Wittlicher Stadthaus soll im Erdgeschoss für 930 000 Euro umgebaut werden - Kommunalpolitiker beraten am Mittwoch

Wittlich · Wer als Bürger etwas bei der Wittlicher Verwaltung zu erledigen hat, soll das künftig alles im Erdgeschoss tun können. Das Stadthaus soll für rund 930 000 Euro umgebaut werden, damit Abteilungen vom Einwohnermelde-, bis zum Sozial- und Standesamt auf einer barrierefreien Ebene liegen.

Eigentlich sollten Verwaltung und Bürger sich in einem neuen Rathaus am Kurfürstenplatz treffen. Doch dazu ist es nicht gekommen. Die Wittlicher Behörde wurde dazu verdonnert, zu bleiben, wo sie ist, und das Stadthaus am Viehmarktplatz zu kaufen, das damals nach ihren Wünschen gebaut und seit 1996 gemietet wurde.

Doch heute gibt es andere Ansprüche an die Räumlichkeiten, die man im Rathausneubau gerne realisiert hätte.

Daher versucht man anstelle dessen, jetzt den Altbau zu optimieren. Dafür soll vorrangig das Erdgeschoss umgebaut werden. Das kostet nach einer aktuellen Schätzung aktuellen rund 930 000 Euro. Oder noch etwas mehr. Etwa 40 000 Euro könnten beispielsweise für eine Verglasung in der geplanten Passage hinzu kommen. Die Lokalpolitiker beschäftigen sich öffentlich zum zweiten Mal mit den Umbauplänen, die die Verwaltung mit den betroffenen Mitarbeitern in zwei Workshops mitgestaltet hat.

Das vor genau einem Jahr erstmals öffentlich vorgestellte Konzept danach bis heute weiterentwickelt. Grundsätzlich ist eine komplette Unterbringung von publikumsintensiven Abteilungen im Erdgeschoss beabsichtigt. Dazu gehören Einwohnermeldeamt, Gewerbeamt, Ordnungsbehörde, Standes- und Sozialamt. Aktuell sind sie teilweise im zweiten und dritten Geschoss zu finden. Zwar gibt es einen Aufzug plus Treppen, aber, so steht es in der Beschlussvorlage: Nicht jeder Besucher sei "bereit, den Aufzug zu nutzen". Und: "Mit dem Kauf des Stadthauses zum Januar 2014 war daher eine zukunftsorientierte Nutzungsausrichtung mit der Herstellung der Barrierefreiheit und Demografiefestigkeit für die besucherintensiven Bereiche oberstes Gebot." Wie genau der "Bürgerbüro" getaufte zukünftige Erdgeschossbereich des Stadthauses aufgeteilt und gestaltet sein wird, ist in der Stadtratssitzung am Mittwoch Thema.
4,7 Millionen Euro hat damals der Kauf des Stadthauses zum Januar 2014 gekostet. Die Immobilie hat insgesamt 5000 Quadratmeter, von die Stadtverwaltung nur knapp 40 Prozent selbst nutzt. Der Rest ist vermietet, etwa an den Netto-Markt oder die Kriminalpolizei. Dass im ehemaligen RWE-Kundencenter im Erdgeschoss einmal der als Bürgeramt genannte Verwaltungsbereich einziehen soll, war bereits beim Kauf ein Wunsch.

Bis dahin hat Wittlich jährlich 290 000 Euro Miete bezahlt. Zu den Mieteinnahmen nach dem Besitzerwechsel hat Bürgermeister Joachim Rodenkirch damals 150 000 Euro im Jahr genannt.

Der Stadtrates Wittlich trifft sich am Mittwoch, 20. Mai, 18 Uhr, in der ehemaligen Synagoge.Meinung

Kein Verwaltungsluxus
Auf 600 Quadratmetern soll das Erdgeschoss des Stadthauses komplett umgestaltet werden. Man kann sich als Laie wundern, was eine innere Neuordnung der Immobilie für die Einrichtung von Büroräumen aber naturgemäß auch Toiletten so kostet, nämlich 930 000 Euro. Doch die geschätzten Einzel-Beträge von der kompletten Einrichtung (rund 190 000 Euro) bis zur reinen Bauleistung (300 000 Euro), plus Baunebenkosten, Haustechnik, Außenanlage und nicht zuletzt Mehrwertsteuer sind keine außerirdisch hoch erscheinenden Summen. Rechnet man vom damaligen Kaufpreis 4,7 Millionen Euro ab, was der Anteil des tatsächlich von der Verwaltung als Unterkunft genutzten Platzes im Stadthaus kostet, nämlich etwa 2,3 Millionen Euro, hätte man summa summarum ein (fast) neues Rathaus für 3,2 Millionen Euro bekommen. Das ist kein Verwaltungsluxus. s.suennen@volksfreund.de

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