So sieht die Wahl hinter den Kulissen aus

Wittlich · Ein Wahlhelfer sagt im TV-Interview, warum fotografieren verboten ist, wie ausgezählt wird und ob "Smileys" als Stimme zählen.

 Einige Kinder spielen am Sonntag vor dem Wahllokal im Alten Rathaus in Wittlich. TV-Foto: Klaus Kimmling

Einige Kinder spielen am Sonntag vor dem Wahllokal im Alten Rathaus in Wittlich. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling (m_wil )

Wittlich Bernhard Lehnen sorgt seit 16 Jahren dafür, dass die Wittlicher wählen können. Im TV-Interview erzählt der 43-jährige Wahlhelfer von seinem Ehrenamt.

Herr Lehnen, bei dieser Wahl waren Sie als Wahlhelfer unter anderem dafür verantwortlich, dass niemand seinen eigenen Wahlzettel fotografiert hat. Warum - ist das nicht Privatsache?

BERNHARD LEHNEN: Eben gerade weil das Privatsache ist: Unsere Demokratie funktioniert nur, wenn wir geheim wählen. Stellen Sie sich vor, ein Kandidat würde Wählerstimmen wollen und zum Beweis ein Foto verlangen. Das soll mit der kürzlichen Anpassung der Wahlordnung unter anderem verhindert werden. Wir setzen alles daran, dass die Bürger geheim und frei wählen können.

Wie zum Beispiel?
LEHNEN: Wir verbannen etwa alles aus dem Raum, das den Wähler irgendwie bei seiner Entscheidung beeinflussen könnte. Kurz vor der vergangenen Landtagswahl haben wir ein Magazin in unserem Wahllokal am Marktplatz entdeckt, auf dessen Rückseite Parteiwerbung abgedruckt war. Das musste natürlich raus. Natürlich achten wir auch darauf, dass niemand beim Wählen beobachtet wird, jeder nur einmal wählen darf und so weiter.

Die meiste Arbeit macht aber sicher das Auszählen…
LEHNEN: Ja. Nach Schließung des Wahllokals um 18 Uhr müssen alle Stimmen geprüft und gezählt werden. Dieses Mal war aber weniger zu tun. Zum Einen, weil in Wittlich nur der Bundestag gewählt wurde. Und zum anderen, weil wir uns nicht um die vielen Stimmen aus der Briefwahl kümmern mussten - das hat dieses Mal ein eigenes Team bei der Kreisverwaltung gemacht.

Ist immer lesbar, was die Leute auf die Wahlzettel kritzeln?
LEHNEN: Lesbar schon, aber sehr selten kommt es auch vor, dass Wähler Namen durchstreichen oder etwas auf den Zettel schreiben. Dadurch wird die Stimme ungültig. Ob Sie aber mit einem Häkchen, mit einem Kreuz oder mit Ausmalen des Kreises wählen, ist für uns egal. Wichtig ist, dass der Wählerwille klar erkennbar ist. Einzige Einschränkung: Smileys, also gezeichnete lachende Gesichter, zählen nicht mehr als Stimme. Sie sind ist nur der Ausdruck einer Gefühlsregung, das hat das Verwaltungsgericht Mainz entschieden. Wenn wir uns unsicher sind, prüfen und entscheiden wir gemeinsam.
Sie sind IT-Spezialist bei der Bundeswehr. Wegen der 35 Euro "Erfrischungsgeld", die Sie für Ihr Ehrenamt bekommen, machen Sie das bestimmt nicht. Oder?
LEHNEN: (lacht) Meine Mutter war selbst Wahlhelferin und hat mich 2001 gebeten einzuspringen, weil sie verhindert war. Seitdem war ich bei mehr als 15 Wahlen dabei, inzwischen als Wahlvorsteher. Als solcher kümmert man sich auch darum, dass genug Wahlhelfer dabei mitmachen. Ich mache das, weil mir klar ist: Unsere Demokratie ist eines der wertvollsten Dinge, die wir haben - und ohne Wahlhelfer geht es einfach nicht. Deshalb freuen wir uns übrigens über jeden, der mithilft!

Interview: Benedikt LaubertExtra: SO WIRD MAN WAHLHELFER

 Bernhard Lehnen. TV-Foto: Benedikt Laubert

Bernhard Lehnen. TV-Foto: Benedikt Laubert

Foto: (m_wil )

Wahlhelfer wird, wer sich selbst meldet oder von Parteien für das Ehrenamt vorgeschlagen wird. Das können nur Bürger ablehnen, die einen wichtigen Grund nennen können. In der Praxis wird das aber nicht streng gehandhabt, weil demotivierte Bürger keine große Hilfe wären. Wahlhelfer bekommen mindestens 25 Euro für ihren Aufwand. Wer als Wahlvorsteher mehr Verantwortung übernimmt, bekommt 35 Euro. In der Regel wird in Schichten gearbeitet, sodass Helfer nur wenige Stunden entbehren müssen. Wer mithelfen will, kann sich bei seiner Verwaltung melden.

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