Klezmer-Musik und jüdische Geschichte der Region

Der Manderscheider Verein Kim möchte den Menschen die jüdische Kultur näherbringen. Vielen sei nicht bewusst, dass die Juden Jahrhundertelang in Deutschland und auch der Region gelebt und die Kultur dort bereichert hätten, sagt Wolfgang Moritz.

Manderscheid. Schluchzen und eine Art Triller sind laut Lexikon typisch für Klezmer-Musik. Die Juden entwickelten diese Musik im 15. Jahrhundert in Europa und spielten sie ursprünglich an Hochzeiten und anderen Festen. Durch den Holocaust gingen viele Stücke verloren. Bis heute beeinflusst Klezmer-Musik, die in den 1970er Jahren in den USA wiederbelebt wurde, berühmte Komponisten. George Gershwin und Leonard Bernstein gehörten dazu.

So einfach lässt sich eine Brücke schlagen von der jüdischen Kultur im Mittelalter bis ins Heute. Und genau das ist es, worum es dem Verein Kleinkunst in Manderscheid (Kim) mit der Veranstaltung "Klezmer-Musik und mehr" am Freitag im Kurhaus geht. Wolfgang Moritz, zweiter Vorsitzender, sagt: "Gerade wenn ich mit jüngeren Menschen rede, stelle ich oft fest, dass keine rechte Vorstellung mehr besteht, was die jüdische Kultur mit uns zu tun hat. Viele meinen, das waren halt Ausländer, die hier wohnten und geduldet wurden und später von den Nazis umgebracht wurden. Dass es Deutsche waren, seit Jahrhunderten hier ansässig und mit ihrer Religion und hohen Kultur wesentlich zu dem beigetragen haben, was wir heute als unsere deutsche Kultur betrachten, ist kaum im Bewusstsein."

Im Kurhaus wird am Freitag das Duo "Nu" aus der Nähe von Bonn im Kurhaus spielen. Georg Brinkamm (Klarinette und Gesang) sowie Emuk Kugl (Akkordeon) werben für ihre Klezmer-Musik mit der Beschreibung: "Die Festmusik der Juden ist ein Erlebnis für Beine, Ohren und Herz."

Die jiddische Musik wird allerdings nur einen Teil der Kim-Veranstaltung füllen. Im anderen Teil wird René Richtscheid, wissenschfatlich-pädagogischer Mitarbeiter des Wittlicher Emil-Franck-Instituts, die verschiedenen Epochen jüdischen Lebens in der Gegend zwischen Mosel und Eifel, in der auch die Manderscheider Grafen eine wesentliche Rolle gespielt haben, darstellen. Richtscheid wird dabei im Blick haben, wie sich jüdische und nicht-jüdische deutsche Kultur gegenseitig beeinflusst haben.

Und welche Spuren haben die Juden in Manderscheid hinterlassen? So direkt offensichtlich keine, denn laut Richtscheid gibt es keine Belege dafür, dass jüdische Bürger dort gewohnt haben. Doch lebten Juden in der Manderscheider Grafschaft und da wiederum vor allem in Osann. In der Grafschaft haben die Juden Zuflucht gefunden, nachdem sie aus Kurtrier aufgrund eines Herrscher-Wechsels ausgewiesen wurden. Das war 1418. In Osann entwickelte sich schließlich eine vergleichsweise große jüdische Gemeinde, die auch eine Synagoge baute. Da diese Ende des 19. Jahrhunderts baufällig war, wurde 1898 eine neue Synagoge gebaut. Beim Novemberpogrom 1938 wurde sie geschändet. Wenig später kaufte ein Privatmann das Gebäude, das seitdem als Schuppen verwendet wird. mai

Die Veranstaltung "Klezmer Musik und mehr" im Manderscheider Kurhaus am Freitag, 1. April, beginnt um 19 Uhr mit einem Vortrag über die Geschichte der Juden in der Region (Eintritt frei). Um 20 Uhr folgt das Konzert mit dem Duo "Nu".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort