Zachor - Erinnere dich

Im Mai 1948 gründete sich der Staat Israel, zehn Jahre, nachdem mit der Reichspogromnacht der größte Vernichtungsfeldzug gegen das jüdische Volk seinen Lauf nahm. Über die weltweit wichtigste und größte Gedenkstätte für die ermordeten Juden gab es jetzt einen Vortrag in der Wittlicher Synagoge

 „Standbein der internationalen Schule für die Holocaust-Studien in Deutschland“: Susanne Urban berichtete in Wittlich über ihre Arbeit in Jerusalem. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

„Standbein der internationalen Schule für die Holocaust-Studien in Deutschland“: Susanne Urban berichtete in Wittlich über ihre Arbeit in Jerusalem. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Wittlich. In einer Publikation des Auswärtigen Amtes in Berlin wurde Dr. Susanne Urban 2006 als das "Standbein der internationalen Schule für die Holocaust-Studien in Deutschland" bezeichnet. Diese Schule gehört zu Yad Vashem, der weltweit bedeutendsten Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. So war es also eine prädestinierte Persönlichkeit, die in Wittlich über die Arbeit in Jerusalem berichtete. Äußerer Anlass für den Vortrag bildeten zwei Daten, die in diesem Jahr eine besondere Beachtung verdienen. Zum einen jährt sich die Reichspogromnacht zum 70. Mal, zum anderen wurde vor 60 Jahren, am 14. Mai 1948, der Staat Israel gegründet.Den Juden ist in den vergangenen Jahren im Bezug auf den Holocaust vieles vorgeworfen worden - bis hin zu der Behauptung, es habe sich eine regelrechte "Holocaust-Gedenkindustrie" in Israel entwickelt. Hier konnte Urban vieles erläutern, viele Unklarheiten beseitigen. Sie machte auf Hintergründe aufmerksam, auf deren Basis das Gedenken ruht. Sie verdeutlichte, dass der Begriff "Zachor", was übersetzt "Erinnere dich" heißt, eine ganz zentrale Bedeutung im Judentum hat und einen wesentlichen Teil der jüdischen Kultur darstellt. Deshalb sei die Erinnerungssammlung, in der restlos alles gesammelt wird, was in irgendeiner Form an die Zeit zwischen 1933 und 45 erinnert, neben dem Denkmalstatus, der Dokumentation und der Pädagogik eine der wesentlichen Säulen, auf denen Yad Vashem ruht. Der Wunsch nach etwas, das heute als Yad Vashem bekannt ist, kam im damaligen Palästina übrigens schon 1942 auf.Ein Zeichen dafür, wie verständlich die Ausführungen Urbans waren, war die Tatsache, dass vom Angebot, im Nachhin ein noch Fragen zu stellen, kaum Gebrauch gemacht wurde. Erst die Schlussansprache des Wittlicher Kulturamtsleiters, Justinus Maria Calleen, in der er darauf hinwies, dass dieser Vortrag Bestandteil einer ganzen Reihe von Veranstaltungen sei, mit denen sich die Stadt Wittlich ihrer Gedenkverantwortung stelle, rief bei den Besuchern Widerspruch hervor. Einige Mitglieder des Arbeitskreises "Jüdische Gemeinde Wittlich" wiesen darauf hin, dass es schon seit 20 Jahren eine intensive Gedenkarbeit gebe.

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