Zwischen Distanz und Anziehungskraft

Zum Ende der Ausstellung von Werken Alfred Hrdlickas im Georg-Meisermann-Museum hatten Kulturamtsleiter Justinus Maria Calleen und Galeristin Anne-Dorothee Bose zu einem geführten Rundgang und zur Auseinandersetzung mit den Exponaten eingeladen.

 Anne-Dorothee Bose (vorne rechts) vermittelt Besuchern der Finissage wissenswerte Details zum Verständnis der Bilder Alfred Hrdlickas. Die Galeristin ist seit vielen Jahren mit dem Künstler befreundet. TV-Foto: Elisabeth Schneider

Anne-Dorothee Bose (vorne rechts) vermittelt Besuchern der Finissage wissenswerte Details zum Verständnis der Bilder Alfred Hrdlickas. Die Galeristin ist seit vielen Jahren mit dem Künstler befreundet. TV-Foto: Elisabeth Schneider

Wittlich. (elsch) Am Treppenabsatz blickt Hrdlicka den Besuchern der Finissage aus einem düsteren Selbstbildnis entgegen. "Als wäre er selbst aus einem Steinklotz heraus gehauen", beschreibt ein Besucher das Selbstporträt des Künstlers. Eine andere Teilnehmerin bewundert die kunstfertige Schraffur, die selbst in tiefer Schwärze noch Details sichtbar werden lässt. Kraftvolle Linien und schonungslose Abbildungen

Doch der Kunst Hrdlickas nahe zu kommen, sei ihr bisher noch nicht richtig gelungen, gibt sie zu. Was für ein Mensch verbirgt sich hinter den kraftvollen Linien und den schonungslosen Abbildungen von Körperlichkeit und Gewalt? Galeristin Bose gibt hilfreiche Hinweise zum Betrachten der Bilder. Faszination üben diese auf alle Teilnehmer gleichermaßen aus. Die persönlichen Ansichten sind jedoch auch am Ende des Rundgangs und nach lebhafter Diskussion immer noch sehr unterschiedlich. Während manche Gefallen am Schalk und an der Ehrlichkeit der Bilder finden, bleiben andere skeptisch: "Schön finde ich das irgendwie nicht, und ich würde so ein Bild auch nicht bei mir zu Hause aufhängen", meint eine Teilnehmerin. Kulturamtsleiter Calleen zeigt sich zufrieden, hat doch das Wittlicher Museum in den vergangenen zehn Wochen mehr Zulauf gehabt als sonst. "Je größer das internationale Renommee des Künstlers, umso breiter wird das Einzugsgebiet", so seine Erklärung für die guten Besucherzahlen. Und im Fall Alfred Hrdlickas gilt mit Sicherheit auch: Je provokativer und vielschichtiger die Aussagen des Künstlers, umso heftiger und zwiespältiger die Reaktionen der Betrachter.

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