Braten - aber wie?

Helmut Kohl hat es vorgemacht. Er hat vor vielen Jahren in China "Schweinefleisch süß-sauer - aber aus Rind" bestellt - und bekommen. Bei der Säubrennerkirmes werde ich mir deshalb "Schweinebraten - aber aus Pute" bestellen.

Mit den Extrawürsten (aber aus Gemüse) bin ich während der Feiertage ab kommenden Freitag nicht allein. Angesichts der drohenden Kommunalwahl wollen die einzelnen Stadträte je nach politischer Gesinnung auch besonderen Braten bestellen. Die Christdemokraten werden "Schweinebraten - aber wie immer" ordern. Bei den Sozialdemokraten wird es in diesem Jahr "Schweinebraten - aber ganz anders" sein. Die Grünen werden wohl "Schweinebraten - aber mit viel Gefühl und Kultur" wollen. Die FDPler nehmen hingegen "Schweinebraten - aber so wie der Bürgermeister sagt", während die FWG-Mannen "Schweinebraten - aber so genau wissen wir es nicht" haben wollen.

Eine weitere Neuerung beim Saubratenvertilgungsfest mit mindestens 250 Jahren Tradition wird der sogenannte Ferkelsprung sein. So wird jedem der Bewerber sowie den Amtsinhaber eine Braten-Ausgabestelle zugeordnet. Anhand der in den bisher zweieinhalb Ständen am Ende der Kirmes ausgegebenen Braten wird dann errechnet, wer Bürgermeister wird. Das spart die Kosten für Wahlzettel und erspart die lästige Ankreuzerei im kommenden Juni.

Dass der vom Pichtermännchen verfügte Ferkelsprung schon vor der Kirmes zu Lärmbelästigungen führt, hätte sich der lustige Gesell übrigens nicht träumen lassen. Wer nämlich abends genau hinhört, kann hören, wie in einigen Garagen und in einigen Hinterhöfen an Braten-Ausgabestellen gezimmert wird - aber mit Hochdruck, um doch noch beim Rennen um den Bürgermeister-Posten dabei zu sein.

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