Zu spät dran am Damm

Ohne die Unterquerung der Bahnstrecke von Wittlich nach Trier sind die derzeit laufenden Straßenbauarbeiten bei Wengerohr wenig sinnvoll. Die Bahn will nun die Planungen für den Durchstich ebenfalls vorantreiben.

Wittlich/Wengerohr. Eigentlich müsste Edeltrud Berens immer noch fast täglich die Fenster putzen. Die Anwohnerin aus der Bernkasteler Straße in Wittlicher Stadtteil Wengerohr wartet gemeinsam mit ihrer Familie darauf, dass es auf der Straße vor ihrem Haus endlich leiser wird (der TV berichtete). „Das geht so den ganzen Tag und die ganze Nacht“, sagt Ehemann Peter Berens. Berens glaubt, dass es bald noch schlimmer wird. Schließlich entsteht zwischen Platten und Zeltingen-Rachtig ein großes Feriendorf, und das bedeutet noch mehr Verkehr auf der Strecke. „Die Autos müssen ja schließlich irgendwie dahin kommen“, sagt der Wengerohrer.Bahn-Sprecher: „Hatten Sand im Getriebe“

Wahrscheinlich müssen Familie Berens und die anderen Anwohner an der B 50 die täglich rund 15 000 Fahrzeuge noch bis zum Jahr 2010 ertragen. Dann soll die Ortsumgehung Wengerohr fertig gestellt sein. „Daran glaube ich aber nicht“, sagt Peter Berens. Dass Anwohner Berens nicht mit der Fertigstellung der Umgehung rechnet, hat mit dem Fortgang der Bauarbeiten zu tun. Denn während nördlich der Bahnstrecke von Wittlich nach Trier inzwischen die Trassen für neue Straßen und Kreisel zu sehen sind, künden südlich nur ein paar Markierungen auf freiem Feld und eine Brücke von den neuen Verkehrswegen. Bei der Brücke handelt es sich bisher um eine „So da“- Brücke, denn das 2006 errichtete Brückenbauwerk steht ohne irgendeinen Nutzen nur so da herum. Später soll dort ein Wirtschaftsweg die L 53 überqueren.

Auf der anderen Seite des Bahndamms endet die neu geführte Trasse vom neuen Kreisel am RWE-Umspannwerk nur wenige Meter vor dem Gelände der Bahn. Nicht für diesen Umstand verantwortlich fühlt sich der Landesbetrieb Mobilität Trier (LBM). Er plant das 3,3 Millionen Euro teure Straßenbauprojekt. Ginge es nach ihm, so würde längst gebaut. Nach Auskunft des stellvertretenden Dienststellenleiters des LBM Trier fehlte es bisher bei der Bahn am Willen zur Zusammenarbeit. Bahnsprecher Hartmut Lange bestätigt auf TV-Anfrage, dass „Sand im Getriebe“ gewesen sei. Organisatorische und personelle Veränderungen hätten dazu geführt, dass es nicht voran gegangen sei. Der Sand sei aber nun raus aus dem Getriebe. So werde mit Nachdruck an einer Lösung gearbeitet. Dem LBM werde bald eine notwendige Planungsvereinbarung zugeschickt.

Auf den Eingang des Entwurfs dieser Vereinbarung in den kommenden beiden Wochen hofft auch Hans-Michael Bartnick. Schließlich sei es inzwischen wirklich allerhöchste Eisenbahn. Die Arbeiten müssten unter anderem bahnintern abgestimmt werden, ehe mit der Ausschreibung der Bauarbeiten für die Unterführung begonnen werden kann. Bartnick rechnet damit, dass die in den Plänen als Bauwerk 4 bezeichnete Unterführung in zwölf bis 15 Monaten fertiggestellt sein kann. Unterführung hin oder her – Edeltrud und Peter Berens wollen möglichst rasch ihre Ruhe. Sie kämpfen seit Jahren wenigstens um Lärmschutzfenster, um etwas ungestörter zu sein.

Meinung: Erfolgreich tot gestellt

Ausschuss kümmert sich um Lärmschutz Nachdem sie mit ihrem Wunsch bei LBM auf Granit bissen, haben sich die Eheleute Berens an den rheinlandpfälzischen Bürgerbeauftragten Ulrich Galle gewendet. Und auch der biss auf Granit. Galle hat das Anliegen der beiden Wengerohrer nun an den Petitionsausschuss des Landtags weitergereicht. „Ich lade den Ausschuss hier zu uns nach Hause ein. Die können sich dann anhören, wie laut es hier ist“, sagt Edeltrud Berens. Eine Brücke über die geplante L 53 neu steht bereits östlich des Bahndamms bei Wengerohr.Was musste sich früher der Verkehr durch Wehlen quälen. Und heute? Nahezu himmlische Ruhe ist eingekehrt im Bernkastel-Kueser Stadtteil. Solch eine Ruhe wünschen sich auch Bewohner des Wittlicher Stadtteils Wengerohr. Dass der Lärm der B 50 ab 2010 der Vergangenheit angehören soll, können heute die wenigsten Anwohner der Straße glauben. Denn bei der Bahn scheint mächtig gepennt worden zu sein, so dass der Zeitplan für das Großprojekt vermutlich schon ins Wanken geraten ist. Statt im Sinne der Bürger zu handeln, hat sich das Unternehmen Monate lang tot gestellt. Im Tiefschlaf bleiben konnte das "Unternehmen Zukunft" wohl auch deshalb, weil der öffentliche Druck auf die Bahn nicht da war. Sicher. Die lärmgeplagten Anwohner hätten heftiger protestieren müssen. Hätte sich der eine oder andere Kommunalpolitiker lautstärker für die Wengerohrer eingesetzt, hätte das auch geholfen. Und weil alle stumm blieben, bleibt es erst einmal laut.

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