S.O.S. - Hausarzt dringend gesucht: Osann-Monzel geht in die Offensive

Osann-Monzel · Seit drei Jahren gibt es in Osann-Monzel keinen Hausarzt mehr. Damit will sich die Gemeinde nicht abfinden und setzt alle Hebel in Bewegung, um einen Allgemeinmediziner in den 1600-Einwohner-Ort zu locken. Jüngste Aktion: Die Gemeinde schaltete eine Stellenanzeige in zwei Tageszeitungen.

28 Jahre führte Franz-Theo Isselstein in Osann-Monzel eine gut gehende Hausarztpraxis - bis er vor drei Jahren mit 68 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand ging. Einen Nachfolger fand Isselstein nicht. Osann-Monzel ohne Hausarzt - das will Ortsbürgermeister Armin Kohnz nicht hinnehmen. Und er weiß, dass er die große Mehrheit der Bevölkerung hinter sich hat.

Bereits vor vier Jahren, als sich abzeichnete, dass der damals noch tätige Arzt Isselstein seine Praxis aufgeben werde, gab es in der Oestelbachtalhalle eine Diskussionsveranstaltung zu dem Thema. Kohnz erinnert sich: "Wir mussten noch weitere Stühle in die Halle schleppen, so groß war das Interesse."

Gemeinde inseriert

Seit Juli 2014 ist Kohnz Ortschef in der Gemeinde, und er will jetzt handeln. Der neu gegründete Ausschuss Gesellschaft und Kultur hat sich mehrmals mit dem Thema befasst. Jüngste Aktion: Kürzlich erschienen im Trierischen Volksfreund und in der Rhein-Zeitung Stellenanzeigen "Osann-Monzel sucht Hausarzt!"
Darin heißt es unter anderem: "Der künftige Arzt wird in allen Belangen durch unsere Ortsgemeinde positiv unterstützt, wie zum Beispiel bei der Suche nach geeigneten Praxisräumlichkeiten und Mitarbeitern."

Die Gemeinde will ihm sogar am Anfang einen "betriebswirtschaftlichen Tutor" zur Seite stellen, der sich um Abrechnungen, Kostenrechnungen, also um den "bürokratischen Kleinkram" kümmern soll. Die Gemeinde ist ferner auf der Suche nach einem Gebäude, in dem nicht nur der Arzt seine Praxis einrichten kann, sondern in dem weitere Dienstleistungen angeboten werden - eine Art Versorgungszentrum. Kohnz denkt zum Beispiel an einen Backshop und Friseur. Und dort könnte auch das Gemeindebüro Platz finden.

In Kürze erhalten alle Bürger einen Fragebogen, in dem sie ankreuzen können, welche Versorgungsmöglichkeiten sie sich wünschen. Auch wird gefragt, ob es in Osann-Monzel ein Angebot für "altersgemäßes und selbstbestimmtes Wohnen" geben soll. Kohnz ist optimistisch, bald einen Hausarzt im Ort begrüßen zu können. "Ich bin überzeugt, dass wir das hinkriegen", sagt er.

Er verweist auf die gute Infrastruktur seiner Gemeinde speziell für junge Familien. Kohnz: "Wir haben eine moderne Kindertagesstätte mit Ganztagsbetreuung und eine Grundschule. Es gibt günstige Anbindungen zu den weiterführenden Schulen in Wittlich und Bernkastel-Kues."

Und schließlich hofft er mit dem Argument Lebensqualität mögliche Interessenten zu motivieren. In der Anzeige heißt es: "Nachtdienst ade! Endlich raus aus der Klinik und als Hausarzt in unsere florierende Gemeinde an der Mittelmosel wechseln!"
Extra

Der aktuelle Versorgungsatlas Rheinland-Pfalz wartet mit alarmierenden Zahlen für die medizinische Versorgung im Land auf. So dokumentiert der Atlas, dass mehr als 50 Prozent der 2716 rheinland-pfälzischen Hausärzte 55 Jahre und älter sind.
Mehr als jeder Dritte ist sogar 60 oder älter. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz geht davon aus, dass diese 1467 Hausärzte voraussichtlich bis 2020 in den Ruhestand gehen.
Der Atlas liefert darüber hinaus weitere Zahlen, die nachdenklich stimmen: Seit dem Jahr 2005 konnten in 52 Gemeinden alle dort frei gewordenen hausärztlichen Praxen oder Zweigpraxen nicht wiederbesetzt werden. Bis zum Jahr 2020 müssen nach Prognosen der KV voraussichtlich in weiteren 181 Gemeinden mit zurzeit mindestens einem Hausarztsitz, alle Vertragshausarztsitze nachbesetzt werden. Das betrifft ein Drittel aller Gemeinden. Quelle: Ärzte Zeitung

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