt an der Rennstrecke. Er sagt: "Das war schon zu meiner Amtszeit Dauerthema. Ich habe das jedes Jahr vorgetragen. An Reaktionen kam nicht viel. Die Gefahr ist immer noch da, und sie ist groß." Er hoffe immer noch, dass der Verkehr vor dem Ortsschild gedrosselt und die Gerade dahinter durch Bepflanzungen und Überquerungshilfen so gestaltet werde, dass langsamer gefahren wird. Zumal dort eine Bushaltestelle nebst Straßenkreuzung ist. Helmut Konrad sagt: "Wenn ich morgens die Eltern mit ihren Kindern sehe, die über die Straße müssen, bekomme ich eine Gänsehaut." Ein ebenfalls altes Thema sei der Wirtschaftsweg Zum Altenberg. Den haben Fahrer aus Richtung Eifel längst als Abkürzung entdeckt. Viel gefährlicher Verkehr genau vor dem Kindergarten ist die Folge. Dort gilt Tempo 30, doch im abschüssigen Kreuzungsbereich ist die Situation unübersichtlich. Familie Gerhard und Rösel Burens wollen sich mit all dem nicht abfinden. Ihre Initiative nennt sich "Verkehrsberuhigung Lüxem". Sie haben 130 Unterschriftenbriefe verteilt. Über 70 kamen zurück, ausschließlich mit zustimmendem Kommentar. An Stadt und Kreis wurde geschrieben, mit Ortsvorsteher Peter van der Heyde gesprochen und mit der Fachhochschule Trier zwecks studentischer "Schützenhilfe" korrespondiert. Gerhard Burens sagt: "Es sollte ein Gesamtkonzept für Lüxem erarbeitet werden, das Vitelliusstraße, Zum Wenigenberg, Grünewaldstraße, Bombogenerstraße und Zum Altenberg einschließt." Für letzteren wäre etwa ein Rechtsabbiegeverbot auf die L 52 Richtung Hasborn und ein Verbot für Linksabbieger aus der Eifel kommend eine Lösung. Gerhard Burens sagt: "Bis jetzt reagieren alle positiv. Es ist nur die Frage, ob auch etwas passiert." Ortsvorsteher Peter van der Heyde begrüßt die Initiative. Innerorts seien Maßnahmen verwirklicht. Doch Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in den Durchgangsstraßen umzusetzen, sei aus finanziellen und baurechtlichen Gründen wesentlich schwieriger. Jetzt werde "das allgemeine Potenzial möglicher und sinnvoller Verkehrsberuhigungs-Maßnahmen ausgearbeitet." Das müsse man abwarten. Und der Ortsbeirat wünsche Tempo 70 vor den drei Ortseingängen. Meinung Schon lange ausgesessen Offensichtlich sind die Lüxemer schon lange unzufrieden mit dem Verkehr vor ihrer Haustür. Auch die gefährliche Situation vor dem Kindergarten ist bekannt. Nun gibt es zum Thema Verkehrssicherheit viele Thesen. Schon am "Zebrastreifen" scheiden sich die Geister. Die einen meinen, er bringe Sicherheit, die anderen nennen ihn "Todesstreifen". Merkwürdig ist, dass in Richtung Stadt/"Bungert-Kreisel" Tempo 50 gilt, umgekehrt kein Limit vorgegeben ist. Dass vor vielen Jahren in Höhe der Bushaltestelle ein Kind starb, hatte keine Folgen. Die Situation am Altenberg könnte in den Griff zu bekommen sein, politischer Wille vorausgesetzt. Scharfe Kontrollen können Wunder wirken. Auch wurde anderenorts schon viel "verkehrsberuhigt" mit Verschenkungen, Inseln, Schwellen und ähnlichem. Wenn das unnütz sein soll, wurde dort viel Geld verschwendet. Wenn die Lüxemer glauben, dass sich etwas ändern muss, sollte man ihnen schnell deutlich machen, was geht, was nicht, und was die Gründe dafür sind. s.suennen@volksfreund.deExtra Kommentare der Betroffenen: Dass das Thema Verkehr die Lüxemer bewegt, belegen die Bürger-Kommentare auf den Unterschriften-Listen. Eine Auswahl: "Wir könnten Bücher schreiben über unsere negativen Erlebnisse." "Fenster und Türen müssen wir geschlossen halten, der Lärm ist enorm." "Auch wir als Erwachsene mussten schon öfter beim überqueren der Straße zum Spurt ansetzen." "Ein Wunder, dass noch nichts Schlimmes passiert ist." "Wir sind der Meinung, dass Lüxem als Vorreiter nicht erst warten sollte, bis es wirklich Tote gibt." "Gelegentliche Kontrollen mit empfindlichen Geldbußen könnten wirksame Abhilfe schaffen." "Die 30 Stundenkilometer-Beschränkung wird zu 90 Prozent nicht eingehalten." "Besonders in Rücksicht auf den Kindergarten wäre die Sperrung der Straße Zum Altenberg angemessen." "Wir haben täglich mit Rasern Richtung Flußbach zu tun, die ab der Kurve nochmals kraftig Gas geben. Sehr, sehr gefährlich!" "Wir sind gerne bereit, adäquate Vorhaben auch tatkräftig zu unterstützen."

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