Zehn Millionen Euro für 47 Wohnungen: Neue Nachbarn für St. Markus in Wittlich?

Wittlich · Geschätzte zehn Millionen Euro sollen investiert werden, um 47 Wohnungen zu schaffen, die von Burg- bis Kirchstraße entstehen könnten. Ein dazu notwendiger Neubau in der Kirchstraße stößt auf Widerstand.

"Das steht leer, da wohnt niemand mehr, da oben tut sich auch nichts." Vor Jahren blickte der mittlerweile verstorbene Ehrenbürger Willi Schrot mitten in Wittlich, wo er persönlich noch wohnte, nach oben auf die Häuser im Herzen der Stadt. Die einst guten Adressen, in denen Generationen groß geworden sind, waren verwaist.

Die Innenstadt war als Wohnort unattraktiv geworden. So ist das teils immer noch. In manchen Bereichen kann man gar nicht mehr wohnen, so heruntergekommen sind die Immobilien.

Nun gibt es die stadtplanerische Forderung, die da lautet "Innen- vor Außenentwicklung". Das bedeutet, man solle neues Leben innerhalb schon bebauter Flächen fördern, statt immer mehr Wohnen am Stadtrand und damit Zersiedlung zu ermöglichen.

So gesehen müsste ein aktuelles Projekt in der Innenstadt auf große Zustimmung stoßen. Es geht um das Vorhaben, das sogenannte "Freckmann-Areal" bewohnbar zu machen. Dazu sollen über Läden gelegene, längst leer stehende Flächen so saniert werden, dass für sie wieder Mieter gefunden werden können.

Weiterhin ist der Teil des Grundstückes, der an die Kirchstraße angrenzt und im Erdgeschoss Bio Gate beherbergt, als Basis für einen Neubau vorgesehen. Dabei sollen über dem Reformhaus Wohnetagen entstehen. Die maximale Höhe entspricht dem benachbarten auffällig rotbraunen Backsteinhaus, dem Kulturdenkmal "Kirchstraße 4" , das erhalten bleibt.

Die Aufstockung über dem Reformhaus könnte 30 barrierefreie Wohnungen bringen. Sie sollen eine Größe von 40 bis 110 Quadratmetern haben. Im mittleren Bereich sollen dazu begrünte Dachgärten entstehen. Zur Kirchsstraße hin sind Balkone geplant und eine Zufahrt (aus Richtung Pariser Platz gesehen vor dem Bio Gate) zu einer Art Tiefgarage mit Autoaufzug.

Hinzu kommen zunächst im ersten Bauabschnitt die aktuell noch leer stehenden Wohnungen im Altbestand, zu dem Trierer Straße, Marktplatz, Burgstraße gehören. Dort sollen in den Obergeschossen 17 Wohnungen auf den neuesten Stand gebracht werden. Insgesamt wären das 47, modernen Ansprüchen genügende Wohnungen, mitten in Wittlich.

Das Gesamtvorhaben soll laut Architekt Peter Berdi, der mit seinen Söhnen das Projekt jetzt vorgestellt hat, zehn Millionen Euro kosten. Dass der bereits 80-jährige Investor (was Bürgermeister Joachim Rodenkirch extra betonte), überhaupt bereit ist, ein zweites Großprojekt nach der umfassenden Sanierung im Bereich Alte Posthalterei und Nachbarschaft zu wagen, findet niemand im Bauausschuss schlecht. Dort wurde ein Modell gezeigt.

Aber wie es gemacht werden soll, gefällt je einer SPD- und einem Grünen und FDP-Vertreter im Gremium nicht. Sie kritisieren die Massivität des geplanten Neubaus in diesem "sensiblen Bereich". Dass die Architekten betonen, man sei erst in der Vorplanung und die Fassadenstrukturen im Detail seien deren Sache noch nicht, findet bei den drei Kritikern kein Vertrauen.

Auch nicht, dass der Grundsatzbeschluss, dem sich alle ohne diese drei Stimmen anschließen, formuliert, die Fassadengliederung solle noch überarbeitet werden. Die übrigen Lokalpolitiker sind überzeugt, dass das Projekt ein guter städtebaulicher Weg ist.

Und Architekt Peter Berdi sagt auch deutlich: "Aus wirtschaftlichen Überlegungen brauchen wir schon die Baumasse allein bei dem Geld, was wir da verbuddeln. Und wir wählen den Weg, nicht historisierend zu bauen. Ich will aus meiner Zeit heraus zeigen, was wir können."

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