Zu wenig Platz und Licht für Kranke

Die einzige Möglichkeit, die unzulänglichen Bedingungen für psychisch kranke Menschen im Wittlicher Verbundkrankenhaus zu verbessern, ist der Umzug der Psychiatrie nach Bernkastel-Kues. Der Baubeginn soll frühestens 2011 sein.

 Immer wieder in der Diskussion ist der Schacht im Innenhof der Psychiatrie im Wittlicher Krankenhaus. Doch schon bald wird das Thema erledigt sein: Die Abteilung wird nach Bernkastel-Kues umziehen.TV-Foto: Klaus Kimmling

Immer wieder in der Diskussion ist der Schacht im Innenhof der Psychiatrie im Wittlicher Krankenhaus. Doch schon bald wird das Thema erledigt sein: Die Abteilung wird nach Bernkastel-Kues umziehen.TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Rund 1100 Patienten werden jährlich in der psychiatrischen Abteilung des Verbundkrankenhauses Bernkastel-Wittlich stationär behandelt. 75 Planbetten (eine beschützende, "geschlossene" und drei offene Abteilungen) und 15 teilstationäre Plätze (Tagesklinik) hat die Einrichtung. 18 bis 19 Tage bleiben die Kranken im Durchschnitt.

Dauerthema: Der Innenhof im Schacht



Alljährlich kommt eine Besuchskommission. Das schreibt das Landesgesetz für psychisch kranke Personen vor, weil diese Patienten kaum eine Lobby haben. Die Kommission soll prüfen, wie es um die Rechte der Kranken steht. Alljährlich bemängelt die Kommission die Raumnot insbesondere in der geschlossenen Abteilung im dritten Untergeschoss der Klinik. Eine Tatsache, die Patienten und Angehörige sowie Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte belastet. Tatsache ist auch: Das Klinikgebäude setzt Erweiterungsplänen Grenzen, weshalb die Psychiatrie an den zweiten Standort des Verbundkrankenhauses nach Bernkastel-Kues umziehen soll. 2010 soll dazu die Planung beendet sein und 2011 mit dem Bau begonnen werden.

Bis dahin bleibt vermutlich die Gestaltung des Innenhofes Dauerthema. Der Grund: Den Hof umgeben schachtgleich über acht Etagen aufragende Wände. Ein Vorschlag, den Hof zu begrünen, ist an der Realität mehr oder weniger gescheitert. Es seien "neue Blumen gepflanzt worden, seit Februar dieses Jahres hätten diese jedoch bereits dreimal erneuert werden müssen, da die Wachstumsbedingungen für Pflanzen im Innenhof sehr ungünstig sind", steht im Protokoll zum Kommissionsbesuch in der Klinik, das am Montag im Kreistag vorgestellt wird.

Der gute Wille der Klinik ist deutlich spürbar



Wo für Pflanzen Licht fehlt, fehlt es auch den Menschen.

Eine Patientin hat eine symbolische Idee dazu. Das Protokoll zitiert sie mit dem Hinweis, "dass es doch sinnvoll wäre, eine Lampe in Form einer Sonne als Lichtquelle für den Innenhof zu installieren". Ein anderer Gestaltungsvorgang war, in den Schacht einen Sichtschutz (Segel) zu spannen, um die unfreundliche Atmosphäre abzumildern. Das lassen aber Brandschutzbestimmungen nicht zu.

So bleibt die Erkenntnis der Kommission, "dass die Situation im Innenhof weiterhin unbefriedigend sei, der gute Wille der Klinik jedoch deutlich spürbar".

Zur geschlossenen Abteilung wird allgemein bemängelt, dass es keinen separaten Raucherraum gibt und die Dreibettzimmer zu klein seien: "massive Enge", keine eigenen Nachtschränkchen, fehlende Duschmöglichkeiten im Zimmer, listet das Protokoll auf.

Abschließend wird festgestellt, "dass die baulichen Verhältnisse für psychisch kranke Menschen unzulänglich sind." An den Mängeln sei nur wenig zu ändern. Einzig der Umzug könne die Bedingungen für die psychisch kranken Menschen verbessern.

Meinung

Dilemma der großen Ziele

Jeder Mensch braucht ein wenig Intimsphäre, "Raum für sich", und wenn es nur um einen Nachttisch geht. Und warum soll ein scheußlicher Innenhof als einzige Möglichkeit, "Luft zu schnappen", Patienten der Psychiatrie zumutbar sein? Die baulichen Tatsachen sind entstanden aus Entscheidungen in der Vergangenheit. Deren Auswirkungen sind unerfreulich. Erfreulich ist, dass die Lobby für psychisch Kranke und das Interesse der Öffentlichkeit am Umgang mit ihnen gewachsen ist. Zu hoffen ist daher, dass die neue Raumplanung andere Maßstäbe setzt. Bis zum großen Ziel, dem Umzug an die Mosel, gibt es jedoch in Wittlich nur kosmetische Maßnahmen. s.suennen@volksfreund.de

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